Deutsche Rangerin in Afrika: Warum Gesa Neitzel ihr Berliner Leben für die Wildnis aufgab

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Ausstieg mit 29? Wo anderer Leute Leben gerade richtig beginnt, war Gesa Neitzel schon alles zu viel. Die Berlinerin mit dem sicheren Job als Redakteurin begann sie zu sparen und alle Vorbereitungen für ein neues Leben zu treffen: ein Leben in Afrikas Wildnis. 

Seit zwei Jahren steht Gesa Neitzel schon vor Sonnenaufgang auf und geht mit ihrem Teampartner auf Safari. Was so unglaublich weit weg klang, ist nun ihr Alltag. Sie lebt und arbeitet im Busch von Südafrika, dort, „wo die wilden Tiere wohnen“. Jeder Tag ist ein Abenteuer.  In Deutschland arbeitete Gesa Neitzel als Fernsehredakteurin bei der Musik-Casting-Show „The Voice“ gearbeitet und im angesagten Berliner Stadtteil Kreuzberg gelebt. „Der Gegensatz von meinem Berliner Leben zum jetzigen könnte größer nicht sein“, sagt sie. „Ich hatte dort ja ein schönes Leben, eine schöne Wohnung und einen coolen Job. Aber es hat sich nicht wie meins angefühlt. Ich hatte immer das Gefühl, ich bin auf der Suche, ich will was anderes.“ Im Afrika-Urlaub Anfang 2014 habe sie Menschen kennengelernt, die eine Ranger-Ausbildung gemacht haben. „Und die haben gesagt: ‚Du kannst das auch, wenn du das willst‘.“

„Ich habe bei Null angefangen“

Gesa Neitzel meldete sich kurzerhand für die Ausbildung an. Sie war ambitioniert, doch anfangs zugegebenermaßen recht ahnungslos gewesen. Neutrale Kleidung, die sie tragen sollte, sein für ihre Begriffe Schwarz und Weiß gewesen. „Aber das ist Beutetier-Kleidung. Das ist also das Blödeste, was man machen kann“, weiß sie jetzt. Darüber hinaus lernte Gesa Neitzel Tierkunde, Spurenlesen, Navigation, sie musste stundenlange Buschmärsche abreißen und traf auf unzählige der gefährlichsten Tiere. „Ich habe bei Null angefangen und dem Mann mit dem Gewehr vertraut. Am Anfang war ich noch völlig überfordert.“

BuchtippDie 29-Jährige bestand mit Ach und Krach ihre erste Buschprüfung, doch ab da lief es richtig gut. Gesa Neitzel ist mittlerweile geprüfter Ranger. Über ihr großes Abenteuer hat sie ein Buch geschrieben: „Frühstück mit Elefanten“, weil die grauen Riesen einmal schon morgens im Camp aufkreuzten: „Der Elefant kam immer näher und näher. Einmal hat er ausgeschnaubt und ich habe den erdigen Geruch gerochen. Mein Herz ist fast stehengeblieben. Ich konnte nichts machen und hätte auch nicht wegrennen können.“ Mit wilden Tieren muss man im afrikanischen Busch immer rechnen. Gesa Neitzels Zuhause liegt jetzt eine 22-Stunden-Reise von Deutschland entfernt. Endstation Busch:; kein Telefon, kein Internet, kein Fernsehen. Dafür 36 Grad im Schatten, wilde Tiere ohne Zäune und ständig unter Adrenalin. Doch genau das reize sie: „Ich habe mir ein komplett neues Leben aufgebaut. Wenn ich jetzt an Berlin denke, frage ich mich, warum es so lange gedauert hat, bis ich hier war.“

Vor anderthalb Jahren lernte Gesa ihren Freund Frank kennen, der ebenfalls Safari-Guide ist. Anfangs arbeiteten die beiden als Team zusammen, bis mehr daraus wurde. Die große Deutsche war dem gebürtigen Südafrikaner mit australischen Wurzeln gleich aufgefallen. „Sie hat mich total beeindruckt“, sagt Frank Steenhuisen. „Und das tut sie immer noch. Sie weiß einfach alles. Sie macht das erst seit so kurzer Zeit und ist schon so gut!“

Für Gesa Neitzel gibt es vorerst kein Zurück mehr, sie plant mit Frank eine gemeinsame Zukunft als Safari-Guides in Südafrika. Statt mit der Straßenbahn zur Arbeit zu hetzen, einzukaufen und unentwegt E-Mails und Nachrichten zu checken, ist die 30-Jährige jetzt jeden Tag vier bis fünf Stunden in der Wildnis unterwegs. Für Gesa Neitzel die beste Entscheidung, die sie jemals getroffen hat: „Das hat etwas so Magisches. Ich kann nicht genug davon bekommen.“
FS Afrika

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