Trotz Alkoholsucht im Rampenlicht: Jenny Elvers spricht über ihren tiefen Fall und den schwierigen Kampf zurück nach oben

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Entgleisungen, Prügeleien, psychische und Suchtprobleme – der Fall von Ex-Radprofi Jan Ullrich ist seit Wochen in den Medien. Immer wieder gab es neue Schlagzeilen. Der Absturz des 44-Jährigen fand öffentlich statt.

Wer sein Leben als Prominenter nicht im Griff hat, wird es schwer haben, sich zu rehabilitieren. Das weiß auch Jenny Elvers: Schauspielerin, Ex-Luder, Mutter – und Alkoholikerin. Auch sie stürzte unter den Augen der Öffentlichkeit ab. Seit einem knappen Jahr wohnt Elvers wieder in ihrer Heimat, der Lüneburger Heide. Die 46-Jährige ist jetzt Single und gerade mit ihrem Sohn in eine Vierzimmerwohnung umgezogen, wo stern TV sie besucht hat. Ihre Eltern leben in der Nähe. Mittlerweile ist Jenny Elvers seit sechs Jahren trocken. Über ihre bewegte Vergangenheit hat sie gerade ein Buch veröffentlicht.

Selbstgemachtes Luder-Image wird zum Erfolgsdruck

Jenny Elvers wurde in den 90er Jahren wie aus dem Nichts berühmt, war auf den roten Teppichen Deutschlands zu Hause. Weil es mit der Schauspielerei anfangs nicht richtig klappen wollte, habe sie die Abkürzung über den roten Teppich genommen, schreibt Elvers in ihrem Buch. Dazu gehörten Promipartys und Boulevardpresse, die ihr bald den Titel des „sexy Luders“ verlieh. „Ich bin in so viele Schubladen gesteckt worden. Daran bin ich  natürlich auch selbst schuld. Ich wusste es auch nicht besser“, sagt Elvers heute. Ob Playboy oder Talkshow – kaum ein Promi machte so viele Schlagzeilen in so kurzer Zeit. Die Magazine berichteten vor allem von ihren Männergeschichten: Jenny Elvers war vier Jahre lang mit Heiner Lauterbach liiert, soll eine Affäre mit Musiker Thomas D. gehabt haben. Von Big Brother-Teilnehmer Alex Jolig wurde sie schwanger, doch auch diese Beziehung zerbrach. 2003 heiratete sie ihren Manager Götz Elbertzhagen.

Buch WackeljahreAber wie stand es um den Erfolg in ihrem Beruf als Schauspielerin? „Ich hatte oft das Gefühl: Du musst besser sein als alle anderen. Weil die so ein blödes Bild von dir im Kopf haben“, erinnert sich Jenny Elvers. „Ich saß abends in meinem Zimmer und habe ohne Ende Text gelernt, habe mir dann auch mal eine Schlaftablette eingeworfen. Irgendwann funktionierte das auch nicht mehr. Dann kam das Glas Rotwein dazu, dann kam das zweite dazu.“ Irgendwann habe sie begonnen, auch am Vormittag ihren Kreislauf mit einem Prosecco in Schwung zu bringen – eins führte zum anderen. Jenny Elvers griff immer häufiger zur Flasche, trank Wodka, um ihre Fahne zu vertuschen. Wenn sie nicht trank, habe sie bereits Entzugserscheinungen gehabt. Ich musste würgen, bis mir die Tränen in die Augen schossen. Bis jeder Quadratzentimeter meines Körpers schmerzte. Meine Hände zitterten (…), schreibt sie in ihrem Buch. Bald sah man Jenny Elvers den Alkoholmissbrauch an. Der Presse blieb nichts verborgen – bis auch ihr Absturz öffentlich geschah. Nach einem Auftritt am 17. September 2012 in der Sendung „Das!“ beim NDR wusste wohl jeder, dass Jenny Elvers unter Alkoholsucht litt. „Für mich war der Auftritt tatsächlich lebensrettend. Das ist ganz klar“, sagt sie. In der Klinik habe man ihr gleich zu Anfang gesagt, dass sie unter diesen Umständen nur noch zwei Monate zu leben gehabt hätte.

„Habe mein ganzes Umfeld getäuscht“

Wie konnte es passieren, dass sich die Schauspielerin und Mutter vor den Augen von Mann, Freunden und Öffentlichkeit fast zu Tode trank? „Als bekannt wurde, dass ich Alkoholikerin bin, war es ein Moment der Erleichterung. Weil ab dem Zeitpunkt das Versteckspiel aufhörte, die Fassadenach außen aufrecht zu erhalten, zu lügen, zu täuschen. Denn ich habe ja getäuscht. Mein ganzes Umfeld wurde eigentlich belogen.“

Während Jenny Elvers in die Entzugsklinik floh, überschlug sich die Boulevardpresse – wie im Fall Jan Ullrich: peinlicher Lall-Auftritt, massives Alkoholproblem, Sucht. Die damals 42-Jährige verbrachte zwölf Wochen in der „My Way Betty Ford Klinik“ in Bayern, um vor allem den körperlichen Entzug zu schaffen. „Dieser körperliche Entzug war wirklich, wirklich schlimm.“ Eine derartige Heftigkeit habe sie sich nie ausmalen können. In der gleichen Klinik will auch Jan Ullrich den Entzug schaffen, sich seiner Sucht stellen. Danach sei es besonders wichtig, so Elvers, „dass man sich wirklich helfen lassen will und dass man einen Therapeuten findet, mit dem man gut zusammenarbeiten kann.“

Jenny Elvers scheint ihre Sucht überstanden zu haben, ihr Entzug liegt sechs Jahre zurück. Bald will sie auch beruflich wieder auf die Beine kommen – selbst wenn die Pressebilder von damals sie bis heute begleiten. „Es ist schlimm, sich das anzusehen. Aber manchmal muss es eben auch schmerzhaft sein.“ Live bei stern TV sprach Jenny Elvers mit Steffen Hallaschka über ihren Weg in die Alkoholsucht und wieder heraus – und über ihr neues ganz anderes Leben.

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