M. Beisenherz: Sorry, ich bin privat hier: Schulz oder Schulte – Scheitert für uns!

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Lieber Michael Schulte, Gratulation zum Gewinn von #ULFL – und das ist fast schon das Würdevollste, das man über den gestrigen Abend sagen kann. Ulfl, das ist nicht etwa einer dieser, nennen wir es mal wohlwollend, ambitionierten Namen, die Eltern am Prenzlauer Berg verhaltensgestörten Kindern hinterher brüllen, sondern das Kürzel für „Unser Lied für Lissabon“. Denn da geht die Reise des deutschen Trällerreifachverkäufers hin.

Lissabon, ich habe das für Sie nachgeschlagen, liegt weder in Estland, Lettland, noch Litauen, ja, nicht einmal in irgendeiner zahlungskräftigen Diktatur. Das überrascht. So kennen wir unseren ESC gar nicht! Lissabon liegt in Portugal, der Heimat des Fado.

„Fade? Können wir!“, dachten sich die Veranstalter des Vorentscheids

kurzbio beisenherzUnd weil in der allgemeinen Anspannung kaum noch einer richtig zugehört hat, meinten die Veranstalter des Vorentscheides wohl „Fade? Können wir!“ und entsandten allerlei B-Ware aus dem Popstanzwerk, die mit den Plätzen neun bis eins bei „The Voice of Germany“ den Zenit ihrer Karriere bereits hinter sich haben. Eine einstellige Platzierung!

Die älteren ESC-Zuschauer werden sich noch erinnern. Es gilt also, Salvador Sobral abzulösen. Diesen etwas wunderlichen, fast feenhaften Baumumarmer, der den Wettbewerb letztes Jahr gewinnen konnte. Ein interessantes Konzept war das 2017, aber wohl keines, von dem die Organisatoren des Vorentscheides glaubten, man könne es kopieren, um den Titel nach Deutschland zu holen – sonst hätte man ja gleich Jana Pallaske schicken können.

Stattdessen entfiel das Voting schlussendlich auf Michael Schulte. Allerdings nicht geräuschlos, sondern unter einem bundesweiten Geheul, als wäre gerade nochmal Lady Di gestorben oder der „Tatort“ aus Münster abgesetzt.

Liest man die Kommentare im Internet, müssen die Zuschauer sich gefühlt haben wie Affen auf dem VW-Werksgelände. Diese allgemeine Wahrnehmung ist ein wenig schade für diejenigen, die sich echt Mühe mit der Aussiebungsschau gegeben haben.

Allein Kommentator Peter Urban hat die Leistungen der Kontrahenten mit einer Chantré-reklamemäßigen Realitätsverweigerung hochgeschwärmt, dass ihm jederzeit ein Platz als nordkoreanischer Nachrichtensprecher sicher sein dürfte. So ist Michael Schulte NATÜRLICH „der deutsche Ed Sheeran“. Und Europa darf am 12. Mai darüber abstimmen, ob das stimmt.

ESC Vorentscheid 2018 TV-Kritik 7.13hGestern war erst einmal das nationale Publikum mit der zynischen Aufgabe betraut, darüber zu befinden, wer für uns nach Lissabon muss. Das kennt man so nur von den „Hunger Games“ oder Menges Millionenspiel. Ich hätte erwartet, hier werden Hölzchen gezogen, und wer verliert, der muss hin. Doch, HALT! Warum dieser Defätismus. In dieser Farce liegt auch eine Chance!

Niemand mag den Klassenbesten

Deutschland ist gerade auf dem besten Wege, Europas sympathischer Loser zu werden. Gut, nicht so wie die Engländer. Aber die sind gefühlt auch nicht mehr Europäer. Außerdem sind sie Engländer. Scheitern hat eine verbindende Kraft! Niemand mag den Klassenbesten. Eine Rolle, die wir lange, zu lange ausgefüllt haben.

Erst haben wir mit Lena den ESC gewonnen, dann die WM und im Alleingang den Euro gerettet. Wir waren Export- und Schuldenberatungsweltmeister. Fragt mal die Griechen. Das war alles zu perfekt, zu glatt, zu technisch. Und jetzt? Wir werden menschlich!

Seit Monaten warten wir auf eine Regierung- das ist doch schon fast mediterranes Flair! Italienische Wochen in Berlin. Top-Unternehmen wie die Primatenvergaser aus Wolfsburg erlauben sich eine Panne nach der anderen. Vom Flughafen BER oder Stuttgart 21 ganz zu schweigen. Deutsche Effizienz? My Ass!

Die schwarz-rote Koalition als Rollator für eine ältere Frau

Wir können ja nicht einmal mehr effizient Aufständische niederknüppeln und wegschaffen, wie wir der Welt beim G20-Gipfel bewiesen haben. Die Bundesligisten taumeln so tapsig und erfolglos durch die europäischen Wettbewerbe wie der deutsche Weltstar Boris Becker durch Pokerturniere in Tschechien. Und während mit Macron, Kurz oder Trudeau die jungen Dynamiker in der Welt den Ton angeben, verkommt die schwarz-rote Koalition zu einer Art Rollator für eine ältere Frau. Driving Miss Angie.

Kevin-Kühnert-Mailverkehr war eine Fälschung der Titanic – behauptet die Titanic_12.00Ja, selbst das teutonische Kampfblatt, die „Bild“ lässt sich von einer Bande pickliger Cordhosen mit Windows-Rechner aus einem Keller in Frankfurt verarschen. Und das einst so stolze Außenministeramt wird im Fingerhakeln ausgerangelt. Wir werden menschlich. Ist das nicht wundervoll.

Es ist Zeit, Herzen zu fangen. Micha, mach den Letzten für uns. HSV, SPD, ESC! Es ist doch scheißegal. Schulz oder Schulte. Scheitern fängt nicht umsonst mit SCH an. Der eine geht aus Europa nach Deutschland, um sich auf die Fresse zu legen. Der andere macht es halt anders herum.

Es ist schön, zu wissen: Wenn die Leute „Deutschland“ hören, hellt sich ihr Gesicht auf. Und sei es nur, weil sie lachen. Tu es für uns. Deine Deutschen. Wenn du am 12. Mai allerdings spontan wegen Magen-Darm-Grippe absagen solltest – wir würden es verstehen. Ehrlich.

ESC Zusammenfassung

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