FSME und Lyme-Borreliose: Experten erwarten riesige Zeckenplage in Deutschland – warum auch Sie sich schützen sollten

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Dass ein Zeckenstich sie umbringen könnte, hätte Evelyn Bachmann nie gedacht. Doch als sie sich vor einigen Jahren bei einem Spaziergang durch den Stich einer Zecke mit der tückische Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) infiziert hatte, sollte das dramatische Folgen haben. Evelyn Bachmann lebt in Unterfranken, einem bekannten Risikogebiet. Heute sagt sie: „Die Zecke ist so ein gefährliches Wesen, so klein wie sie ist. Die Viruserkrankung FSME kann auch tödlich sein, von daher muss man es einfach ernst nehmen.“
INFO FSME und Lyme BorrelioseDamals habe sie gesehen, wie übersäht ihr Hund mit Zecken nach dem Spaziergang war – und ihn sorgfältig abgesucht. „Der hat sogar eine Tinktur bekommen. Aber bei mir habe ich nicht drüber nachgedacht“, so die 55-Jährige. Eine Zecke hatte sich bei Evelyn Bachmann an der Wade festgesetzt. Ein Stich genügt, um den gefährlichen Virus zu übertragen. Nach einigen Tagen habe sie leichte Kopfschmerzen im Hinterkopf gespürt und zunächst an eine Sommergrippe gedacht. Dann schlug die Folge der Virusinfektion – die Hirnhautentzündung – mit voller Wucht zu: Kopfschmerzen, Schwindel, Gedächtnisverlust bis hin zu Lähmungen und Sprachschwierigkeiten. „Es sind albtraummäßige Kopfschmerzen. Und an dem einen Morgen nach drei Wochen konnte ich nicht mehr aufstehen, nicht sprechen, mir ist der Speichel aus dem Mund gelaufen“, berichtet Evelyn Bachmann. Sie kam per Notarzt ins Krankenhaus, wo die Ärzte sie noch retten konnten. Doch Evelyn Bachmann wird den Rest ihres Lebens unter den Folgen des Stichs leiden – an Kopfschmerzen, Schwindel und Konzentrationsschwäche.

Die FSME wandert nach Norden und in die Städte

Experten warnen immer wieder davor, die Frühsommer-Meningoenzephalitis, die durch Zecken übertragen wird, zu unterschätzen und raten dazu, sich vor den Blutsaugern zu schützen, bei einem Aufenthalt in FSME-Gebieten am besten vorab zu impfen. Das Jahr 2018 lässt eine regelrechte Zeckenplage erwarten. Die Zahl der FSME-Infektionen sei erneut gestiegen. Prof. Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München forscht seit 25 Jahren an dem Virus – und das nicht nur im Labor: Im Schutzanzug und mit einem Tuch bewaffnet, das die Zecken aus Gräsern und Büschen aufnimmt, sammeln er und sein Team die Blutsauger in der Natur ein, um sie zu untersuchen. „In einer Stunde sammeln wir bis zu 500 Zecken. In den FSME-Risikogebieten bedeutet das, dass man statistisch gesehen unter 30 bis 100 Zecken eine hat, bei der man sich anstecken kann.“

Im letzten Jahr wurden fast 500 FSME-Erkrankungsfälle registriert – bereits ein Drittel mehr, als 2016. „Im Vergleich zum letzten Jahr“, das kann Gerhard Dobler jetzt schon sagen, „sind es in diesem Jahr sicherlich doppelt so viele Zecken.“ Bis jetzt galten vor allem Bayern und Baden-Württemberg als Risikogebiete. Doch es gibt eine beunruhigende Entwicklung – das Virus breitet sich auch nach Norden aus. Der Zeckenexperte verweist auf zahlreiche Fundorte außerhalb der bekannten Risikogebiete Deutschlands, die auch das Robert-Koch-Institut ausgewiesen hat. Einige Fälle von FSME-Erkrankungen ereigneten sich aber auch in Niedersachsen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. „Die FSME wandert in die Städte“, so Dobler. „Wir finden das Virus durchaus auch in Stadtparks in verschiedenen Teilen Deutschlands.“FSME-Risikogebiete 2016 (n = 146) eingefärbt nach Höhe der Inzidenz im Zeitraum 2012 – 2016

Gute Abwehrmittel schützen bis zu acht Stunden

Ein sicherer Schutz vor Zeckenstichen ist deshalb nicht nur auf dem Land und in den ausgewiesenen Regionen sinnvoll. Die Stiftung Warentest (www.test.de/zeckenmittel) hat im letzten Sommer 14 Abwehrsprays gegen Zecken getestet. Dazu wurden 216 krankheitserregerfreie Zecken auf menschliche Testobjekte losgelassen. Am schlechtesten haben „Zecken Abwehr“ von Braeco und „Natürlicher Insektenschutz“ von Zedan im Qualitätsurteil der Stiftung Warentest abgeschnitten: mangelhaft. Bei letzterem ist der Wirkstoff ein Ätherisches Öl, das zügig auf der Haut verdampft und somit wenig effektiv schützt.

Die besten Mittel im Test wehren Zecken hingegen über mindestens fünf Stunden gut ab, zum Teil bis zu acht Stunden. Überzeugt haben in puncto „Zeckenschutz für 6 Std.“ die Produkte „Anti Brumm Zecken Stopp“ für 9,45 Euro sowie „Anti Brumm Forte“ (Kombiprodukt), „Autan Protection Plus (Multi Insektenschutz)“ für 4 Euro, und die beiden günstigen Mittel „Zeckito Classic (Insektenschutz Pumpspray)“ von Rossmann für 1,99 Euro und „S-quitofree Anti-Zecken-Spray“ von dm für 2,65 Euro mit ihrer Abwehrfunktion überzeugt. Das Urteil hier: Sehr gut.
Wie gut ein Mittel schützt, liege einerseits am Wirkstoff und wie hoch er konzentriert ist, zum anderen aber auch an der Art des Auftragens, so Cecilia Meusel von der Stiftung Warentest. Wichtig sei, die unbedeckte Haut flächendeckend einzureiben. „Mangelhaft waren ‚Braeco Zecken Abwehr‘ und ‚Zedan Natürlicher Insektenschutz‘. Sie waren sowohl bei der Mücken- als auch der Zeckenabwehr nahezu wirkungslos im Vergleich zu den anderen“, sagt die Expertin. Aufgrund der verwendeten Wirkstoffe solle man die Mittel nur gezielt einsetzen, die Bereiche um Augen und Mund aussparen und sie nach der Rückkehr aus der Natur gleich abwaschen.

Was Sie beim Zeckenschutz darüber hinaus beachten sollten, erklären wir hier:

KTG Zeckenschutz-Tipps

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