Schießbude Bayern: Was Kovac gegen Dortmund ändern muss

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„Man kann alles sagen: Fünf eigene Tore mit Lattentreffern stimmen einen auch positiv. Die Interpretation ist völlig beliebig. Man kann das Positive sehen und das Negative. Beides war drin im Spiel.“

Treffender hätte Thomas Müller das 5:4-Spektakel im Pokal-Viertelfinale gegen Zweitligist Heidenheim nicht beschreiben können. Zum Sieg reichte es am Mittwochabend aber nur, weil die Münchner trotz Unterzahl nach der Halbzeit für eine kurze Zeit entfesselten Offensiv-Fußball zeigten. Fast hätte sich der Rekordpokalsieger aber eine Blamage eingefangen, weil vor allem die Defensiv-Leistung desaströs war.

Welche positiven oder negativen Lehren müssen die Münchner nun vor allem hinsichtlich des Bundesliga-Krachers gegen Borussia Dortmund (Bundesliga: Bayern München – Borussia Dortmund, Samstag um 18.30 Uhr im LIVETICKER) ziehen? SPORT1 nennt sie.

Wille in Hälfte zwei

Die Bayern spielten ab Minute 15 gegen offensive aber kompakte Heidenheimer in Unterzahl, weil Niklas Süle wegen einer Notbremse Rot sah. Bayern ging früh in Führung (12.), aber mit 1:2 in die Kabine und drehte es dann in nur 20 Minuten zum 4:2. Der FCH glich zwar sensationell aus, der Münchner Siegtreffer fiel aber noch (84.).

Torschütze Leon Goretzka sprach von einer „mentalen Leistung“. Mats Hummels lobte nach der Halbzeit die „richtige Körpersprache“ – bis zum 4:3. Mehr Lobeshymnen waren nicht zu hören. Dennoch bleibt: Die Bayern haben sich nicht ergeben und Willen gezeigt. Zumindest in der zweiten Halbzeit.

Trio wieder fit

Hoffnung dürfte der Bayern-Defensive vor allem die Rückkehr der zuletzt angeschlagenen Manuel Neuer und David Alaba machen. Sven Ulreich war bei allen Heidenheimer Treffern machtlos. Linksverteidiger-Ersatz Rafinha enttäuschte aber auf ganzer Linie. Robert Lewandowski saß zunächst nur auf der Bank, weil er sich gesundheitlich angeschlagen fühlte.

Niko Kovac musste ihn trotzdem bringen und prompt wurde der Pole mit zwei Treffern und einem Assist zum Matchwinner, gewann auch 67 Prozent seiner Zweikämpfe. „Heute waren wir wahrscheinlich schon mit dem Kopf bei Samstag. Ich hoffe, dass dann alles perfekt wird. Der Sieger macht einen großen Schritt zur Meisterschaft“, so Lewandowski nach Abpfiff.

Der Faktor Dortmund

Lähmendes, langsames Spiel kennt man von Bayern gegen Underdogs. Ebenso wie das ganz andere Gesicht, wenn es gegen Top-Gegner geht. Goretzka machte auf SPORT1-Nachfrage klar, „keine Angst“ vor Spitzenreiter Dortmund zu haben.

Sein Versprechen: „Wir werden da eine andere Leistung an den Tag legen und auch in der Defensive ein anderes Gesicht zeigen.“ Süle sagte selbstbewusst: „Wir müssen am Samstag eine ganz andere Leistung zeigen als in den letzten beiden Spielen. Dann sind wir die bessere Mannschaft.“

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Defensive muss gestärkt werden

Ganz so einfach wird es aber nicht sein. Die Kovac-Elf trifft zwar das Tor, bekommt aber die Defensive nicht dicht – vor allem in der Rückrunde. In nur vier von 14 Pflichtspielen in diesem Jahr blieb man ohne Gegentor. 19 Tore fing man sich dabei ein.

Insgesamt stehen die Bayern in der Bundesliga bei bislang 28 Gegentoren. Das sind so viele wie in der gesamten letzten Saison. In den 40 Pflichtspielen unter Kovac sind es bereits 43 Gegentreffer – und jetzt kommt die schnelle Offensive der Borussia.

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Hasan Salihamidzic forderte für das Titelduell am Samstag eine deutliche Reaktion: „Ich habe es schon in Freiburg gesagt. Wir müssen uns von Anfang an besser präsentieren und als FC Bayern auftreten. Wir müssen besonders zu Hause die anderen unter Druck setzen und versuchen, offensiven Fußball zu spielen. Wir müssen zeigen, dass wir die Meisterschaft gewinnen wollen.“

Kovac braucht Defensiv-Lösungen

Kovac muss zeigen, dass er wieder für mehr defensive Sorgfalt und Stabilität sorgen kann. Die Viererkette der Bayern sah am Mittwochabend auch deshalb schlecht aus, weil Zehner James gar nicht in der Defensive aushalf und Sechser Thiago viel zu leichtfertig spielte und mit einem eklatanten Querpass dafür sorgte, dass Süle Rot sah. Hummels dazu: „Die zentralen Ballverluste sind seit August 2016, seitdem ich hier bin, eine Sache, auf die wir aufpassen müssen. Das hat sich heute nicht großartig geändert.“

Kovac ist jetzt gefordert durchzugreifen und notfalls auch mal auf Thiago, einen seiner Lieblingsspieler, zu verzichten. Die Alternative? Abräumer Javi Martinez neben Goretzka. „Die ganze Mannschaft muss defensiv besser spielen“, fordert Lewandowski.

Einstellung als Problem

Gegen Dortmund wird es auch darauf ankommen, dass die Bayern mit der richtigen Einstellung agieren – von Minute eins an. Eigenmotivation allein wird nicht reichen. „Wir haben keine 100 Prozent gezeigt. Das hat uns fast das Genick gebrochen“, gab Süle zu. Goretzka ergänzte: „Nach meinem 1:0 dachte ich, dass es entspannt wird. Da haben wir uns selbst einen Strich durch die Rechnung gemacht.“

Ein Armutszeugnis für jeden Fan aber auch die Erkenntnis, dass die Mannschaft den Tabellensechsten der zweiten Liga unterschätzt hat. Kovac hat seine Mannen zwar gewarnt, sie aber scheinbar nicht erreicht.

Wie wird es nun gegen Dortmund? „Das ist das geilste Spiel der Saison“, so Goretzka. „Darauf wartet ganz Deutschland, wahrscheinlich auch ganz Europa. Für solche Spiele spielt man in so einem Verein. Wir sind alle heiß.“

Aber Vorsicht Bayern: Bis zum 34. Spieltag warten unter anderem Düsseldorf, Nürnberg und Hannover. Eine Einstellung und Leistung wie gegen Heidenheim sollte sich dann nicht wiederholen.

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