Hallo Fußball-Freunde,
ich freue mich auf den Abstiegskampf in der Rückrunde. Das wird ein Krimi. Heiß und extrem spannend. Nichts für schwache Nerven.
Der FC Schalke 04 steht auf Rang 13 und hat nur vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Das war überraschend, doch sie werden sich stabilisieren. Dafür ist der Kader der Königsblauen einfach zu gut. Und beim Thema Trainer verhält man sich klüger als in der Vergangenheit. Domenico Tedesco darf in Ruhe arbeiten, auch wenn er keinen Freifahrtschein hat. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass sich die Schalker noch mal so präsentieren werden, wie in der Hinrunde.
Es gibt andere Vereine wie den 1. FC Nürnberg, Fortuna Düsseldorf und Hannover 96, die aus meiner Sicht gefährdeter sind.
In Düsseldorf hätte man vor wenigen Tagen eigentlich nicht an ein Chaos gedacht. Doch dann kam das Theater um die Vertragsverlängerung von Trainer Friedhelm Funkel. Und da muss ich ein Kompliment an das Management machen. Die Außendarstellung war zwar ganz schlimm, aber der Boss (Robert Schäfer, d. Red.) hat sich nicht rausgeredet und einen Fehler zugegeben.
Man hat auf die Fans gehört, das finde ich gut. Funkel leistet tolle Arbeit. Er ist mit Fortuna aufgestiegen und aktuell steht man nicht auf einem Abstiegsplatz. Was will man mehr? Deshalb mein Lob an den Vorstandsvorsitzenden. Der Etat des Vereins gibt momentan auch nicht mehr her. Wenn die Qualität nicht stimmt, liegt es nicht am Trainer.
Wiese: Reschke muss sich hinterfragen
Der FC Augsburg steht aktuell zwar auf dem 15. Platz, ich bin mir aber sicher, dass die Mannschaft in der Tabelle einige Plätze gut machen werden. Der FCA hat nicht so schlecht gespielt, wie es die Platzierung aussagt, er müsste die Qualität haben, nicht abzusteigen.
Beim VfB Stuttgart herrschte bisher nur Chaos. Und es wurde schon der Trainer ausgetauscht. Gebracht hat es allerdings nichts, der Zustand des Teams ist unter Markus Weinzierl nicht wirklich besser geworden. Der Kader beim VfB ist qualitativ einfach nicht so gut. Das ist auch die Schuld von Sportvorstand Michael Reschke.
Positiv ist nur, dass man Benjamin Pavard bis Sommer halten konnte, bevor er dann zu den Bayern wechselt. Wenn man aber den Trainer entlässt und der Nächste bringt es auch nicht, dazu noch so einen Kader zu verantworten hat, muss man sich auch hinterfragen. Viele Patronen hat Reschke nicht mehr.
Bei Hannover 96 ging es in der Hinrunde drunter und drüber. Ich glaube aber nicht, dass sich das ganze Theater mit Präsident Martin Kind und dem Fan-Ärger auf die Mannschaft überträgt. Ich kann da nur von mir und meinen Erfahrungen sprechen. Das interessiert die Spieler nicht. Wichtig ist der Tabellenplatz. Da wieder das Selbstvertrauen aufzubauen, wird schwierig. Das Team ist total verunsichert. Es gibt überhaupt keine Befreiung für den ganzen Verein. Da frage ich mich, warum man am Trainer (André Breitenreiter, d. Red.) festhält?
Genauso verhält es sich beim 1. FC Nürnberg. Unter Michael Köllner funktioniert es doch vorne und hinten nicht. Der Bonus vom Aufstieg darf nicht mehr zählen. Es gibt Erstligastürmer und Zweitliga-Stürmer. Das gilt auch für Trainer. Wenn man oben nicht klar kommt, dann ist das halt so. Dann muss man aber mal einen Strich ziehen und den Coach rausschmeißen. Ich hätte längst einen neuen Trainer gesucht.
Wiese: Frings könnte Nürnberg retten
Wer auf Köllner folgen könnte? Das ist eine schwere Entscheidung. Torsten Frings (zuletzt bei Darmstadt 98, d. Red.) würde ich es absolut zutrauen, seine ruhige Art würde zum Club und dem ganzen Umfeld passen. Er hat in Darmstadt gute Arbeit geleistet.
Nun noch ein paar Worte zu Mainz 05 und dem SC Freiburg. Chapeau, was da seit Jahren geleistet wird. In den beiden Klubs läuft alles in ruhigen Bahnen. Sandro Schwarz und Christian Streich sind top Coaches und gute, authentische Typen. Deshalb glaube ich, dass beide Vereine gut durch diese Saison kommen werden.
Bis zum nächsten Mal,
Euer Tim Wiese
Tim Wiese gewann 2009 mit Werder den DFB-Pokal und absolvierte in seiner Karriere für Bremen, den 1. FC Kaiserslautern und die TSG Hoffenheim 269 Bundesliga-Spiele. Für den SVW stand der 36-Jährige zwischen 2005 und 2011 zudem 20 Mal in der Champions League auf dem Platz. Nach seiner Fußballer-Karriere sorgte der frühere Nationaltorwart, der 2010 bei der Fußball-WM in Südafrika mit dem DFB-Team den dritten Platz erreichte, als Wrestler „The Machine“ für Aufsehen und stieg 2016 siegreich bei WWE (World Wrestling Entertainment) aus dem Ring. Fortan ist er für SPORT1 im Fantalk und beim CHECK24 Doppelpass als Experte und auf SPORT1.de als Kolumnist im Einsatz.