Warum Zverev nur Nadal fürchten muss

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Bei den French Open (tägl. im LIVETICKER) umgibt Alexander „Sascha“ Zverev wieder einmal die Aura des unvollendeten Geheimfavoriten. 

Der 21-Jährige ist seit längerer Zeit gut drauf, gewinnt Master-Turniere und schlägt die Größten seines Sports – nur bei den Grand Slams will es nicht klappen.

Stets hochgehandelt, ist Zverevs bestes Major-Ergebnis bisher das Achtelfinale in Wimbledon 2017. Auch in Paris startet er als Geheimfavorit, der auf Sand außer Rafael Nadal aktuell niemanden fürchten muss. Vor der Finalniederlage in Rom gegen Nadal ging er in 18 Tagen 13 Mal als Sieger vom Platz.

In der italienischen Hauptstadt bewies der Deutsche, dass er die Fähigkeiten hat, sogar Sandplatzkönig Nadal an den Rand einer Niederlage zu treiben – eine Regenpause verhinderte mehr.

Nadal adelt Zverev

„Wenn er in den nächsten zwei Jahren bei Grand Slams nicht gut spielt, könnt ihr zu mir kommen und sagen: ‚Du hast keine Ahnung von Tennis'“, adelte Nadal seinen Finalgegner: „Es ist doch egal, ob es über drei oder fünf Sätze geht. Best-of-Five ist sogar ein Vorteil für die besten Spieler – und Sascha ist einer davon.“

Die Zahlen bestätigen Nadal: Zverev führt die ATP-Jahreswertung an und teilt sich mit Nadal in diesem Jahr fünf Sandtitel auf. Klappt es in Paris also mit dem Durchbruch bei einem Grand Slam? Es spricht zumindest vieles dafür.

So hat Zverev sein Repertoire weiter verfeinert. Sein erster Aufschlag kommt präziser und verhilft ihm zu vielen freien Punkte. Und auch der zweite Aufschlag mit viel Kick bereitet den Gegnern oft Probleme – in Rom selbst Nadal, der häufig zu kurz returnierte und so nie richtig in die Ballwechsel kam.

Dank des verbesserten Aufschlagspiels kann der 21-Jährige früh die Kontrolle über Ballwechsel an sich reißen. Beim Triumph in Madrid kassierte er als erster Spieler bei einem Sandplatz-Masters im gesamten Turnierverlauf kein Break. Nur Roger Federer schaffte Vergleichbares in Cincinnati 2012 und 2015 – allerdings auf Hartplatz.

Mehr Selbstbewusstsein bei Zverev

Das Selbstverständnis war Zverev nach dem enttäuschenden Zweitrundenaus gegen Borna Coric bei den US Open 2017 abhanden gekommen. Nach einem starkem Sommer scheiterte er ausgerechnet an einem gleichaltrigen Spieler. Dabei waren sich doch alle einig, dass er der Beste der Youngster ist.

Einem schwachen Herbst folgte ein mäßiger Start ins Jahr 2018. Auch beim Masters in Miami kämpfte er sich mit Mühe durch die ersten Runden, ehe erneut Coric auf ihn wartete. Nach der gelungenen Revanche kam Zverev wieder ins Rollen. In Monaco scheiterte er erst im Halbfinale, danach triumphierte er in München und Madrid.

Dabei bewies der Hamburger, dass er sich auf Sand immer besser zurechtfindet. Wo speziell große Spieler oftmals mit dem kräftezehrenden Untergrund kämpfen, bringt der 1,98-m-Schlaks neben seiner Power eine erstaunliche Beweglichkeit auf das rote Ziegelmehl.

Schlüssel für Zverevs Erfolg

Um in Paris Erfolg zu haben, braucht es jedoch mehr – auch wenn Nadal öffentlich sagt, dass drei oder fünf Sätze keinen Unterschied machen. Die Fitness spielt eine weitaus größere Rolle. So hatte er Zverev bei den Australian Open 2017 besiegt, weil dieser Krämpfe im fünften Satz bekam.

In diesem Bereich hat Zverev inzwischen deutlich zugelegt. Mehr Mühe macht es ihm, sein Niveau und seine Aggressivität konstant über einem langen Zeitraum zu halten. Bei seinen Grand-Slam-Niederlagen hatte er sich im Laufe der Partien stets in seine Konformtzone zwei Meter hinter der Grundlinie zurückfallen und so das Match entgleiten lassen.

Doch gerade Zverev muss diktieren und aggressiv agieren, um Ballwechsel zu verkürzen. Bei seinen körperlichen Voraussetzungen kann er nicht alle zwei Tage stundenlang den Sand umgraben wie Nadal. Schafft Zverev es aber, über längere Zeit und mehrere Partien aggressiv zu bleiben, wird ihm in Paris der ersehnte Grand-Slam-Durchbruch gelingen.

Da Zverev erstmals bei einem Grand Slam an Nummer zwei gesetzt ist, könnte er zudem erst im Finale auf Nadal treffen. Bis dahin ist es aber ein langer Weg – zumal sich mit Dominic Thiem, Kei Nishikori und dem wiedererstarkten Novak Djokovic, mit dem Zverev vorab trainierte, einige große Namen in seiner Hälfte des Tableaus befinden.

Den ersten Schritt zum Traumfinale hat Zverev gemacht. In der 1. Runde besiegte er den Litauer Ricardas Berankis im Eiltempo.

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