Die Gartenbank aus dem Hobby-Center kann man sich neu in die Coop-Filiale in der Nachbarschaft liefern lassen. Das ist zwar nicht billiger als die Heimlieferung, dafür muss man nicht zu Hause warten, bis die Ware kommt.
Ob Baumarkt, Lebensmittelhändler oder Sportgeschäft: Fast jeder Detailhändler hat heute einen Online-Shop. Die Kunden können in den meisten Fällen entscheiden, ob sie die Ware im Laden abholen oder mit einer Versandgebühr nach Hause geliefert bekommen.
Die beiden Platzhirsche Coop und Migros haben entscheidende Vorteile, weil sie dank ihren Tochterunternehmen über ein flächendeckendes Filialnetz verfügen. Und damit über unzählige potenzielle Abholstationen für Online-Bestellungen.
Coop verdoppelt Zahl der Abholstationen
Coop spielt den Trumpf nun voll aus: Der Konzern verdoppelt bis Ende Mai sein Netz an Abholstationen auf 1100. Neu können sich Kunden beispielsweise Tulpenzwiebeln von Coop Bau+Hobby in eine Filiale der Coop-Tochter Interdiscount liefern lassen. In den Supermärkten stehen blaue Schliessfachboxen bereit. Allerdings können nur Coop-Mitarbeiter die Boxen öffnen. Die Kunden sind auf ihre Hilfe angewiesen, um an ihr Päckli zu kommen.
Doch auch die Migros schläft nicht. Kunden können schon heute in den Online-Shops von Tochterunternehmen wie SportXX oder Ex Libris gekaufte Ware in einer Filiale einer anderen Migros-Tochter abholen. Aktuell umfasst das Abholsystem PickMup 332 Standorte. Mittelfristig sollen es über 2000 sein, wie eine Sprecherin sagt.
Diese Cross-Channel-Lieferung, wie sie im Fachjargon heisst, ist für den Kunden bequem. Doch im Heimlieferungs-Dschungel warten Fallen, aber auch Sparmöglichkeiten auf die Kunden.
Nicht immer ist die Lieferung gratis
Gut am neuen Coop-Service: Er ist gratis. Weniger gut: Er gilt nicht für das ganze Sortiment. Coop-Sprecher Ramon Gander erklärt: «Die Lieferung ist nur für Produkte möglich, die das Postformat nicht überschreiten.»
Das heisst: Eine Lampe von der Möbeltochter Toptip kann in einen Nachbarschaftsladen von Coop geliefert werden. Nicht aber ein Bett. Wenn der Kunde dieses nicht selbst bei Toptip abholt, kostet die Heimlieferung mindestens 69 Franken. Ähnlich funktioniert es bei der Migros.
Bei vielen Produkten, die im «Postformat» sind, ist auch die Heimlieferung gratis. Warum soll man sich die Artikel denn überhaupt noch in eine Filiale liefern lassen? Gander: «Vor allem für Berufstätige, die tagsüber nicht zu Hause sind und eine Heimlieferung nicht entgegennehmen könnten, ist das sinnvoll. Sie können das Produkt dann auf dem Heimweg abholen.»
Geld sparen die Kunden nur bedingt. Eine Ausnahme von der Regel: Wer gleich neben dem Fitnesspark Banane in Winterthur ZH wohnt, kann auf der Le-Shop-Plattform der Migros zum Mindestbestellwert von 99 Franken posten und die Waren ohne Zusatzkosten im Fitnesscenter abholen. Eine Heimlieferung würde 15.90 Franken kosten. Die Migros biete bislang nur vier weitere solche Standorte an.
Beim Lebensmittelversand der beiden Platzhirsche gilt: Wer einen Mindestbestellwert einhält, kann sich sowohl bei der Migros als auch bei Coop die Waren zu einem Supermarkt nach Wunsch schicken lassen.