Kazuki Nakajima, Anthony Davidson und Sebastien Buemi haben den Saisonauftakt 2017 der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Silverstone gewonnen. Das Toyota-Trio setzte sich in einem unerwartet engen Rennen um den Sieg mit einem Vorsprung von nur 6,173 Sekunden gegen Timo Bernhard, Earl Bamber und Brendon Hartley (Porsche) durch. Im Qualifying hatte sich eine klare Dominanz der Japaner abgezeichnet, aber im Rennen war der Vorsprung des neuen TS050 nur noch minimal.
In der Zeitenjagd am Samstag hatte Toyota ein Polster von über einer Sekunde auf die beiden Porsche 919 gehabt, im Renntrimm schmolz der Abstand auf nur noch rund 0,5 Sekunden pro Runde. Der große Unterschied im Qualifying dürfte von den unterschiedlichen Aeropaketen kommen. Während Toyota in optimaler Silverstone-Konfiguration mit viel Abtrieb die Reifen schnell ins Arbeitsfenster bekam, gelang dies Porsche mit dem Low-Downforce-Paket nicht. Man hatte schlichtweg auf kurzen Runs zu wenig Grip.
Im 6-Stunden-Rennen am Sonntag relativierte sich dieser Nachteil, denn über die Distanz konnten die 919 die Michelins gut auf Temperatur halten. Zudem hatte man Glück mit Reifenwahl, Safety-Car-Phase und Full-Course-Yellow. Ausgerechnet der Crash von Toyota-Neuzugang Jose-Maria Lopez spielte den Deutschen in die Karten. Die Tatsache, dass der Argentinier den arg lädierten TS050 an die Box fahren sollte, sorgte für eine lange Gelbphase, die Porsche gerade recht kam.
Longruntempo: Mehr Schwankungen bei Toyota
All diese Umstände führten dazu, dass Brendon Hartley (Porsche #2) nach 179 Runden im Anschluss an die letzten Boxenstopps in Führung gehen konnte. Mit rund sechs Sekunden Vorsprung ging der Neuseeländer in den Schlussstint. Aber dieses Polster war schnell verflogen. Sebastien Buemi konnte sich auf frischeren Reifen entschlossen vorbeikämpfen und schließlich den Sieg sichern. „Ein verdienter Sieg für Toyota, aber deren Vorsprung war wirklich nur noch minimal“, wundert sich Hartley.
Im Vergleich der schnellsten Rennrunden lag Toyota nicht einmal mehr eine Sekunde vor Porsche, bei der Betrachtung der Durchschnittszeiten der Stints fällt der Unterschied noch erheblich geringer aus. In seinem Doppelstint zwischen den Runden 100 und 150 schlug Earl Bamber ein über weite Strecken extrem konstantes Tempo an, die Rundenzeiten bewegten sich mit nur ganz wenigen Ausreißern stets um einen Wert von 1:41.5 Minuten.
Der später siegreiche Toyota machte in genau jener Phase keinen Boden gut. Anthony Davidson und Kazuki Nakajima fuhren im Schnitt ein ganz ähnliches Tempo, hatten bei ihren Fahrten aber erheblich größere Schwankungen in den Rundenzeiten. In guten Phasen konnte man unter der Marke von 1:41 Minuten fahren, in schlechteren Umläufen brauchte man teils bis zu zweieinhalb Sekunden mehr. Vor allem im Überrundungsverkehr konnte Toyota den höheren Abtrieb nicht wirklich nutzen.
„Insgesamt war es schon etwas beängstigend im Rennen, denn wir hatten fest damit gerechnet, einen größeren Vorsprung auf Porsche zu haben“, bilanziert Sebastien Buemi. „Als das Safety-Car herauskam, war all unsere Arbeit für die Katz. Nur dadurch konnte sich ein solch spannendes Finale ergeben. Gut für die Fans, aber ganz schon nervig für uns“, sagt Anthony Davidson. Der nach rund einer Stunde reparierte Toyota #7 wurde von der Endurance-Kommission aus der Wertung genommen, sodass Porsche in der Herstellerwertung mit einem soliden Vorsprung in das kommende Rennen in Spa geht.
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