Nicht nachmachen!, wollen wir auf jeden Fall vorausschicken. Denn was Dirk Auer macht, ist halsbrecherisch. Auch wenn man bei einem Bobby-Car eher an Kinderspaß denkt. Man könnte den Mann aus Groß-Gerau für verrückt halten. Und seine Eltern wollen das in der Vergangenheit tatsächlich schon mit einem Psychiater versucht haben. Erfolglos.
Dirk Auer ist ein Speedjunkie, der mit seinen selbstgebauten Gefährten immer wieder bis ans Limit geht. Das ist lebensgefährlich – und eben auch verrückt, würden viele sagen. Selbst der 46-Jährige sagt von sich: „Ich bin dann schon so, dass ich das letzte Quäntchen rauskitzele, aber trotzdem habe ich auch ein wenig Angst. Die hilft mir allerdings, mich zu konzentrieren“
Dirk Auer riskiert für die absurdesten Geschwindigkeitsrekorde tatsächlich Alles. Bereits vor 20 Jahren stellte er einen Ausdauerrekord auf, als er auf Rollerskates in 24 Stunden von Frankfurt nach München fuhr. Seine Liebe zu Inlineskates führte sogar so weit, dass er sich mehrfach hinter Fahrzeuge hängte, sich nur allein mit Muskelkraft festhielt und es dabei auf unfassbare Geschwindigkeiten brachte. Hinter einem Porsche fuhr er 307 Stundenkilometer auf Skates!
dirk-auer_bobby-carDirk Auer ist adrenalinsüchtig, sagt er selbst. Er entwickelt immer neue Ideen, um sich wieder zu übertreffen. So experimentiert der studierte Kunststofftechniker seit vielen Jahren auch mit Düsenantrieben. Er investierte in Kleintriebwerke in der Größe einer Cola-Flasche, die bis zu 100 PS hergeben und die er sich einfach auf den Rücken schnallt. Damit absolvierte er bereits Fallschirmsprünge oder raste auf Inlinern über Flughafenpisten.
Ein Bobby-Car mit 150 PS
Jetzt folgt Dirk Auers nächster Clou: Der Mann hat ein Bobby-Car umgerüstet und mit seinen Turbinen ausgestattet. Das klassische Bobby-Car wird seit 1972 gebaut und bereits 19 Millionen Mal verkauft. Man könnte sagen: Es ist Deutschlands erschwinglichstes Volksfahrzeug. Nicht aber das von Dirk Auer. Er steckte in sein Vehikel über 30.000 Euro – vermutlich das teuerste Bobby-Car der Welt. Ein Wahnsinn mit drei Düsen und mindestens 150 PS! Die Reifen allerdings sind nicht speziell angefertigt; sie sind laut Hersteller für 30 km/h ausgelegt. Und auch sonst sind Konstruktion und Kerosin betriebene Turbinen im Falle eines Unfalls lebensgefährlich. Dirk Auer blendet das aus.
Der Geschwindigkeitsrekord bei Bobby-Cars stand bei 108 km/h. Dirk Auer will ihn knacken. Die Renntaktik ist schlicht: Geradeaus und Gas geben. Dafür schlüpft er in seine Arm-Düsen und wird dann zusammen mit einem Kerosinrucksack am Lenker verschraubt. Dann zünden die Triebwerke. Nach einem hochgefährlichen ersten Versuch, bei dem Dirk Auer durch das Kerosin Feuer fing, probierte er es ein zweites Mal – mit nur einer Düse. Damit schaffte er es bei diesem Rekordversuch in Bottrop auf sage und schreibe 119 km/h und kam damit in die Schlagzeilen. Natürlich ist Auer das längst nicht genug: Er will mehr! „Wo da genau die Grenzen des Materials sind, weiß ich nicht. Man muss sich eben herantasten. Aber wenn das Adrenalin in mich reinschießt, das ist schon abartig!“
Nie hatte ein Bobby-Car-Fahrer mehr Adrenalin
stern TV hat den 46-Jährigen zu einem kleinen Flugplatz in Meinerzhagen begleitet, wo er den neuen Speedweltrekord für Bobby-Cars aufstellen will. Vom Startpunkt bis zur Lichtschranke hat Auer etwa 500 Meter für seinen absoluten High-Speed. Zwei Fahrten will er durchziehen. Am Ende des ersten Versuchs steht ein neuer Weltrekord: 124, 1 km/h. Er habe aber kein Vollgas gegeben, so Dirk Auer. Es geht also noch mehr, meint er. Letzter Anlauf: 131,5 km/h. Nie ist ein Bobby-Car auf der Welt schneller gefahren. Und nie hat ein Bobby-Car-Fahrer mehr Adrenalin in sich gehabt.
Dirk Auer hat sich wieder selbst übertroffen. Und er lebt noch. Nur wird ihn das vermutlich schon bald auf neue, absurde Ideen bringen.