Es ist seit einigen Jahren das wohl gravierendste Problem im Amateur-Fußball. Bundesweit richtet sich die Aggression vieler Hobby-Kicker, aber auch von Vereinsverantwortlichen und Klub-Angehörigen vor allem gegen die Schiedsrichter.
Häufig bleibt es dabei nicht nur bei ausfallenden Worten, physische Gewalt gegen Unparteiische ist keine Seltenheit.
Deshalb haben Berlins Schiedsrichter beschlossen, ein klares Zeichen gegen Gewalt zu setzen. Um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen, wird der Spieltag am kommenden Wochenende komplett bestreikt.
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„Ich kann bestätigen, dass gestern im Schiedsrichterbeirat beschlossen worden ist, am kommenden Wochenende in einen Ausstand zu gehen“, äußerte sich Jörg Wehling, der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses des Berliner Fußball-Verbandes (BFV), am Freitag bei rbb24 über die Aktion.
„Deutliche Mehrheit“ für Schiedsrichter-Streik
Dass am Wochenende in der Hauptstadt kein einziges Spiel von einem Schiedsrichter geleitet werde, habe man „mit ziemlich deutlicher Mehrheit beschlossen“, so Wehling weiter.
Es seien laut Wehling alle Schiedsrichter „von ihren Spielleitungen am Wochenende abgesetzt, so dass offiziell am Wochenende kein Schiedsrichter auf einem Berliner Fußballplatz angesetzt ist.“
Diese Entscheidung betreffe alle Vereine ab der Berlin-Liga (sechsthöchste Spielklasse) und darunter.
In Berlin hatte erst im September ein Spiel zwischen Al-Dersimspor und Frohnau für Schlagzeilen gesorgt, als es dort zu einem tätlichen Angriff auf den Schiedsrichter gekommen war.
Die Übergriffe haben in Berlin in der aktuellen, noch jungen Spielzeit im Vergleich zur vergangenen Saison sogar zugenommen.
„Die Gewalt auf Berlins Plätzen ist in dieser Saison gegenüber der Vorsaison gestiegen“, schildern die BFV-Schiedsrichter in einer offiziellen Mitteilung, „bereits jetzt nach wenigen Spieltagen haben wir 109 Vorfälle von Gewalt und Diskriminierung auf den Berliner Plätzen zu verzeichnen.“
Dabei wurden „in 53 Fällen die Schiedsrichter als Opfer gezählt. Das sind alarmierende Zahlen, hier ist Handlungsbedarf gefordert und ein deutliches Stopp-Zeichen zu setzen.“
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Steigende Gewalt sorgt für Nachwuchsprobleme
Schon in der Saison 2018/2019 war es auf Berliner Fußballplätzen zu über 150 Vorfällen von Gewalt gegen Unparteiische gekommen, was sich inzwischen auch auf den Nachwuchs der Schiedsrichter-Gilde auswirkt.
Da dieser mittlerweile mehr und mehr ausbleibt, stehen für knapp 1.600 Partien an jedem Spieltag lediglich rund 1.100 Schiedsrichter zur Verfügung.