Dieser smarte Genfer Uhrenmacher hat viel vor: «Wir wollen in Hayeks Fussstapfen treten»

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ZÜRICH – Boris Brault wälzt den Uhrenmarkt um. Mit einer Uhr, die sowohl Zeiger als auch Display hat. Der selbstbewusste Uhrmacher will mit seiner Mykronoz so gross wie Swatch werden.

Die Schweizer Uhrenindustrie hat im April weniger exportiert als im Vorjahr. Um 31 Millionen Franken gingen die Ausfuhren zurück. Nominal sind das 1,9 Prozent. Noch im März waren die Exporte nach 20 Monaten im freien Fall erstmals wieder gestiegen. Die Schweizer Uhrenindustrie, sie serbelt noch immer.

Auch die Swatch-Group machte im letzten Jahr weniger Gewinn als erwartet. Am Dienstag lud Chef Nick Hayek (62) die Aktionäre zur Generalversammlung in Grenchen SO.

Knapp 170 Kilometer weiter, in Genf, rollt jemand die Uhrenindustrie auf, wie es einst Swatch mit günstigen Uhren tat. Jemand, der sich für den neuen Nick Hayek hält. «Wir wollen in seine Fussstapfen treten!», posaunt Boris Brault (38). Sein Selbstbewusstsein spürt man sogar durchs Telefon.

 

Brault ist Chef von Mykronoz, die seit vier Jahren Smartwatches und Fitness-Tracker produziert. Von Anfang an war klar: «Wir wollen wie Swatch werden und den Massenmarkt anpeilen», sagt Brault.

«Die Schweizer Uhrenindustrie ist weit abgeschlagen»

Seine erste Uhr war eine Swatch – ein Geburtstagsgeschenk in den 80ern. Noch immer hat der Genfer traditionelle Schweizer Uhren, er hat selbst in der Horlogerie gearbeitet. Aber heute streift er kaum noch eine Uhr übers Handgelenk, die kein Display hat.

«Die Schweizer Uhrenindustrie ist weit abgeschlagen, weil sie nicht verstanden hat, dass sich die Zeiten verändert haben», sagt Brault. Pessimistisch betrachtet würden viele Uhrensteller die nächsten zehn Jahre nicht überstehen.

Mykronoz brach den Weltrekord im Crowdfunding für Uhren

Das sieht bei seiner Firma wohl etwas anders aus. Mykronoz bringt jetzt die erste Smartwatch auf den Markt, die zugleich normale Zeiger hat (BLICK berichtete). Für die «ZeTime» sammelte Brault auf einer Crowdfunding-Plattform rund 5,3 Millionen Franken ein. Angepeilt waren 50’000 Franken.

Damit ist «ZeTime» das erfolgreichste Uhrenprojekt, das je auf der Welt schwarmfinanziert wurde.

Verkauft werden Mykronoz-Produkte vor allem in Europa. Mit dem Crowdfunding-Projekt hat sich Brault die Märkte in Australien und den USA geöffnet. 40 Prozent der Unterstützer der Kampagne stammen aus Amerika.

Vielleicht werde man ja eines Tages mit einer eigenen Schweizer Version der Uhr in Mediamärkten und Globus-Häusern vertreten sein, spekuliert Brault.

Arbeitet Nick Hayek schon mit Boris Brault zusammen?

Horcht Swatch-Chef Nick Hayek bei solchen Ambitionen nicht auf? Ist der Swatch-Chef nicht vielleicht sogar interessiert an Mykronoz?

«Ich kann nicht sagen, ob wir mit Nick Hayek in Kontakt stehen oder nicht», weicht Brault aus. Seine Firma und Swatch versuchten einfach, die Leute dazu zu bringen, etwas um ihre Handgelenke zu tragen.

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