Regensburger Domspatzen: Was der Abschlussbericht für die Opfer bedeutet

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Viele Jahre hat es gedauert, bis dieser Bericht nun endlich vorliegt. Demnach sollen 547 Sänger der Regensburger Domspatzen im Laufe der Jahre Gewalt erfahren haben, 500 Kinder wurden Opfer körperlicher Gewalt, 67 Kinder auch Opfer sexueller Gewalt. 2010 war bekannt geworden, dass es in dem bekannten Knabenchor unter der Leitung der Katholischen Kirche Fälle von Misshandlungen gegeben hatte. Vor allem in der Vorschule, aber auch im Gymnasium sei es zu Gewalt gegen Schüler gekommen, heißt es nun im Abschlussbericht. Opfer, die dort zu Wort kommen schilderten die Jahre als „schlimmste Zeit ihres Lebens, geprägt von Angst, Gewalt und Hilflosigkeit“.

Einer der Betroffenen ist Alexander Probst, der sich bereits 2010 und 2013 zu den Vorfällen bei stern TV äußerte und immer wieder hartnäckig für eine Anerkennung seines Leids und das der anderen Betroffenen kämpfte. Er hatte schon als Kind Demütigungen, Strafen und Misshandlungen im Bistum Regensburg erlebt. Mit elf Jahren wurde er im Internat der Chorknaben von einem Geistlichen missbraucht. Als prominente Stimme kämpfte er seit 2010 fortan um Aufklärung und Gerechtigkeit für die Opfer. Probst klagt über den Verlust von sechs Jahren Kindheit, war in der Folge sogar schwer depressiv geworden. Wie Hunderte anderen hatte auch er einen Antrag auf Entschädigung bei der katholischen Kirche eingereicht.

Der Bericht hatte sich auch deswegen so lange hingezogen, weil die Deutsche Bischofskonferenz den ursprünglichen Untersuchungsbericht durch das Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen 2013 gestoppt hatte, mehrere Bistümer wie München oder Dresden waren ausgestiegen. Die Leiter der Studie vermuteten Verschleierung und die gezielte Vernichtung von Akten. „Das ist ein Krisenmanagement, das so dermaßen desaströs ist, wie es nur sein kann“, sagte Alexander Probst damals im Gespräch mit Steffen Hallaschka dazu. „Man hätte uns die Hand reichen können – wie leicht wäre das gewesen. Aber man hat es nicht getan.“

Der Abschlussbericht im Auftrag des Bistums Regensburg ließ weitere vier Jahre auf sich warten – und erschüttert Deutschland auf ein Neues. Immerhin: Die Opfer sollen nun entschädigt werden. Live bei stern TV wird Alexander Probst darüber sprechen, was die Ergebnisse für ihn und andere Betroffene bedeuten.

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