Der neue Paco Alcácer

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Da staunte auch Axel Witsel nicht schlecht, als gegen Augsburg plötzlich Paco Alcácer neben ihm am eigenen Strafraum auftauchte.

Dieses Gefilde des Platzes kannte Alcácer bislang eigentlich nur aus der anderen Halbzeit, wenn Borussia Dortmund auf die Südtribüne zustürmt. Diesmal aber sprintete der Spanier bei einem Augsburger Konter weit zurück und lief dem Gegner den Ball ab.

„Ich weiß nicht, was da passiert ist, das ist das erste Mal, dass ich ihn als Rechtsverteidiger gesehen habe“, sagte Witsel nach dem Spiel mit einem schelmischen Lächeln und fügte etwas ernster hinzu: „Das ist ein gutes Zeichen für das Team.“

Der BVB, der in der Sommerpause 21 Millionen Euro an den FC Barcelona für den bislang ausgeliehenen Mittelstürmer überwiesen hat, erlebt zu Beginn dieser Spielzeit eine Art neuen Alcácer. Für den 25-Jährigen, der in seiner Debüt-Saison für die Borussia vornehmlich als Super-Joker stach, gilt neuerdings: Alcácer spielt immer, rackert sogar in der Defensive – und trifft trotzdem munter weiter.

Zorc: Er hat mit einer Mär aufgeräumt

„Er hat mit der Mär aufgeräumt, dass er nur treffen kann, wenn er eingewechselt wird“, sagte Sportdirektor Michael Zorc nach dem 5:2 gegen Augsburg dem kicker.

Ganz so eklatant wie Zorc es ausgedrückt hat, war der Unterschied bei Alcácers Torquote zwischen Startelfeinsätzen und Jokerauftritten nicht. Aber schon auffällig. Mit zwölf Jokertoren stellte er in der vergangenen Saison einen Bundesligarekord auf. Dem gegenüber standen sechs Treffer in 15 Spielen, in denen er von Beginn an auflief.

Musste sich Spanier im Vorjahr noch zumeist mit einem Jobsharing mit Mario Götze begnügen, scheint er momentan im Epizentrum des Dortmunder Angriffswirbels gesetzt. Sowohl im Supercup gegen den FC Bayern als auch in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Drittligist Uerdingen und zum Ligastart gegen Augsburg stand er die volle Spielzeit über auf dem Platz. Und das nicht mehr zulasten seiner Torgefahr. Gegen Bayern und Uerdingen traf er je einmal, gegen Augsburg doppelt.

Alcácer austrainierter als im Vorjahr

Das hat Gründe. Dass er 600 Gramm abgenommen haben soll, ist eher eine Randnotiz. Deutlich ist aber: Alcácer ist austrainierter. Als er im vergangenen Jahr von Barcelona nach Dortmund kam, war er die Belastung nicht gewohnt. Bei Barca war er hinter Lionel Messi und Suarez nur Ersatzmann. Zudem konnte Alcácer in diesem Sommer erstmals die ganze Vorbereitung ohne Probleme, ohne kleinere Verletzungen, bestreiten. Das zahlt sich offenbar aus.

„Paco ist in einer sehr guten Verfassung. Ihm macht es nichts mehr aus, 90 Minuten zu spielen“, attestierte Zorc dem Mittelstürmer einen tadellosen körperlichen Zustand.

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Um das Vertrauen von Lucien Favre trotz des gestiegenen Konkurrenzkampfes durch die Verpflichtungen von Julian Brandt und Thorgan Hazard zu rechtfertigen, bringt sich Alcácer nun auch außerhalb des eigenen Strafraums mehr ein.

Seine Daten im Spiel gegen Augsburg – 9,12 Kilometer Laufleistung, 33 Ballkontakte und eine Quote von 33 Prozent gewonnener Zweikämpfe – unterschied sich zwar nicht von seinen statistischen Werten der vergangenen Saison, dennoch hinterließ er einen wesentlich präsenteren Eindruck.

„Wenn ich auf der Bank sitze, mag ich nichts mehr“

Dafür hat Alcácer nach eigenem Bekunden „unglaublich viel gearbeitet“. Auch wenn er im Vorjahr als Super-Joker gefeiert wurde, nagten die teils geringen Einsatzzeiten an ihm.

„Ich mag es nicht, auf der Bank zu sitzen, da ich eine sehr ehrgeizige Person bin“, gestand er Sky Sport und fügte hinzu: „Ich bin ein fröhlicher, witziger Mensch, aber wenn ich auf der Bank sitze, mag ich nichts mehr, dann bin ich ein komplizierter Typ, was mir selbst nicht gefällt.“

Der neue Alcácer, Dauerbrenner und trotzdem Torgarant, gefällt sowohl ihm selbst als auch dem BVB viel besser.

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