Fest: Wie dieser clevere Witwer unverhofft noch eine Weihnachtseinladung bekam

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Die Geschichte von Herrn Kühne hat Tausende Facebook-Nutzer zutiefst berührt: Für den 79-jährigen Rentner liegen die guten alten Zeiten lange zurück. Er hat keine Familie mehr, seine Freunde sind größtenteils verstorben. Der Berliner lebt seit dem Tod seiner Frau alleine. „Meine Frau ist eine Woche vor Weihnachten gestorben“, erzählt der alte Mann. „Und deshalb gab es für mich drei Jahre kein Weihnachten.“ Doch in diesem Jahr, so dachte er sich, möchte er das nicht mehr. Er möchte nicht einsam sein. Und so nahm er sich einen „Ich suche…“-Zettel aus einem Supermarkt mit und pinnte ihn wenig später dort ans schwarzes Brett: Wo findet einsamer Rentner – Witwer – im kleinen Kreis zu Weihnachten einen Platz zum Mitfeiern schrieb er.

Eine besondere Weihnachtsgeschichte

Einst führte der Berliner ein bewegtes Leben. In seiner kleinen Wohnung im Westen von Berlin zeugen viele Erinnerungen davon. Als junger Bursche sei er viel gereist, habe gefeiert und so manches schicke Auto besessen. „Wenn ich durch Berlin gefahren bin, den Kurfürstendamm entlang, mit 24 Jahren damals, und mit einem 300ter Mercedes SL Cabriolet, dann haben die Leute ‚Millionärssöhnchen‘ zu mir gesagt. Da ist keiner drauf gekommen, dass ich mir das alleine erarbeitet habe.“

Die wichtigsten Erinnerungen seien jedoch die an seine Ehefrau Brigitte, die vor vier Jahren starb. Die beiden hatten sich schon früh im Leben gefunden, waren 54 Jahre lang ein Paar. Herr Kühne arbeitete lange als Großhandelskaufmann in der Modebranche, war fleißig und erfolgreich. Er und seine Brigitte genossen das Leben, gingen auf Reisen und lebten in einem schönen Haus in Berlin Zehlendorf – bis seine Frau schwer erkrankte und sich Herrn Kühnes Leben für immer veränderte. „Das Schlimmste ist die Einsamkeit“, erzählt der 79-Jährige. „Ich wünschte mir natürlich, dass meine Frau älter geworden wäre. Aber es sind auch die alten Freunde. Ich wünschte, es würde noch einen davon geben. Es fehlt mir einfach eine dieser Freundschaften.“ Seine Tage seien eintönig, es gäbe einfach keine Abwechslung. Wenn er nicht selbst mit seinem Rollator auf die Straße ginge, würde einfach gar nichts passieren. „Das ist das erste Mal in vier Jahren, dass ich überhaupt Besuch bekomme.“Weihnachten-Mitfeiern-ZettelIn diesem Jahr packte er es an – und schrieb ein Einladungsgesuch auf einen Zettel im Supermakrt. Als Lisa Gobel die Notiz von Herrn Kühne sah, war sie sofort gerührt: „Ich fand es einfach so traurig, dass der Herr auf seinen alten Tagen alleine ist“, sagt sie. „Viele haben geschrieben, dass sie es schön finden von mir, dass ich das mache. Und von ihm total mutig, dass er sich das zu machen getraut hat.“ Die 27-Jährige hat ihre Ausbildung zur Polizistin fast beendet und lebt mit ihrem Freund in Berlin. Aufgewachsen sei sie aber in einem Mehrgenerationenhaus auf dem Land, ihre eigenen Großeltern seien nie alleine gewesen. Auch deshalb stand für Lisa Gobel sofort fest: Ich lasse Herrn Kühne nicht im Stich. Sie fotografierte Zettel, postete ihn auf Facebook – und wurde damit für den einsamen Witwer aus Berlin zum Weihnachtsengel.

Das Posting wurde in kürzester Zeit fast 7000 Mal in dem sozialen Netzwerk geteilt, Lisa Gobel war von der Anteilnahme und den vielen Reaktionen geradezu überwältigt. „Keine Ahnung, wie das plötzlich so groß geworden ist. Ich finde es krass, auch für mich als Privatmensch, aber es ist halt super schön!“, sagt sie.
Lisa Gobel rief Herrn Kühne daraufhin selbst an, berichtete ihm von den vielen Weihnachtskontakten und vermittelte dem Rentner die gesuchte Familie, bei der er nun mitfeiern werden kann. Seitdem telefonieren und treffen sich die beiden auch selbst regelmäßig.

„Dass ein Zettel das alles möglich macht!“

Auch stern TV hat den Rentner getroffen, der sich mit seinem ungewöhnlichen Aushang an die Öffentlichkeit wandte. Auch für uns war das Anlass genug, ihm eine besondere Weihnachtsüberraschung zu bescheren: Ein Weihnachtsessen mit Lisa Gobel und fünf weiteren Frauen. Das Besondere: Die Damen, ganz unterschiedlichen Alters, verbringen alle wie Herr Kühne seit Jahren das Weihnachtsfest alleine, ohne Freunde oder Familie. Doch bei diesem Weihnachtsessen – bei leckeren drei Gängen, gutem Wein und einer Chor-Einlage– ergab sich wie von alleine eine ausgelassene Stimmung. Ebenso wie nachdenkliche und ehrliche Gespräche. Es wurde ein bewegender Abend. „Das hätte ich nie gedacht, dass aus so einem Zettel hinterter so eine Weihnachtsfeier wurde“, so der sichtbar gerührte Herr Kühne. Der Rentner stellte fest: Die Frauen am Tisch sind zwar alleine – fühlen sich aber nicht einsam und machen das Beste aus ihrer Situation. Sie haben sich außerhalb der eigenen vier Wände Beschäftigung gesucht.  

Am Ende des Abends wurden Einladungen ausgesprochen und Nummern ausgetauscht. Und Herr Kühne konnte kaum glauben, dass er all das ausgelöst hat. Mit ein paar Zeilen, die er auf einen Zettel schrieb.

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