Der neue DTM-Kalender für die Saison 2020 soll in rund einem Monat beim Finale in Hockenheim präsentiert werden, wie ‚Motorsport-Total.com‘ berichtet hat. Während Strecken wie Monza und Anderstorp im Gespräch sind, ist aber noch immer nicht geklärt, ob der Hockenheimring, auf dem seit 1995 mit einer Ausnahme (Finale 2010 in Schanghai) traditionell das erste und das letzte DTM-Rennen der Saison stattfindet, überhaupt fix im Kalender sein wird.
Denn der dieses Jahr auslaufende Vertrag zwischen der DTM-Dachgesellschaft ITR und der Hockenheim-Ring GmbH wurde noch nicht verlängert. „Mit Hockenheim ist noch nicht alles klar“, bestätigt der ITR-Vorsitzende Gerhard Berger die unklare Lage. Der Österreicher geht aber davon aus, „dass wir dort ein Rennen haben werden, denn normalerweise haben wir immer die richtigen Wege für diese Partnerschaft gefunden“.
Dass es wie bisher zwei Saisonrennen in Hockenheim gibt, stehe auf dem Prüfstand, gibt Berger allerdings offen zu: „Da ist die Frage, ob es richtig wäre, einmal dort und einmal woanders zu fahren.“ Aber handelt es sich bei der Vertragsverlängerung um eine reine Formalität oder gibt es tatsächlich Hürden, die noch überwunden werden müssen?
Hockenheimring könnte ohne Saisonauftakt leben
Eine Frage, mit der ‚Motorsport-Total.com‘ schon vor einigen Wochen die Verantwortlichen auf dem Hockenheimring konfrontierte. „Wir wünschen uns nach wie vor die DTM, aber es ist wie bei der Formel 1: Wir müssen Geld verdienen“, stellte der Ende August in den Ruhestand gegangene Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler im Gespräch mit ‚Motorsport-Total.com‘ klar. „Der Partner muss uns die Gelegenheit geben, nicht nur kostendeckend zu arbeiten, sondern Geld zu erwirtschaften.“
Seiler lässt keinen Zweifel daran, dass man die DTM „am liebsten zweimal, also zum Saisonauftakt und als Finale“ in Hockenheim zu Gast hätte, „aber zumindest das Finale sollte es schon sein“, stellt er die Prioritäten klar.
Kein Wunder, denn während dieses Jahr beim Auftakt-Wochenende am Sonntag rund 45.000 Zuschauer vor Ort waren, strömen zum Finale in der Regel rund 60.000 Besucher. Dazu wäre es natürlich wichtig, dass die Titelentscheidung im letzten Rennen fällt.
Mit DTM „nichts in Stein gemeißelt“
Aber ist die Situation mit dem Formel-1-Grand-Prix zu vergleichen, der nicht stattfinden wird, weil das finanzielle Risiko für den Streckenbetreiber zu groß ist? „Wenn wir in eine Situation kommen, dass das Risiko auch bei der DTM zu hoch wird, dann werden wir das ebenfalls hinterfragen“, so Jorn Teske, der bislang für das Marketing zuständig war und nun von Seiler gemeinsam mit Jochen Nerpel die Geschäftsführung übernimmt, gegenüber ‚Motorsport-Total.com‘.
Zudem sei „nichts in Stein gemeißelt, solange es nicht vertraglich vereinbart ist“. Das gelte auch für die DTM. Da es aber in der traditionsreichen Tourenwagenserie anders als in der Formel 1 keine Lizenzgebühr gibt, für die man Millionen auf den Tisch legen muss, ist der Druck geringer.
„Die Tickets werden teilweise um 35 Euro verkauft. Wenn man das bei 40.000 bis 50.000 Zuschauern hochrechnet, dann kommt nicht die Summe heraus, die bei der Formel 1 erwirtschaftet werden muss“, stellte Teske klar. Dennoch seien die Kosten, die der Veranstalter wegen der Infrastruktur trägt, nicht zu unterschätzen. „Der Vertrag muss daher so viel hergeben, dass von den Einnahmen einiges für uns übrig bleibt.“
Hockenheimring: Mercedes-Aus hat DTM nicht geschadet
Zumindest müsse es mehr sein als bei einer normalen Vermietung der Strecke. „Das könnten wir ja jeden Tag tun, denn der Aufwand, der hinter einem DTM-Rennen steckt, ist natürlich ungleich größer“, relativiert der neue Geschäftsführer.
Aber wie sieht es mit dem Interesse der Zuschauer nach dem Ausstieg von Mercedes im Vorjahr aus? „Eigentlich gleich“, verweist Seiler auf den DTM-Auftakt 2019 Anfang Mai und die Vorverkaufszahlen für das Saisonfinale. „Es hat nichts ausgemacht, dass Mercedes weg ist. Die Leute erkennen schon, dass es da einen Neuaufbau gibt.“
Die DTM sei „kein Problemkind“, so Seiler, dennoch müsse man sich weiter darum bemühen, das Starterfeld zu vergrößern und nach Aston Martin weitere Hersteller anzulocken. Ob ein Aus für die DTM auf dem Hockenheimring ein vorstellbares Szenario sei? „Nein, an sich nicht, denn das wünscht sich keiner“, lässt Teske die Fans zumindest etwas durchatmen. Auch die Tatsache, dass Hockenheim durch das Formel-1-Aus gerade ein Highlight verloren hat, könnte die Chancen auf eine Einigung erhöhen.
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