Wie Reizfigur Rangnick Leipzig spaltet

Wie Reizfigur Rangnick Leipzig spaltet

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Ralf Rangnick saß auf der Bank und wollte seinen Augen nicht trauen. Ausgerechnet im brisanten Europa-League-Duell gegen den Schwesterklub aus Salzburg lieferte RB Leipzig eine indiskutable Leistung ab und lag bereits nach 22 Minuten 0:2 hinten.

Am Ende verloren die Sachsen nach zwischenzeitlichem Ausgleich verdientermaßen noch mit 2:3, nachdem Fredrik Gulbrandsen kurz vor Schluss den Siegtreffer der Gäste erzielte. 

„In der ersten Halbzeit war es ein Totalausfall“, fand Leipzigs Trainer bei RTL Nitro deutliche Worte. „Da kann man sich bei den Zuschauern nur entschuldigen“. Nach dem Seitenwechsel stimmte die Einstellung zumindest halbwegs, doch an der Überlegenheit der Gäste änderte das nur wenig. 

Dabei scheute Rangnick nicht vor öffentlicher Schelte, die vor allem Ibrahima Konate traf. „Ibu war gegen Hannover wieder verbessert, nachdem er zuvor schon zwei schwächere Spiele hatte. Nach seinem Ausrutscher konnten wir froh sein, dass der Schiedsrichter da nicht schon auf Notbremse entschieden hat. Von der Sorte gab es noch zwei oder drei, die zu Fehlverhalten geführt haben.“

Rangnick kritisiert Einstellung 

Kurios mutet dabei Rangnicks Begründung für die unterirdische Leistung seiner Elf an. „Bis zum Ende der Partie haben wir nicht verstanden, was für ein Kaliber uns gegenüber steht. Einige Spieler haben sich nicht vorstellen können, dass uns aus Österreich so ein Gegner erwartet“, sagte der Coach.

Dabei hätte er selbst dafür sorgen müssen, dass sein Team mit der richtigen Einstellung auf den Platz geht. Rangnick, von Juni 2012 bis Februar 2015 als Sportdirektor für Salzburgs Entwicklung verantwortlich, wusste nach eigenen Aussagen ganz genau über die Stärke seines früheren Teams Bescheid – alleine, er konnte es nicht vermitteln.

„Ich hatte drei Jahre mit dazu beigetragen, dass so eine Mannschaft in Salzburg auf dem Platz stand wie an diesem Abend. Einige Spieler von denen, die gespielt haben, habe ich damals geholt. Mir war schon klar, was für eine Qualität vom Gegner auf uns zukommt.“

Am Ende wirkte der Trainer genauso ratlos wie seine Spieler und konnte den Hebel nicht entscheidend umlegen. Mit der Hereinnahme von Yussuf Poulsen und Marcel Halstenberg brachte er nach dem Seitenwechsel zwar etwas mehr Schwung ins Leipziger Spiel, doch an der Salzburger Überlegenheit änderte das nur wenig. 

Poulsen hat Zweifel an Mega-Rotation

„Wir haben erst in der zweiten Halbzeit angefangen, dieses Spiel so zu bestreiten, wie man es von Anfang an hätte tun müssen. Am Ende fühlt sich das Ganze natürlich extrem schlecht an“, lautet Rangnicks bittere Bilanz.

Dass die Heimpleite seine Ursachen auch in der Mega-Rotation liegen könnte, wollte Rangnick nicht gelten lassen. „Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen die Liga und international hinbekommen“, sagte der Coach, der im vergleich zum letzten 3:2-Sieg gegen Hannover sieben Veränderungen vornahm. Lediglich Nordi Mukiele, Ibrahima Konaté, Kevin Kampl und Stefan Ilsanker standen erneut in der Startelf.

„Natürlich hätten wir Emil Forsberg oder Yussuf Poulsen 90 Minuten lang über den Platz jagen und einen, der schon gegen Hannover draußen blieb, draußen lassen können“, sagte Rangnick. „Ich glaube nicht, dass das der Weisheit letzter Schluss gewesen wäre.“ 

Eine andere Meinung zu diesem Thema hatte Poulsen, der zuvor mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich zum 2:2 für kurze Hoffnung gesorgt hatte. „Sieben Mann zu rotieren hat gegen Hannover funktioniert, heute nicht. Darüber sollten wir uns vielleicht Gedanken machen.“

Und während Leipzigs Konrad Laimer am Ende von einem „Skandal“ sprach, schickte Salzburgs Siegtorschütze Gulbrandsen noch genüsslich einen Giftpfeil zum Gegner: „Wenn sie von unserem Level an diesem Abend nicht schon geschockt waren, sollten sie wenigstens vor dem nächsten Mal ein bisschen mehr Angst haben.“

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