ZÜRICH – Fabrice Zumbrunnen wird Nachfolger von Herbert Bolliger an der Migros-Spitze. Er wechselte einst von Erzrivale Coop zur Migros.
Alle hatten Jörg Blunschi (55) zuoberst auf der Rechnung. Der umtriebige Chef der Migros Zürich galt als Top-Favorit für den Migros-Chefposten. Doch das Rennen machte Fabrice Zumbrunnen. Der Neuenburger ist mit 47 Jahren der jüngste Migros-Chef aller Zeiten. Und er ist der erste Welsche seit Pierre Arnold (†86).
Seine ersten Schritte im Detailhandel machte Zumbrunnen ausgerechnet bei Coop. Anfang der 90er-Jahre leitete er eine Filiale des Migros-Erzrivalen. Dort hielt er es aber nur ein gutes Jahr aus. Nach einem Abstecher als Verkäufer von medizinischen Geräten stieg er bei der Migros-Genossenschaft Neuenburg-Freiburg ein.
Bilderbuchkarriere bei der Migros
Dort legt er eine Bilderbuchkarriere hin. Zumbrunnen leitet erst den Verkauf, dann das Marketing, bald schmeisst er den ganzen Laden. Und trimmt die verschlafene Genossenschaft auf Vordermann. Die Taten des jungen Romands bleiben in der Migros-Zentrale nicht unbemerkt. Als Chef Personal, Kultur und Freizeit wird er nach Zürich beordert.
Für Zumbrunnen das perfekte Sprungbrett für weitere Karriereschritte: Er wird «Monsieur Santé» der Migros. Er kauft Arztpraxen und baut ein Gesundheitsportal auf. Strategisch ein schlauer Schachzug – die Migros wird zum Rundumversorger im Gesundheitsmarkt. Dieser ist lukrativer und wachstumsstärker als der von Preiskämpfen zerrüttete Detailhandel.
Unbekannt trotz Grosstaten
Trotz dieser Grosstaten ist Zumbrunnen in der Öffentlichkeit ein Unbekannter. Dabei hat er privat durchaus Glamour: Ehefrau Paule (50) ist Konzertgeigerin mit Spezialgebiet Barockmusik. Das Paar hat zwei Kinder – Rose (19) und Rodolphe (16) – und wohnt in der Uhrenmetropole La Chaux-de-Fonds NE.
Als Migros-Chef tritt Zumbrunnen in grosse Fussstapfen. Sein Vorgänger Herbert Bolliger (64) wehrte den Angriff von Aldi und Lidl souverän ab und machte die Migros zum führenden Online-Händler der Schweiz. Und vor allem: Bolliger konnte politisch auf die Pauke hauen, wenn es sein musste.
Das muss Zumbrunnen erst noch lernen: Migros-Insider schildern ihn als charmant, modern und offen, ein Polterer sei er aber nicht.