Pech nach dem Glücksspiel: Was von den Millionen blieb: So bitter ist...

Pech nach dem Glücksspiel: Was von den Millionen blieb: So bitter ist die Realität dieser Lottogewinner

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Unglaubliche 61 Millionen Euro winken derzeit im Eurojackpot. Und obwohl er schon mal Millionen gewann, spielt Achim Bubert weiterhin mit. Er und seine Frau Petra glauben daran, dass sie noch eine zweite Chance bekommen – eine Chance, alles richtig zu machen. Im Juli 1994 knackte das Paar mit seinem Lottoschein den Jackpot im Spiel 77. Gewinnsumme: acht Millionen Mark. Von einer Minute auf die andere waren Petra und Achim Bubert Multimillionäre. Er: ein verschuldeter Zimmermann; sie: eine einfache Angestellte. Es hatte offenbar die Richtigen getroffen. Doch das Geld sollte sie nicht glücklich machen.

So schnell, wie die Millionen gekommen waren, zerrannen sie dem Paar beinahe wieder in den Händen. Achim Bubert kaufte gleich zu Anfang vier Autos: einen Audi A6, ein Cabriolet für seine Frau, dazu zwei Kleinbusse für seinen Handwerksbetrieb. Auch Familie und Freunde sollten ein Stück vom Kuchen abbekommen, die Buberts gaben sich großzügig. Eine Woche nach der Ziehung waren 2,5 Millionen Mark des Gewinns schon weg. „Man hat die Schecks ausgestellt und den Leuten gegeben. Die haben sich alle gefreut. Und am nächsten Tag sind sie zur Bank gegangen und haben das eingelöst. Dabei war unser Lottogeld noch gar nicht auf dem Konto“, erzählt Achim Bubert. Die Bank gab Kredit – und berechnete 22.000 Mark Überziehungsgebühr.

Neid, Gier und ein bisschen Naivität

Als die acht Millionen da waren, kauften die Buberts von den verbliebenen Lottomillionen für sich selbst ein großes Haus in Bad Segeberg – mit einem 7.000 Quadratmeter großen Grundstück, auf dem sie sich den Traum von einem Pool erfüllten, einen Angelteich mit Tretbooten anlegten und zwei Ponys und einen Esel anschafften. Ihre beiden Söhne bekamen eine eigene Kartbahn gebaut. Später kaufte Achim Bubert noch zwei Ferienhäuser an der Ostsee und zwei Boote, ein kleineres und ein großes für umgerechnet fast 65.000 Euro. „Man lebt wie in einem Traum. Und irgendwie merkt man gar nicht mehr, dass das Geld immer weniger wird“, so Petra Bubert.
Buch Millionen TränenNoch dazu hatte sich die Nachricht von dem Millionengewinn der Buberts in ihrem Ort gleich zu Beginn wie ein Lauffeuer verbreitet. Und plötzlich erlebte die kleine Familie Gier, Neid und Hass – von bereits bedachten Verwandten, von guten und weniger guten Freunden und von vermeintlichen Ratgebern. Jeder hatte einen Wunsch oder eine Idee für ein paar Hunderttausend. Kunden des Handwerksbetriebs der Buberts zahlten ihre Rechnungen nicht mehr, Mitarbeiter klauten – den Lottogewinnern würde das doch wohl nichts ausmachen. Auch die Söhne erlebten im Kindergarten und in der Schule Neid und Missgunst, wurden regelrecht gemobbt, etwa mit Zetteln „Lottoschweine“, Gelderpressungen und anderen Vorfällen.

Der Geldsegen sollte sich bald als Fluch erweisen. Die Lottogewinner Petra und Achim Bubert waren nicht welterfahren, nicht weitsichtig, nicht kritisch genug. Sie glaubten und zahlten, verspekulierten sich mit Aktien und mit Immobilien. Dann ging der Handwerksbetrieb von Achim Bubert pleite. „Hinterher ist man immer schlauer“, kann Achim Bubert heute nur noch sagen. Dabei hätten acht Millionen Mark für das Paar mit zwei Kindern eigentlich genug sein können, um bis heute ein sorgenfreies Leben zu leben. Kaum vorstellbar: Die Buberts müssen jetzt wieder arbeiten, jeden Tag stehen sie in ihrem Laden. Achim Bubert hat noch einmal eine halbe Million Euro in ein Geschäft für Anglerbedarf und Aquarienbesitzer investiert, um eine neue Existenz aufzubauen.

Nur fünf Jahre Lottoglück – und eine verarmte Witwe

Wenige Wochen nach den Buberts gewann auch Lothar Kuzydlowski im August 1994 mit sechs Richtigen 3,9 Millionen Mark. „Lotto-Lothar“ war Deutschlands schillernster Lotto-Millionär. Für den ungelernten Arbeiter und seine Frau war der Gewinn ein unglaublicher Geldsegen! Kuzydlowski fühlte sich plötzlich mächtig, ließ Träume wahr werden. Er kaufte sich gleich zwei Lamborghini, ein Haus mit Tiergehege für seine Frau. Der plötzliche Reichtum stieg ihm regelrecht zu Kopf. Er unternahm Luxusurlaube und lud Freunde und Fremde dazu ein, mit ihm auf der ganzen Welt für Tausende Euro zu feiern. Auf die Frage, wie viel Geld von dem Gewinn noch da seien, sagten sie 1998: „Es reicht bis zum Lebensende locker hin.“ Doch es sollte anders kommen.

Alkoholiker Lothar Kuzydlowski starb schon ein Jahr später an seiner Sucht. Ein Magendurchbruch brachte den 53-Jährigen ins Grab. Nach seinem Tod war auch das Geld für Andrea Kuzydlowski weg, bis heute streitet sie vor Gericht um einen Pflichtteil des Lottorestgeldes. Die Witwe lebt heute auf einem Hof in Niedersachsen, trägt täglich Zeitungen aus, um über die Runden zu kommen. Zusammen mit ihrer kleinen Rente kommt sie auf 700 Euro im Monat. „Wenn er zum Schluss das Geld nicht so verprasst hätte, die letzten anderthalb Jahre bis zu seinem Tod, dann hätten wir bis zum Rentenalter gut damit leben können.“

Hoffnung auf eine zweite Chance

Die Buberts wollen im Rentenalter besser dastehen. Immerhin: Ihr großes Haus haben sie noch, doch das Anwesen verwahrlost. Der Pool wurde seit Jahren nicht benutzt, die Kartbahn zerfällt, das Grundstück ist zu gewuchert. Die Familie ist mit der Pflege des Anwesens überfordert – und auch das Geld fehlt wohl. Derzeit kümmern sie sich um ein neues Projekt: Sie wollen mit Musikvideos im Internet durchstarten. „Natürlich versucht man, mit dem Hobby auch Geld zu machen, sagt Achim Bubert, der extra ein eigenes Tonstudio eingerichtet hat. „Auf unserem Kanal haben wir weit über 200 Videos. Das neueste, was wir jetzt gemacht haben ist ‚Ein Sack Zement'“, erklärt der 55-Jährige. Noch müssen sie auf den großen Durchbruch warten. Deshalb träumen sie davon, noch einmal den Jackpot zu knacken – und dann wollen sie alles anders machen.
 

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