Sommerliche Temperaturen verleiten dazu, in Rhein, Elbe und Co. eine Abkühlung zu suchen. Das ist auch nicht verboten. Allerdings endet ein vermeintlich harmloses Badevergnügen zu oft in einer Tragödie. Dabei könnte das vermieden werden. Was Sie zum Thema wissen sollten – stern TV hat die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst.
Ist das Schwimmen in Flüssen überhaupt erlaubt?
Ja. Der Rhein und andere Flüsse und Bäche sind natürliche Gewässer und dienen dem Gemeingebrauch. Die Nutzung ist also grundsätzlich jedermann gestattet. An vielen, besonders gefährlichen Stellen ist das Baden und Schwimmen allerdings ausdrücklich verboten und wird durch die Wasserschutzpolizei auch bestraft.
Warum wird vom Baden in Flüssen trotzdem abgeraten?
Weil es lebensgefährlich ist. Strömungen und Strudel sind oft unsichtbar und ziehen Schwimmer plötzlich in die Tiefe. Sie treten vor allem an Steinstegen (sog. Buhnen), Brücken und anderen, teilweise auch unter Wasser liegenden Wällen auf. Ebenso Untiefen, die nicht erkennbar sind. Auch der Schiffsverkehr, die Stromgeschwindigkeit und die schwankenden Wassertemperaturen werden häufig unterschätzt – die Schwimmfähigkeiten hingegen oft überschätzt.STV_KW22_Badeunfälle
Welche Gefahren sind es im Einzelnen?
Strudel und Strömung:
Strömungen und Strudel sind oft unsichtbar und ziehen Schwimmer plötzlich in die Tiefe. Sie treten vor allem an Steinstegen (sog. Buhnen), Brücken und anderen, teilweise auch unter Wasser liegenden Wällen auf. Ebenso Untiefen, die nicht erkennbar sind. Wen die Strömung einmal erfasst, der wird bei einer üblichen Fließgeschwindigkeit von 5 – 10 km/h binnen Sekunden Hunderte Meter weiter getrieben, ohne ans Ufer zu gelangen.
Schifffahrt:
Auch wenn Schiffe in einiger Entfernung vorbeifahren entstehen an flachen Stellen und Ufern Wellen, die einem die Füße wegziehen. Bei nicht so geübten Schwimmern bricht dann schnell Panik aus. Wen die Strömung einmal erfasst, der wird bei einer üblichen Fließgeschwindigkeit von 5 – 10 km/h binnen Sekunden Hunderte Meter weiter getrieben, ohne ans Ufer zu gelangen. Wenn ein Schiff vorbei fährt, zieht der entstehende Sog das Wasser an. Wie bei einsetzender Ebbe am Meer verlockt der niedrigere Wasserstand besonders Kinder, dem Wasser in den Fluss hinterher zu waten. Dann kommt es mit hoher Welle zurück.
Unterkühlung:
Nicht weit vom Ufer kann der Fluss plötzlich deutlich kälter sein. Bei 10 – 15 Grad Wassertemperatur, kühlt der Körper in kürzester Zeit aus. Nach wenigen Minuten sinkt die Körpertemperatur derart drastisch, dass eine Schutzfunktion aktiviert wird: Bei Kälte zieht sich das Blut in den Körperkern zurück, damit die lebenswichtigen Organe gegen Unterkühlung geschützt bleiben. Dadurch werden Arme und Beine kaum noch durchblutet und mit Sauerstoff versorgt, was zu Muskelkrämpfen führt. Man wird urplötzlich bewegungsunfähig. Ein Ertrinken ist dann kaum noch zu verhindern. Auch aus diesem Grund sterben häufig auch Helfer, die versuchen, einen Menschen in Not aus einem Fluss zu retten.
Überschätzen der eigenen Kräfte:
Viele Schwimmer überschätzen ihre eigenen Kräfte, wenn sie sich in einen Fluss begeben. Auch Kinder neigen zu Übermut und gehen oft tiefer ins Wasser, als sie die Strömung bewältigen können. Bei einer Fließgeschwindigkeit von 5-10 km/h ist es schwimmend nahezu unmöglich, gegen die Strömung oder den Sog einer Welle anzukommen. Selbst Schwimmweltmeister Mark Warnecke hat das im stern TV-Test nicht geschafft.
Wo ist Schwimmen verboten?
Grundsätzlich gilt ein Bade- und Schwimmverbot jeweils 100 Meter oberhalb und unterhalb von Hafenmündungen, Brücken, Schiffs- und Fähranlegestellen, Umschlagsstellen und Werften und in den bundeseigenen Häfen. Am Rhein ist das Schwimmen außerdem an weitern Abschnitten verboten, die hier genau angegeben werden.
Tödliche Unfälle sind dennoch eher selten, oder?
In Deutschland starben 2013 mindestens 446 Personen durch Ertrinken, 181 der Opfer kamen laut der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Flüssen und Bächen ums Leben. Kürzlich gab es für bei der DLRG Nordrhein sogar einen Fall, dass jemandem, der nur knietief im Wasser stand, von der Strömung die Füße weggezogen wurden und er ertrank.
Immer wieder sind es vor allem Kinder oder Menschen, die andere zu retten versucht haben. Ein vermeintlich schöner Tag am Wasser endet dann in einer nicht mehr rückgängig zu machenden Tragödie. Überlegen Sie sich sehr genau, ob Sie dieses Risiko eingehen wollen. Lassen sie vor allem Kinder nicht im Rhein, Elbe und anderen Wasserstraßen schwimmen. Sie können die Gefahren erst recht nicht richtig einschätzen.
Wie muss ich Kinder beim Baden im Fluss schützen?
Lassen Sie Kinder nicht in großen Fließgewässern wie dem Rhein baden und schwimmen. „Der Rhein ist wie alle Bundeswasserstraßen eine Autobahn für Schiffe. Hier werden Güter transportiert. Niemand würde auf die Idee kommen, seine Kinder auf der A1 oder A2 spielen zu lassen. Auch nicht auf dem Randstreifen. Und deshalb sollte man seine Kinder auch im Rhein nicht schwimmen lassen!“, so Carsten Gösch von der DLRG Nordrhein.
Immer wieder schätzen Eltern die Gefahren zu gering ein. Kinder müssen am Wasser immer im Auge behalten werden und dürfen nicht weiter als zwei Meter außerhalb der Reichweite der Eltern sein, so Carsten Gösch. Unter anderem, weil Kinder im Fall eines Unfalls meist nicht mit Hilferufen reagieren. Die Not ertrinkender Kinder ist meist nicht zu erkennen. Bei Kleinkindern reicht bereits wenige Zentimeter tiefes Wasser – wenn sie hineinfallen, bleiben sie meist regungslos liegen und unternehmen keinerlei Selbstrettungsversuche. Anders als viele Menschen denken, ist Ertrinken ist ein leiser Unfall. Und das nicht nur bei Kindern.
Ein weiterer Punkt: Für Kinder ist der Badespaß ein Spiel. Sie sind leicht übermütig. Einem Kind können jedoch noch viel leichter die Füße weggezogen werden – von Wellen oder Strudeln, die für sie nicht erkennbar sind. Einmal in der Strömung, haben sie nicht die Kraft, sich selbst zu retten. Im sternTV-Test ist die achtjährige Hanna binnen weniger Sekunden 500 Meter abgetrieben. Auch Sogwellen von entfernt vorbei fahrenden Schiffen sind eine Gefahr. Kinder folgen dem zurückweichenden Wasser – wie auch bei Ebbe am Meer – und werden dann von der wiederkehrenden Welle überrascht. Einem Erwachsenen ist es dann kaum mehr möglich, dem Kind nachzukommen.
Teaser Richtig retten