Volksparteien vs. AfD: Knapp gewonnen ist auch verloren

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Die AfD wird als drittstärkste Kraft in den Bundestag einziehen. Bei der Bundestagswahl am Sonntag konnte sie vor allem Stimmen von Nichtwählern und bisherigen CDU-Anhängern für sich gewinnen. Insbesondere in den östlichen Bundesländern und im Osten Berlins war die Partei erfolgreich und holte laut Infratest dimap mehr als 20 Prozent der Stimmen, vor allem unter den Männern. Auch der CDU-Abgeordnete Martin Patzelt (Frankfurt / Oder) spürte im Wahlkampf um das Direktmandat die Konkurrenz. Der 70-Jährige hatte sich eigentlich aus der Politik zurückziehen und um seine Enkel kümmern wollen. Er war acht Jahre Oberbürgermeister seiner Geburts- und Heimatstadt, bevor er 2013 für die CDU in den Bundestag zog. Als er erfuhr, dass der AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland in seinem ehemaligen Wahlbezirk kandidieren würde, stellte sich Martin Patzelt erneut zur Wahl. Für den CDU-Politiker wurde der Wahlkampf zu einer echten Herausforderung: Gauland erfuhr nämlich auch deswegen viel Unterstützung, weil einige Bürger Patzelt offenbar übelnahmen, dass er 2015 zwei Flüchtlinge aus Eritrea bei sich zu Hause aufgenommen hatte. Bei vielen Brandenburgern kam das nicht gut an. Am Sonntag konnte sich Martin Patzelt letztlich nur knapp gegen Alexander Gauland durchsetzen.
Der SPD-Kandidat Markus Töns verlor in der einstigen sozialdemokratischen Hochburg Gelsenkirchen ebenfalls zahlreiche Stimmen an die AfD – die Rechtspopulisten waren wie schon bei den Landtagswahlen wundersam erstarkt. Im Mai wählten in Gelsenkirchen so viele Menschen die AfD, wie nirgendwo anders in Nordrhein-Westfalen: 15,2 Prozent. Das Flüchtlingsthema kostete Markus Töns stimmen: Allein im Problemviertel Ückendorf liegt der Ausländeranteil bei 23 Prozent. „Wir haben hier schon eine Masse. Und es kommen immer mehr und immer mehr. Irgendwann muss auch mal Feierabend sein“, verlautet es auf der Straße. Auch wenn Töns am Sonntag das Direktmandat noch gewinnen konnte, sagt er: „Dass die AfD nochmal zugelegt hat, das habe ich nicht erwartet. Scheinbar haben die Wähler aus Protest AfD gewählt.“ Martin Patzelt lag am Ende nur rund 5 Prozentpunkte vor Alexander Gauland, die CDU als Partei aber verlor fast 9 Punkte. Bundesweit darf sich Gauland jedoch zu den Siegern zählen.
Warum wurde es für die Abgeordneten der Volksparteien so knapp? Und welche persönlichen Konsequenzen ziehen sie aus einer solchen Klatsche? stern TV hat Martin Patzelt und Markus Töns am Wahltag und zur Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen mit der Kamera begleitet. Live in der Sendung hat Steffen Hallaschka mit Martin Patzelt über seinen speziellen Wahlkampf und die Schlussfolgerungen daraus gesprochen.

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