Hilfe für Wohnungslose: Little Homes: Wie diese Wohnboxen Obdachlosen wieder auf die Beine helfen

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Gerade in der kalten Jahreszeit sehen wir mit Betroffenheit, wie sich Menschen auf der Straße durchschlagen. Sie nächtigen mit ihren paar Habseligkeiten unter Brücken, in leerstehenden Ruinen oder verkriechen sich in Geschäftseingängen. Kälte, Nässe und Gewalt bedrohen ihr Leben. Dabei hatten viele von ihnen einst auch eine Familie, eine Wohnung und einen Job – bis ein Ereignis sie in die Abwärtsspirale manövrierte.

Tobias will sein Schicksal selbst wieder in die Hand nehmen. Der 46-Jährige war jahrelang alkohol- und drogenabhängig und stürzte immer weiter ab. Der Drogentod zweier Freunde rüttelte ihn wach und Tobias begann eine Therapie. „Im Freundeskreis hatte ich natürlich jeden Tag damit zu tun. Deshalb bin ich hier nach Darmstadt gekommen und habe mir Hilfe in einer Drogenberatungsstelle gesucht“, erzählt Tobias. Doch die Sucht besiegt zu haben bedeutet lange nicht, dass er jetzt wieder ein normales Leben führen kann. Ohne Dach über dem Kopf ist eine Integration zurück in der Gesellschaft schwer. Tobias lebt seit knapp einem Jahr in einem Waldstück am Stadtrand von Darmstadt. Aus Angst vor Dieben packt er jeden Morgen seinen Schlafsack und seine paar Sachen, die er besitzt, auf seinen Bollerwagen und läuft damit in die Stadt. Er lebt vom Betteln.

INFO Verein Little HomeEin „Sprungbrett“ für Obdachlose, ihr Leben zu verändern

In Deutschland leben mehr als 50.000 Menschen auf der Straße, die Städte sind mit den Obdachlosen hoffnungslos überfordert: es gibt nicht genügend Räume und Schlafplätze. Ganz zu schweigen von Menschen, die sich um die Wohnungslosen kümmern. Meist sind es freiwillige Helfer, die sich ihrer annehmen. So wie Sven Lüdecke, der Menschen wie Tobias mit einer einfachen Idee helfen will: „Es soll lediglich ein Platz sein, an dem die Menschen ein wenig vor Nässe und Kälte geschützt sind. An dem sie ihre Habseligkeiten trocken und halbwegs sicher lagern können, ohne die ständige Angst, dass sie bestohlen oder bedroht werden.“ Er weiß: Vielen ist schon geholfen, wenn sie nur wieder eine feste Bleibe haben, dann können sie es schaffen, aus ihrer Perspektivlosigkeit heraus zu kommen. Die beweglichen Miniatur-Holzhütten bieten ihnen einen trockenen Schlafplatz, eine Koch- und eine Waschmöglichkeit – also ein kleines Zuhause. „Die Idee von Little Home ist, ein Sprungbrett für Obdachlose zu sein, um die Straße zu verlassen – in Wohnraum zu kommen und einen Job zu finden“, erklärt Lüdecke. Die Menschen bekämen dadurch wieder Energie und Mut, ihr Leben zu verändern.

Die Wohnboxen werden von Freiwilligen aus Baumarktmaterialien für rund 950 Euro zusammenzimmert. Deutschlandweit wurden bereits 60 dieser „Little Homes“ an Bedürftige vergeben. 19 von ihnen haben anschließend auch wieder eine Arbeit gefunden. Und einige der Little Home-Bewohner fanden sogar wieder eine eigene Wohnung: Der Wunsch nach einem richtigen Zuhause kommt vielen wieder mit der Wohnbox.

Ein „Little Home“ für Tobias: Schutz vor Witterung und Übergriffen

Auch Tobias darf solch ein eigenes Zuhause jetzt beziehen, um wieder richtig auf die Beine zu kommen. Allerdings erst, nachdem er Sven Lüdecke überzeugt hatte, dass sich die Investition für ihn lohnt. „Tobias macht einen gesetzten Eindruck und ich hoffe, dass er die Chance, die er bekommt, wirklich nutzt“, so der Littel Home-Initiator. „Ich glaube, es lohnt sich bei ihm auch, nachzuhaken und ihm zu helfen.“

Tobias hat jahrelang auf der Straße gelebt. Er war oft krank, wurde beleidigt und attackiert. Obdachlose haben nicht nur Freunde, das wissen auch die Mitarbeiter des Vereins „Little Homes“. Die Häuser bekommen deshalb an der Außenverkleidung einen Schutz gegen Vandalismus. Tobias ist mit dem Haus nun vor Übergriffen und Minusgraden geschützt. Sven Lüdecke und seine Kollegen konnten ihm den Schlüssel übergeben. „Ich danke euch so. Es ist genau das Richtige, hier an dieser Stelle. Ich werde mich hier wohlfühlen“, sagt Tobias. Er wolle in seiner Wohnbox Energie und Zuversicht tanken, so der 46-Jährige. Und wenn alles gut geht, wie die anderen bald einen Job und eine eigene Wohnung finden.

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