Ferrari planlos – übernehmen jetzt die Fahrer?

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„Vielleicht hätte unsere Strategie ein klein wenig pfiffiger sein müssen.“

So lautete Sebastian Vettels öffentlich geäußerte Analyse zu seinem zweiten Platz beim Großen Preis von Mexiko. (DATENCENTER: Ergebnis des Mexiko-GP)

Hinter verschlossenen Türen wird Vettel das Wort „vielleicht“ sicher weglassen – und statt pfiffiger könnte man Ferrari auch fehlenden Mut vorwerfen, denn genau dies kostete Ferrari den Sieg.

Ferrari siegt erneut nicht trotz Pole

Dabei hatte das Wochenende in Mexiko so gut begonnen. Als klarer Favorit dank der überlegenen Motorenpower angereist, konnte man sich dank der Strafversetzung von Max Verstappen über eine rote Reihe eins freuen.

Dieses Kunststück gelang der Scuderia bereits zum vierten Mal in der Saison. Die daraus resultierende Bilanz ist allerdings verheerend für ein Team, welches sich vor der Saison das Ziel WM-Titel gesetzt hatte.

Lediglich in Spa kam mit Charles Leclerc zumindest ein Pilot durch und konnte die gute Ausgangslage in einen Sieg ummünzen. In Mexiko bewies das Team einmal mehr, dass man Mercedes in Sachen Taktik nicht gewachsen ist.

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Tuttosport sprach sogar von einer „selbstmörderischen Strategie“, Ferrari habe „gegen viele Feinde zu kämpfen, einige befinden sich im eigenen Team“.

Albon stoppt – Panik bricht aus

So brach bei Ferrari offenbar trotz einer Doppelführung sofort Panik aus, als in Runde 14 der auf Rang 3 liegende Alexander Albon im Red Bull in die Box abbog. Sofort entschied man sich dazu, in der nächsten Runde den Führenden Leclerc reinzuholen.

„Wir wollten ihn vor Albon mit einer Zweistopp-Strategie schützen, aber der zweite Stint war nicht gut genug“, erklärte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Ferrari hatte also tatsächlich Angst davor, dass Albon eine Gefahr für den Sieg darstellte. (Die Stimmen zum Mexiko-GP)

Dabei verfügt Albon aktuell weder über die Speed- noch die Reifenflüster-Qualitäten eines Verstappens. Red Bull hatte dem Thailänder zudem erneut Gelbe Reifen aufziehen lassen, was einen weiteren Boxenstopp zwingend nötig machte.

Es spricht für sich, dass Leclerc sich eine Mitschuld gibt, weil er dem Team nicht widersprochen hatte: „Unsere Strategie war nicht gut, aber ich kreide mir das auch selber an. Ich hätte mich am Funk melden und um eine andere Vorgehensweise bitten müssen. Ich muss mich entschlossener einbringen und auf diese Weise dem Team helfen. So wie es Seb getan hat.“

Ferrari fürchtet sich vor Fehler

Doch Ferrari hat große Angst davor, Fehler zu machen – und macht deshalb umso mehr. Vermutlich packt Mercedes daher hin- und wieder den eigentlich verbotenen Fake-Boxenstopp aus.

Diesmal verzichtete Mercedes darauf und schickte stattdessen Hamilton nach einem Stopp in Runde 23 mit harten Reifen zurück auf die Strecke. Ferrari musste nun fürchten, dass Hamilton vor Rennende nicht wieder stoppen würde.

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Die Scuderia überlegte, Vettel sofort reinzuholen, aber Vettel fühlte sich auf den Reifen wohl. Zudem herrschte Angst vor abbauenden Reifen gegen Rennende. „Wir dachten nicht, dass der harte Reifen so lange hält. Wir waren da etwas vorsichtig“, sagte Vettel.

Hamilton musste 47 Runden durchhalten, was man bei Mercedes für machbar hielt. Schließlich hatte Pirelli-Rennchef Mario Isola vor dem Rennen „50 Runden“ als kritische Zahl genannt. Laut Isola lagen am Renntag zudem günstige Bedingungen vor.

Hamilton kontert Vettel-Runden problemlos

Ferrari hielt es dennoch für zu riskant. So musste der durch den späteren Stopp hinter Hamilton zurückfallende Vettel mitansehen, wie der Brite auch gegen Rennende seine schnellen Runden spielerisch konterte.

Womöglich hätte Leclerc noch eine kleine Siegchance gehabt – doch die Ferrari-Crew patzte beim zweiten Boxenstopp, wodurch der Monegasse entscheidende Sekunden auf Hamilton, Vettel und Bottas einbüßte.

Leclerc blies zwar noch einmal zur Aufholjagd, nahm dabei jedoch die Reifen zu stark hin und leistete sich einen Ausrutscher. Danach war der Reifenvorteil weg und bei Ferrari durfte man sich über einen weiteren unnötig verspielten Podestplatz ärgern.

Mercedes zeigt Ferrari, wie es geht

Natürlich ist es leichter, als hinterherfahrendes Team Risiken einzugehen. Diese Gelegenheit hatte die Scuderia in dieser Saison allerdings selbst oft genug. Wirklichen Nutzen zog man daraus selten.

So triumphierte Mercedes bei sieben von acht Rennen, wenn ein Silberpfeil von der Pole startete. Ferrari ging sogar neun Mal von vorne ins Rennen – doch zum Sieg reichte es nur dreimal.

Glaubt man Vettel, entsteht manche schlechte Strategie-Entscheidung wohl auch durch das unterlegene Chassis: „An Samstagen schaffen wir es, die Dinge mit den frischen Reifen zu kaschieren. An Sonntagen nicht. Uns fehlt ein bisschen Speed in der Kurve, wenn wir unsere Reifen managen müssen.“

Vettel und Ferrari bleibt nur die Hoffnung, dass sie das bis zur neuen Saison in Griff kriegen. Denn auch 2020 werden die Punkte erst am Sonntag vergeben.

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