Beim Saisonfinale der japanischen Super-GT-Serie hat die DTM ihren Gegenbesuch abgestattet. Nissan und Lexus hatten ihre spektakulären Fahrzeuge beim DTM-Jahresabschluss 2017 in Hockenheim fahren lassen, nun drehten in Motegi die deutschen Hersteller einige Showrunden – und wurden vom hiesigen Publikum lautstark gefeiert. „Deutschland und Japan sind sich so nahe wie nie zuvor“, sagte anschließend Masaaki Bandoh, Chef der japanischen Super-GT-Dachorganisation GTA.
„Wir sind an einer solchen Zusammenarbeit näher als jemals zuvor. Es gab stetige Fortschritte. Wenn die DTM-Autos ab 2019 mit den Vierzylinder-Turbos fahren, dann ist man auf technischer Seite sehr, sehr nah beieinander“, erklärt Wolfgang Ullrich. Der ehemalige Audi-Sportchef, dessen Beraterrolle am 31. Dezember endet, war beim Super-GT-Finale on Motegi erstmals bei einer Veranstaltung der japanischen Serie vor Ort. Ullrich arbeitete in den vergangenen Jahren intensiv an einer Kooperation mit Japan.
„Was dann daraus wird, muss man abwarten. Zumindest gibt es ab 2019 zwei wichtige Meisterschaften in Japan und in Deutschland, die man mit ein und demselben Auto bestreiten kann. Dadurch entstehen Chancen. Ich hoffe, man macht das Beste daraus“, meint der Österreicher. Laut Bandoh geht die Anbahnung einer engen Zusammenarbeit zwischen den Serien nun „in eine weitere neue Phase“. Man müsse noch kleine Stolpersteine aus dem Weg räumen, zum Beispiel im Bereich Entwicklungs- und Einsatzkosten.
GTA-Boss gibt zu bedenken: Mercedes hat in Japan viele Fans
„Der größte Unterschied in den vergangenen zwei Jahren waren die Motoren. Und das nur, weil einer der deutschen Hersteller nicht auf den Vierzylinder wechseln wollte“, meint Ullrich. „Eigentlich wollten wir schon längst das gleiche Reglement haben wie die Japaner. Ein einziger Hersteller hat gesagt, dass er das nicht will – daher ging es mit den V8-Motoren erst einmal weiter. Und ausgerechnet dieser Hersteller verlässt die DTM jetzt. Das ist nicht nett, aber so ist es nun einmal“, so seine Spitze in Richtung Mercedes.
„Leider hat Mercedes-Benz zum Ende der Saison 2018 seinen Rückzug erklärt, aber auch in Japan gibt es viele Mercedes-Fans“, sagt Masaaki Bandoh. „Der Hersteller hat zwar eine Entscheidung getroffen, aber ich möchte den Vertretern von Mercedes-Benz auch in Zukunft darlegen, wie immens die Vorteile und die öffentliche Wahrnehmung bei einer Teilnahme von sechs Herstellern sind.“ Klartext: In Japan und in Deutschland wird um eine schnelle Rückkehr der Stuttgarter gerungen.
Mercedes hatte die ursprünglich zur Saison 2017 geplante Einführung der 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbos vor dem Hintergrund „zu hoher Entwicklungskosten“ verhindert und somit einen Aufschub um zwei Jahre verursacht. Der Wahre Grund sollen Probleme bei Prüfstandsläufen gewesen sein. „Unser Motor läuft seit über einem Jahr und wir entwickeln ihn immer weiter. BMW macht es genauso“, gibt Wolfgang Ullrich zu Protokoll. „Die Motoren werden 2019 alle auf einem ganz ähnlichen Niveau sein.“
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