Geboren mit Down-Syndrom: So geht es der kleinen Olivia drei Wochen nach der Geburt

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„Was wir uns wünschen ist, dass sie weitestgehend ein normales Leben führen kann, wie unser Sohn.  Ich freue mich darauf, dass sich die Zwei kennenlernen. Julius hat auch viel dazu beigetragen, dass wir seine Schwester bekommen.“

Acht Tage nach der Geburt der kleinen Olivia Viktoria durfte die Familie mit ihrem Mädchen nach Hause fahren. Und das ist fast ein kleines Wunder, denn die Tochter von Susie und Andreas Mehler hat das Down-Syndrom. In Deutschland werden 9 von 10 Schwangerschaften mit dieser Diagnose vorzeitig abgebrochen. Die Mehlers haben sich anders entschieden: Dass sich 90 Prozent in so einem Fall für einen Abbruch entscheiden, schockiert mich nach wie vor, schrieb Susie Mehler vor einigen Wochen in einer E-Mail an stern TV.

Susie und Andreas Mehler erfuhren in der 22. Schwangerschaftswoche von dem Chromosomendefekt ihres zweiten Kindes: Trisomie 21. Während die Körperzellen jedes Menschen normalerweise 46 Chromosomen enthalten – gebildet aus 23 Chromosomen-Paaren – habe ihr Baby ein Chromosom mehr, nämlich 47 statt 46. Das Chromosom 21 sei dreifach vorhanden. Daher die Bezeichnung Trisomie 21.
Baby mit Down-Syndrom 19.45Kinder mit dieser Diagnose leiden in der Folge oft unter körperlichen Fehlbildungen und geistigen Einschränkungen. Wie ausgeprägt sie sind, zeigt sich meist erst nach der Geburt. Werdenden Eltern steht es frei, bei einer solchen vorgeburtlichen Diagnose einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen.

Susie und Andreas Mehler entschlossen sich nach einer kurzen Bedenkzeit, ihre Tochter trotzdem – oder gerade deswegen – auf die Welt zu bringen. Bei stern TV machten sie ihre Geschichte  öffentlich. „Wir möchten anderen Eltern Mut machen, sich trotz aller Widrigkeiten und Ängste für ihr Kind zu entscheiden“, erklärte Susie Mehler noch kurz vor der Geburt.

Ausprägung des Herzfehlers war nicht vorhersehbar

Auch bei ihrem ungeborenen Kind war bereits während der Schwangerschaft ein Herzfehler diagnostiziert worden – eine häufige Begleiterscheinung der Trisomie 21. Die Mehlers zeigten sich dennoch zuversichtlich:  „Es fühlt sich richtig an. Ich glaube, uns würde es ziemlich bescheiden gehen, wenn ich abgebrochen hätte. Weil ich mich immer fragen würde, wie es gewesen wäre. Es ist gut so, wie es ist“, sagte die werdende Mutter.

Olivia meldete sich 15 Tage vor dem errechneten Geburtstermin an: Das kleine Mädchen kam vor drei Wochen, am 22. März um 5:38 Uhr in München zur Welt. Die Kleine war 2460 Gramm leicht und 45 Zentimeter groß, und trotz der verfrühten Geburt lief alles ohne Komplikationen. „In dem Moment, als sie rausgeflutscht ist, habe ich keinen Gedanken daran verschwendet, was das Down-Syndrom betrifft. Gar nicht. Sie war einfach da“, erzählt Vater Andreas Mehler. „Jetzt ist sie da und hat sich schon in mein Herz gekämpft!“ Und auch Susie Mehler war überglücklich: „Egal, was sie im Gepäck hat. Aber es ist einfach wichtig, dass sie gut angekommen ist.“

FAQ Down-SyndromDoch wenige Stunden nach der Geburt mussten die Eltern ihre Tochter aus den Händen geben. Die Ärzte brachten Olivia auf die Intensivstation, da ihr Blut eine zu geringe Sauerstoffsättigung aufwies. Neben dem angeborenen Herzfehler – einem Loch in der Scheidewand – zeigte sich auch, dass beide Herzklappen fehlgebildet sind. Die Mediziner stellten außerdem eine weitere Erkrankung an Olivias Herzen fest: Sie leidet an einer Verengung der Aorta. Ein akut lebensbedrohliches Problem. Den Eltern wurde mitgeteilt, dass ihre kleine Tochter in den nächsten zwei Wochen wohl schon am Herzen würde operiert werden müssen. „Da kamen bei uns natürlich Sorgen hoch, weil sie einfach noch so zart ist. Und so klein!“, so Susie Mehler.

„Wir werden das Kind schon schaukeln“

Wenige Tage später kam die Entwarnung: Die Verengung an der Aorta hatte sich offenbar von selbst geweitet. Von einer frühzeitigen Herzoperation war nicht  mehr die Rede. Am vergangenen Donnerstag folgte eine weitere Ultraschalluntersuchung. Der Kinderkardiologe stellte fest, dass sich die Aorta noch etwas mehr geweitet hatte – und gab grünes Licht: Olivia Victoria durfte mit ihren Eltern endlich nach Hause! „Ich bin total froh und stolz auf unsere kleine Tochter“, so Susie Mehler. Allerdings sei es jetzt auch sehr schnell gegangen, dass sie dieses kleine Mädchen nun zu Hause haben würden. „Es muss nicht heißen, dass es der richtige Weg ist. Für uns war es der richtige“, sagt Susie Mehler. „Es wird nicht einfach. Aber ich habe einfach Lust auf den Weg. Das werden wir schon schaukeln, das Kind.“

Olivias Herz wird in der nächsten Zeit weiterhin regelmäßig untersucht. Der angeborene Herzfehler muss in jedem Fall operiert werden, voraussichtlich in vier Monaten. Bis dahin genießen Susie und Andreas Mehler mit ihrem zweijährigen Sohn, dem frisch gebackenen Bruder Julius, erst einmal das Leben mit dem neuen Familienmitglied – ihrem Baby mit Down-Syndrom.

KASTEN Anlaufstellen Down-Syndrom

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