Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Migration, Wohnungsnot: Warum die Dortmunder Nordstadt ein Sinnbild für Deutschlands aktuelle Probleme ist

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Dortmund Nordstadt: Jeder Fünfte  ist arbeitslos. Mehr als die Hälfte aller Anwohner sind Ausländer. Kriminalität, Drogen und Gewalt gehören hier zum Alltag. Das Problemviertel ist Sinnbild für viele Stadtteile in ganz Deutschland mit besorgniserregender Entwicklung. Von so genannten „No go-Areas“ ist die Rede. Im vergangenen Jahr wurden in der Dortmunder Nordstadt 12.738 Straftaten begangen. Mehr als 1500 davon waren Drogendelikte. „Die Polizeieinsätze sind täglich bestimmt drei-vier Mal hier“, sagt Anwohnerin Edeltraud Pohl. Die Rentnerin lebt seit 50 Jahren in der Nordstadt. Zusammen mit einigen anderen Anwohnern hat sie einen Bürgergarten in der Gronaustraße ins Leben gerufen. Von hier aus würde sie immer wieder beobachten wie mit Drogen gehandelt wird. „Das, was man am meisten beobachtet, ist eben die Dealerei mit Drogen. Was das für Drogen sind, weiß man natürlich nicht. Aber dass da im Vorbeigehen mal die Hand gereicht wird – in Sekundenschnelle haben die da was vergeben.“

„Irgendwas passiert hier immer im Haus“

Wie es ist, in der Nordstadt zu leben, weiß auch Jörg-Werner Heimann, der seit zwei Jahren mit seiner Familie in der Gronaustraße wohnt. Die beiden Kinder des Bauarbeiters sind zwei und drei Jahre alt, um sie sorgt sich der 29-Jährige besonders: „Man schläft hier abends echt ungerne ein, weil man immer Angst haben muss. Die Leute kommen hier rein, die treten die Türen weg. Hier passiert immer was.“ Der Zustand des Hauses allgemein sei ein weiteres Thema. Unübersehbar: Schmierereien an Wänden und Decke von Hausflur und Treppenhaus. Vor allem Dreck und Müll sorgen immer wieder für Ärger, es werde alles nur Vorstellbare einfach hingeschmissen: „Und hier sind Ratten ohne Ende, im Keller sind jede Menge Ratten, die da nachts rumlaufen, im Hinterhof. Man traut sich hier abends gar nicht mehr rauszugehen, weil diese Ratten sich im ganzen Hof verteilen. Das ist einfach widerlich“

In der Holsteiner Straße sieht es nicht anders aus. Viele Häuser sind heruntergekommen. Gülay Kerpici ist als gebürtige Türkin in der Nordstadt aufgewachsen. Im Gegensatz zu ihren Töchtern hätte sie hier eine schöne Kindheit gehabt, nun würden sie eigentlich nur noch zwei Dinge dort halten: Sie pflege ihre kranke Mutter und eine 65 Quadratmeter-Wohnung für 400 Euro würde sie wohl nirgendwo finden. Doch seitdem ihre ältere Tochter von einem bulgarischen Jugendlichen verprügelt wurde, überlegt die alleinerziehende Mutter wegzuziehen.  „Ich will, dass die Leute sich hier benehmen – und nicht einfach auf irgendwelche Kinder losgehen, Kinder schlagen und sich dann sozusagen verpissen. Meine Tochter hat einen Zahn verloren, sie hat ein blaues Auge gehabt!“

Schwerpunktgebiet der Dortmunder Polizei

In der Dortmunder Nordstadt leben etwa 60.000 Menschen. Das ehemalige Arbeiterviertel wurde besonders durch den Strukturwandel in den 60er und 70er Jahren geprägt, als tausende Berg- und Stahlarbeiter ihren Job verloren. Hinzu kam im Zuge der  EU-Osterweiterung die Zuwanderung von tausenden Armutsflüchtlingen aus Rumänien und Bulgarien. Heute ist der Stadtteil ein sogenanntes Schwerpunktgebiet für die Dortmunder Polizei. Schlägereien, Drogen, Raub: All das ist an der Tagesordnung in diesem Stadtteil. Auch Obdachlosigkeit ist ein Thema. Die Wohnungslosen suchen sich Schlafplätze in Hinterhöfen und unbewohnten Immobilien, durchwühlen den überall präsenten Müll. Was aber tut die Politik, um die Entwicklung dieser Viertel vieler Städte in Deutschland zu stoppen?

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