Kim Petras ist nicht nur auf Youtube inzwischen ein Star. Die 25-jährige Wahl-Amerikanerin möchte Popstar werden und scheint auf dem besten Weg. Ihre Musikvideos und -songs werden bereits millionenfach angeklickt. Kim Petras lebt seit zwei Jahren ihren Traum einer Gesangskarriere in Los Angeles. „Ich glaube, wenn mein 13-jähriges Ich mein jetziges Leben sehen würde, wäre ich ausgerastet und wäre mega happy“, sagt Kim Petras. Und damit meint sie nicht nur ihren musikalischen Erfolg: Als sie 1992 auf die Welt kam, hätte wohl niemand geglaubt, dass sie als junge Frau durchstarten würde. Denn Kim wurde in Uckerath in Nordrhein-Westfalen geboren – und zwar als Junge: Tim.
„Ich kann als Junge nicht leben“
Tim war der jüngste Spross der Familie. Mit seinen zwei älteren Schwestern spielte er leidenschaftlich mit Puppen und kleidete sich wie sie. Dass das für den Jungen kein Spiel war, sondern seinen echten Gefühlen entsprach, wurde den Eltern früh klar. „Tim hat des Öfteren abends im Bett geweint und sagte ‚Ich bin unglücklich, ich kann als Junge nicht leben, ich möchte ein Mädchen sein‘,“ erinnert sich Vater Lutz Petras.
Geboren im falschen Körper Transsexualität (1703719)Als der Junge elf Jahre alt war, wurde er psychologisch untersucht. Zwei Gutachten bestätigten den Verdacht: Tim ist transsexuell, im falschen Körper geboren. Die Eltern wollten ihrem Kind helfen, sein Geschlecht zu wechseln – um glücklich zu werden. Anfangs habe sie niemand behandeln wollen, erzählt Kim Petras jetzt. Ihr Kinderarzt habe sie direkt weggeschickt. „Und dann sind wir zum Psychologen gegangen, wo mir dann auch solche Frage gestellt wurden: Siehst du Geister oder hörst du Stimmen? Also, da fühlt man sich schon komisch. Ich bin ja nicht verrückt, meine Gefühle waren ja normal. Ich kann nichts dafür, dass ich im falschen Körper geboren bin.“
So hat sich die transsexuelle Kim Petras entwickelt
Stimmbruch hätte Traum von Gesangskarriere zerplatzen lassen
Kims Vater erinnert sich noch, wie sich das Kind vor der einsetzenden Pubertät fürchtete: „Sie hatte Angst vor Bartwuchs, dem Stimmbruch und anderen Anzeichen.“ Denn in der Schule hatte sich Kim längst beste Freundinnen, kleidete sich wie sie – musste sich aber auch unangenehmen Fragen stellen. Etwa, ob sie denn eine „Zwitter“ sei. Der damals 13-Jährige nahm deshalb täglich Hormontabletten, die die männliche Pubertät unterdrückten. Alle drei Monate bekam Kim außerdem eine Spritze.
Der Teenager entwickelte seit Jahren eine große Leidenschaft für Musik und Tanz. „Sie wollte das Prinzesschen tanzen und war im Ballettunterricht immer scharf auf das rosa Tütü“, erzählt ihre Mutter Kornelia Petras. Als 14-Jährige fing Kim an, erste eigene Songs zu schreiben und mit ihrem Vater zu proben. „Der Traum mit dem Singen war bei mir eben ziemlich ausgeprägt. Und deswegen wäre es natürlich fatal gewesen, wenn ich auf einmal eine tiefe Stimme hätte“, sagte Kim 2007 zu stern TV. Durch die Hormoneinnahme jedoch war der Stimmbruch tatsächlich ausgeblieben, Kim hatte eine hohe, klare Stimme. Ihre Vorbilder damals: Britney Spears und Paris Hilton. Zu der Zeit ahnte sie natürlich nicht, dass sie ihrem Idol 11 Jahre später ganz nah sein würde. Denn: In Kims ersten Musikvideo, dass sie in den USA aufnahm, hatte Paris Hilton wirklich einen Gastauftritt!
Der weltweit jüngste Mensch mit Transgender-OP
Der Weg dorthin war kein leichter: Kims Familie kämpfte mit einem dritten psychologischen Gutachten dafür, dass ihr Kind so früh wie möglich eine geschlechtsangleichende Operation ermöglicht wurde. Im Oktober 2008 bewilligte die Krankenkasse den Eingriff als Ausnahmeregelung. Kim war erst 16 Jahre alt, als man die Hoden operativ entfernte und aus dem Penis eine Vagina geformt wurde. Damals war Kim Petras der weltweit jüngste Mensch, an dem eine Transgender-OP durchgeführt wurde. In zwei stundenlangen Operationen wurde aus dem Jungen unumkehrbar eine Frau. „Für mich hat die Operation bedeutet, dass ich endlich Ich selbst sein konnte und dass ich mich in meinem eigenen Körper wohlfühlen konnte“, sagt Kim. „Und genau das ist auch eingetreten. Seitdem bin ich einfach glücklich.“ Denn jetzt lebe sie in Los Angeles als ganz normale Frau. Dort feilt sie seit gut zwei Jahren an ihrer Karriere als Sängerin. „Am Anfang hat sich meine Familie total Sorgen gemacht, weil sie nicht wussten, was ich hier wirklich mache. Ich hatte noch kein Geld und es war alles kompliziert. Und dann haben sie sich mega gefreut, als ich hier einen Vertrag bekommen habe – und es halt wirklich angefangen hat alles zu klappen.“
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