In diesem Jahr ist die Natur mit allem besonders früh dran. Spaziergänger finden schon seit August Eicheln, Nüsse und Kastanien auf dem Boden – viele davon mickrig oder einfach leer. Wildtiere wie die Eichhörnchen, die sich jetzt und auch im Winter davon ernähren, könnte das Problem besonders treffen, ließen entsprechende Schlagzeilen vermuten. Das sei aber nicht das Hauptproblem, sagt Sabine Gallenberger vom Eichhörnchen-Schutz e.V., die die wilden Nager seit 11 Jahren bei sich zu Hause pflegt. Eichhörnchen haben viele Feinde. Die meisten Tiere werden mit Verletzungen durch Katzen oder Krähen bei ihr abgegeben, aber auch Jungtiere, die aus dem Nest gefallen sind. Bei Sabine Gallenberger leben derzeit 25 Eichhörnchen in ihrer Zweizimmerwohnung. Die 36-Jährige arbeitet in einem Team mit 20 ehrenamtlichen Helfern zusammen, um den Hörnchen die Genesung zu ermöglichen. Allein könnte sie die vielen Tiere versorgen: In diesem Jahr hat das Team in München schon rund 800 Tiere aufgepäppelt.
Hilfe für Eichhörnchen
Verletzungen und Flüssigkeitsmangel gefährden Hörnchen
Sind Eichhörnchen wirklich so gefährdet? Nicht nur Fressfeinde, jagende Katzen oder Baumfällarbeiten seien ein Problem, sagt Tierärztin Dr. Annette Kaiser. Die Hitze und ausgetrocknete Natur habe ihnen in diesem Jahr tatsächlich zugesetzt, allerdings eher in puncto Flüssignahrung. „Die ganzen Trinkplätze sind ausgetrocknet, sogar große Bäche. Und umso weniger gibt es Pfützen oder kleine Tümpel.“ Den Eichhörnchen fehle es meist zuerst an Flüssigkeit, wenn man ein schwaches Tier findet. Und was ist mit der prophezeiten Hungersnot? Aus Sicht von Forstwirt Michael Hundt sind derartige Schlagzeilen übertrieben: „Für den Kölner Bereich kann ich ausschließen, dass es für die Eichhörnchen eine Notsituation geben wird. Im Gegenteil. Das warme trockene Wetter hat positiv auf die Fruchtentwicklung gewirkt. Ob Eicheln, Walnüsse, Bucheckern oder Haselnüsse – wir haben eigentlich alles in großem Umfang. Es ist eine gute Saison für die Eichhörnchen.“
Wer ein Eichhörnchen findet, dürfte es also meistens mit einem verletzten oder verlassenen Tier zu tun haben. Aber was ist dann zu tun? Zumindest sollte man nicht jedes Hörnchen aus Sorge sofort mitnehmen, sagt Tierärztin Annette Kaiser: „Das ist zwar gut gemeint, aber manchmal sind die Muttertiere nicht weit weg.“ Oft lohne es sich, in einigem Abstand zu abzuwarten. Manche Tiere jedoch bräuchten wirklich Schutz oder eine Notversorgung. Der Eichhörnchen-Schutz in München betreibt sogar eine 24-Stunden-Hotline, bei der sich Menschen melden können, die ein verletztes oder verlassenes Nagetier finden. Die Anrufe laufen bei Sabine Gallenberger auf. Bei ihr sind bereits die nächsten Pflege-Hörnchen abgegeben worden: Zwei Kleine, die in Garmisch bei Sägearbeiten aus dem Baum gefallen waren – zum Glück weitgehend unverletzt. Und nach einem kurzen Ausflug zu Steffen Hallaschka ins stern TV-Studio werden die zutraulichen Eichhörnchen schon bald wieder wohlauf sein und von Sabine Gallenberger in die Natur entlassen.
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