Warum Alcacer bei jedem Tor etwas traurig ist

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Es war der 7. Spieltag, Paco Alcacer hatte gerade drei Tore erzielt. Nicht einfach so, sondern als Einwechselspieler, innerhalb von 37 Minuten. Das letzte in der 6. Minute der Nachspielzeit zum 4:3 gegen den FC Augsburg.

In der Mixed Zone warteten die Journalisten, doch Alcacer entschuldigte sich höflich. „Ich möchte schnell zu meiner Tochter“, sagte der 25-Jährige. Er habe sie in letzter Zeit kaum gesehen und müsse schon am nächsten Tag weiter zur spanischen Nationalmannschaft.

Arbeiter und Teamplayer

Andere Spieler hätten sich nach so einer Partie feiern lassen. Alcacer aber braucht dieses Rampenlicht nicht. Ihn zog es zur seiner Lebensgefährtin und seiner acht Monate alten Tochter. Der Spanier ist ein Familienmensch, „muy casero“, wie man in seiner Heimat zu sagen pflegt. Extravaganzen, wie sie sein Vorgänger Pierre-Emerick Aubameyang gerne ausgelebt hat, sind nicht die Sache des neuen Torjägers von Borussia Dortmund. Alcacer ist bodenständig, ein Arbeiter. Auch deshalb passt er so gut nach Dortmund.

Mit seinen Toren, schon sieben in der Bundesliga und ein Treffer in der Champions League, hat sich Alcacer im Eiltempo in die Herzen der BVB-Fans geschossen. Die Mitspieler lieben die aufgeschlossene Art des Teamplayers. Sein Vater Francisco war Orangenpflücker, lehrte ihn Bescheidenheit.

Huldigung an seinen Vater

Bei jedem Tor gedenkt Alcacer seinem früh verstorbenen Vater. Es ist eine tragische Geschichte: Es ist sieben Jahre her, dass Alcacer sein erstes Spiel als Profi bestritt. Es war das Saison-Eröffnungsspiel mit dem FC Valencia gegen AS Rom. Beim Verlassen des Stadions erlitt sein Vater einen Herzinfarkt. Wiederbelebungsversuche durch Valencias Mannschaftsärzte blieben erfolglos, Francisco Alcacer stirbt im Alter von 44 Jahren vor den Augen seines Sohnes.

Fan-Voting BVB – Atletico

Seitdem bejubelt Paco Alcacer jedes seiner Tore ganz privat und andächtig. Er hält einen kurzen Moment inne, bekreuzigt sich, breitet die Arme mit ausgestrecktem Zeigefinger aus und blickt nach oben zum Himmel.

Wie zuletzt erst nach einem sehenswerten Heber beim 4:0 am Samstag in Stuttgart. „Es ist eine spezielle Huldigung an meinen Vater“, erklärt Alcacer bei BVB Total: „Ich weiß, es hätte ihm gefallen, mich weiter spielen zu sehen.“ Den Todestag seines Vaters trägt er als Tattoo auf seinem linken Oberarm, dazu ein Schriftzug: „Always in my mind Papa“.

Pacogol „spürt Fußball“

Auch wenn Alcacer bei jedem Treffer ein bisschen traurig ist – vom Toreschießen hält es ihn nicht ab. Ganz im Gegenteil. Elf Tore in nur 36 Tagen sind ihm in dieser Saison bereits gelungen. Neben den acht für die Borussia auch drei für die spanische Nationalmannschaft, in die er nach zwei Jahren Abstinenz wieder berufen wurde. In seiner Heimat haben sie ihm einen neuen Spitznamen verpasst: Pacogol.

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Treffen will Alcacer auch am Mittwoch wieder, diesmal gegen seine Landsleute, gegen das beinharte Abwehrbollwerk von Atletico Madrid (Champions League: Borussia Dortmund – Atletico Madrid ab 21 Uhr im LIVETICKER, alle Infos dazu auch im Fantalk ab 20.15 Uhr im TV auf SPORT1). Er weiß, was auf ihn zukommt.

Gegen Atletico zu spielen, sagte Alcacer der Marca, sei wie Zahnschmerzen. Derzeit hat er aber andere Probleme. Der Muskel im Oberschenkel zwickt ein wenig, in Stuttgart wurde er deshalb zur Halbzeit ausgewechselt.

Alcacer ist kein typischer Mittelstürmer. Kein Brecher in den Zweikämpfen. Auch nicht so pfeilschnell wie ein Aubameyang. Aber einer mit Instinkt. „Er spürt Fußball“, sagt Trainer Lucien Favre, der heilfroh über seinen neuen Angreifer ist. Nicht nur wegen dessen Toren, sondern weil Alcacer ein kombinationssicherer, mitspielender Stürmer ist.

Auch der Gegner in der Königsklasse weiß um die Qualitäten des Torjägers. „Es hat uns nicht überrascht, dass er so eingeschlagen ist. Paco war schon immer sehr gefährlich vor dem Tor“, sagte Atletico-Coach Diego Simeone. „Er war sehr effizient im Strafraum, bei Borussia Dortmund hat er damit weitergemacht und sein Selbstvertrauen nun immer wieder unter Beweis gestellt.“

Kaufoption für 28 Millionen Euro

Dabei beflügelt Alcacer nicht nur den BVB, sondern auch umgekehrt. Beim FC Barcelona war Alcacer nicht glücklich, fasste hinter den Superstars Lionel Messi und Luis Suarez kaum Fuß. Nach der Ausleihe in diesem Sommer blüht Alcacer wieder richtig auf.

Es gilt als ausgemacht, dass Dortmunds Verantwortliche um Sportdirektor Michael Zorc die Kaufoption für 28 Millionen Euro ziehen werden. Damit Alcacer und Dortmund noch viel Freude aneinander haben.

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