stern TV bei Alkoholkontrollen: Wie viele Kraftfahrer sind wirklich angetrunken auf Deutschlands Autobahnen unterwegs?

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Viele werden sich noch an den schweren Unfall auf der A5 vor genau einem Jahr erinnern: Ein Lkw mit Aufleger prallte ungebremst in ein Stauende und schob zwei Autos vor sich mit voller Wucht unter einen Tanklaster. Die PKW-Insassen starben, darunter eine Familie – Vater, Mutter, Tochter. Allein die zweite Tochter, eine 15-Jährige, überlebte den Crash. Der Unfallverursacher blieb unverletzt. Die Ursache für den Unfall, so vermutet die Polizei: ein Aufmerksamkeitsdefizit beim Lkw -Fahrer.

Es sind Unfälle wie diese, die der Polizei große Sorgen bereiten. Allein 2017 starben 794 Menschen bei Lkw-Unfällen – Tendenz steigend. Vor allem auf den Autobahnen A6 und A5 rund um das Walldorfer Kreuz, wo die Staugefahr hoch ist und der Schwerlasttransport tagtäglich fast ein Viertel des Verkehrs ausmacht.

Immer wieder hat es die Polizei mit nach Beamtenjargon „Todsünden“ im Lkw-Führerhaus zu tun, wenn sie derartige Unfälle aufnehmen muss. Viele Trucker überbrücken vor allem sonntags das Fahrverbot mit regelrechten Saufgelagen. Die Polizei hat in den letzten Wochen immer wieder Dutzende betrunkene Fahrer auf Rasthöfen kontrolliert. „Unsere Kontrollen bestätigen, dass ungefähr jeder zehnte Kraftfahrer kurz vor dem Ende des Sonntagsfahrverbots einen zu hohen Blutalkoholwert hat. Das ist eine erschreckende Zahl und deswegen behalten wir von diesen Fahrern bis zum nächsten Morgen ihre Frachtpapiere ein, damit sie bis dahin ausnüchtern können“, so Polizeioberrat Alexander Ulmer. Auch für LKW-Fahrer gilt eine Promillegrenze von 0,0. Bei Gefahrguttransporten gilt strikte Alkoholverbot: 0,0 Promille.

Jeder dritte Fahrer alkoholisiert

Dass die Präventionsmaßnahmen der Polizei notwendig sind, zeigt sich auch in der stern TV-Reportage: Unsere Reporter waren eine Nacht lang mit den Beamten auf Autobahnraststätten rund um das Walldorfer Kreuz unterwegs. Die Lkw-Fahrer wollten am Sonntagabend gerade wieder aus ihrer verpflichtenden Ruhezeit starten, als sie von den Beamten überprüft wurden. Der Griff zur Flasche ist für viele Fahrer aus Osteuropa eine Ablenkung vom wochenlangen Leben in Isolation, Kälte und ohne Familie. Einen 40-Tonner unter Alkoholeinfluss zu bewegen, kann aber viel schlimmere Folgen haben: „Die sind nicht mehr Herr ihrer Dinge. Die haben das Fahrzeug nicht mehr länger im Griff. Und wir haben immer wieder die schlimmsten Unfälle“, sagt Polizist Manuel Pollner.

Sechs von 18 überprüften Lkw-Fahrern hatten Alkohol im Blut – jeder Dritte. Das ist die erschreckende Bilanz allein einer Nacht. Drei von ihnen wurden wegen Fahruntüchtigkeit gleich aus dem Verkehr gezogen.

Initiative Hellwach

„Mehrere Hundert Lkw-Fahrer – pro Tag – sind volltrunken unterwegs“

Live in der Sendung sprach Steffen Hallaschka mit dem Leiter der Polizeidirektion Mannheim Dieter Schäfer, der von der die Problematik sprach, dass ein Großteil der Kraftfahrer auf unseren Straßen alkoholgewöhnte Osteuropäer sind. „Die fahren noch unter solch hohen Werten.“

stern TV Studiotalk Alkoholkontrollen

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