Messerattacken und Diskriminierung: Warum die Gewalt an Deutschlands Schulen eskaliert

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Waffen haben in Schulen und in Kinderhänden nichts zu suchen. Trotzdem kommt es auch in Deutschland immer wieder zu bewaffneten Angriffen unter Jugendlichen. Auch das Thema Diskriminierung an Schulen erhält immer mehr Brisanz. An einer Berliner Schule hatten muslimische Schüler vergangene Woche ein jüdisches Mädchen angegriffen und bedroht, weil sie „nicht an Allah glaubt“. Auch soll in einer Schüler-WhatsApp-Gruppe ein Enthauptungsvideo der Terrororganisation IS kursieren. In einem besonders tragischen Fall an einer Schule in Lünen hat ein ehemaliger Schüler einen 14-jährigen Mitschüler erstochen. Der dortige Schulleiter warnt vor weiterer Gewalt, insbesondere mit Messern, die Kinder und Jugendliche verbreitet mit sich zu führen scheinen.

Grundschüler verletzt Lehrerin mit Messer

Anfang März sorgte ein besonders erschreckender Fall für Schlagzeilen: An einer Grundschule in Nimburg (Baden-Württemberg) hatte ein Zweitklässler seine Lehrerin mit einer Messerklinge schwer verletzt. Zwischen der 54-Jährigen, die an der Schule Deutsch unterrichtet, und dem Siebenjährigen war es auf dem Schulflur zur Auseinandersetzung gekommen. Der Junge hatte ein Messer in der Hand. „Das Messer ging in meinen Bauch. Der Junge ist weggerannt. Ich lag auf dem Boden, es war keiner da. Und ich habe echt gedacht: Jetzt liege ich hier und verblute – und keiner kriegt es mit“, erzählt die Christine B. Eine Gruppe Schüler fand die ohnmächtige Lehrerin und holte Hilfe. Sie musste sofort operiert werden. Aus ihrer Sicht wird ihre Situation verharmlost: Seit den Geschehnissen im Unterricht leide sie unter Angstzuständen, ist seither krankgeschrieben. Ob der Junge Christine B. vorsätzlich verletzte, ist noch nicht klar. Der Grundschüler war schon häufiger durch Aggressionen aufgefallen.

„Politik sieht Entwicklung tatenlos zu“

Doch nicht nur dieser Fall lässt Lehrer und Eltern um die Sicherheit der Kinder bangen. Immer wieder werden Fälle von Gewalt an Schulen bekannt. In Sachsen-Anhalt und Saarbrücken baten Lehrer in sogenannten Brandbriefen bereits um Hilfe. Eine Berliner Schule hat sogar einen Sicherheitsdienst angeheuert. Nimmt das Gewaltpotenzial unter Schülern unaufhaltsam zu?

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes Heinz-Peter Meidinger sagt: Ja. Drohungen, rassistische und antisemitische Äußerungen wie auch tätliche Angriffe seien mittlerweile Alltag an vielen Schulen in unserem Land – und selbst an Grundschulen keine Seltenheit mehr. Der ehemalige Gymnasiallehrer sieht vor allem die Politik in der Pflicht: „Bis dato schaut die Politik dieser Entwicklung nur tatenlos zu. Besonders in Ballungsgebieten gibt es Schulen mit unerträglichen Zuständen für Lehrer und engagierte Schüler“, so Meidinger.  Der 63-Jährige warnt vor „amerikanischen Zuständen“ auch hierzulande. Damit meint Meidinger auch die zunehmende Verbreitung von Gewaltvideos in Chats, mehr und mehr Bewaffnung mit Messern und CS-Gas sowie Attacken und Übergriffe gegen Mitschüler und Lehrer. Dies betreffe insbesondere Schulen mit einem hohen Anteil an migrierten Kindern.

Was muss sich in unserem Schulsystem und durch die Politik ändern, um der Gewaltbereitschaft unter Schülern Herr zu werden? Welche politischen Maßnahmen brauchen wir? Diese Fragen wird Steffen Hallaschka heute Abend live bei stern TV unter anderem mit Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Lehrerverband diskutieren.

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