Der Bericht und die Bilder aus einem Schlachthof in Tauberbischofsheim, die stern TV vor drei Wochen am 14.2.2018 zeigte, erschütterten nicht nur Burger-Fans und Zuschauer vor dem Fernseher. Der Fall machte bundesweit Schlagzeilen. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft.
Friedrich Mülln von Soko-Tierschutz hatte der Redaktion Aufnahmen zugespielt, die massive Verstöße gegen die Tierschutz-Schlachtverordnung dokumentieren. Sie waren an mehreren Tagen im Januar entstanden und zeigen, wie Mitarbeiter die Rinder vor der Schlachtung wiederholt unnötig quälen. „Schlimmere Bilder kann man sich nicht vorstellen. Aus meiner Sicht müsste man die Schlachtung dort sofort einstellen und das Personal austauschen“, beurteilt Dr. Kai Braunmiller, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Fleischhygiene, Tierschutz und Verbraucherschutz, die Aufnahmen: Die Rinder wurden mit Stromstößen malträtiert, es wurde beim Schlachtvorgang Gewalt angewendet. Die Tiere wurden nicht ausreichende betäubt und damit quasi bei Bewusstsein regelrecht abgestochen – und das alles vor den Augen von Veterinärmedizinern, deren Aufgabe es unter anderem ist, Tierschutz zu gewährleisten. Der Main-Tauber-Kreis unterhält direkt auf dem Schlachthofgelände ein Büro für Veterinärmediziner. Tierschützer Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz prangert die Zustände in deutschen Schlachthöfen insgesamt an: „Das ist jetzt die vierte Aufdeckung von Soko Tierschutz innerhalb von einem Jahr. Die Zustände sind katastrophal. Schlachthöfe in Deutschland sind ein rechtsfreier Raum und ein Totalversagen des gesamten Systems“, so der Vereinsgründer.
Studiogespräch OSI-Schlachthof
Konsequenzen für Schlachthof und Amtstierarzt
Der betreffende Schlachthof, aus dem die aktuellen Aufnahmen stammen, gehört zur Gruppe des weltweit agierenden OSI-Konzerns, von dem McDonald’s exklusiv das Fleisch für Burger bezieht. Noch am Tag der stern TV-Berichterstattung sicherten Beamte der Schutz- und Kriminalpolizei dort Beweise. Der Schlachtbetrieb wurde vorläufig eingestellt. Wann dort wieder geschlachtet werden darf, ist unklar.
Auch McDonalds zog Konsequenzen und hat Strafanzeige gegen den Schlachthof gestellt. Die uns vorgelegten Aufnahmen aus dem Schlachthof beinhalten auch aus unserer Sicht gravierende Verfehlungen in dem Schlachtbetrieb. Dies ist für uns nicht akzeptabel. Wir haben den Bezug von Fleisch von besagtem Schlachthof unmittelbar nach Kenntnis der Vorwürfe bis auf weiteres einstellen lassen, erklärte das Unternehmen schriftlich.
Die Staatsanwaltschaft Mosbach ermittelt jetzt gegen das zuständige Veterinäramt. Und für mindestens einen der Tierärzte hatte der stern TV-Bericht weitere Konsequenzen. Laut einem Bericht des SWR wurde er fristlos entlassen.
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