Die DTM hat ihr erstes Rennen nach dem neuen Class-1-Reglement hinter sich. Mit den neuen Turbofahrzeugen, die rund 100 PS mehr als ihre Vorgänger haben und bis zu 300 km/h fahren sollen, war es für die Piloten ein völlig neues Fahrgefühl. Zwar konnten sie bereits bei Testfahrten auf dem Lausitzring mit den 620 PS starken Boliden fahren, doch als es am Donnerstag in den Rollout ging, kamen die Fahrer aus dem Staunen nicht mehr heraus.
„Du fährst aus der Box raus, beschleunigst in Richtung Parabolica – und deine Augen sind weit geöffnet, weil die Autos so kraftvoll und schnell sind“, beschreibt Sonntagssieger Rene Rast. Der Audi-Pilot kannte Hockenheim zuvor nur in den alten Boliden und hatte eine solche Leistung nicht erwartet.
„Ich bin das Auto zwar im Winter am Lausitzring gefahren, aber hier beschleunigt man, und es schiebt und schiebt und hört nicht auf“, erzählt Rast weiter. Das Gefühl teilt auch Nico Müller: „Man hat einfach ein großes Lächeln unter dem Helm“, sagt der Schweizer. „Es ist etwas schneller als Formel E (220 km/h Spitze; Anm. d. Red.)“, lacht Robin Frijns dazu. „Wir treten auf das Gas und es macht einfach weiter.“
Berger: „Da kommt Freude auf“
Es sind Worte, die DTM-Boss Gerhard Berger auf der Zunge zergehen dürften. Der Österreicher fühlt sich in seine eigene aktive Zeit zurückversetzt und weiß, wie cool das Gefühl für die Fahrer ist: „Wenn du mit einem neuen Auto auf eine Strecke kommst, auf der die Sensoren schon auf bestimmte Bremszonen und Geschwindigkeiten programmiert sind und du kommst da mit 100 PS mehr – das macht bei dem Gewicht schon jede Menge aus. Da kommt schon Freude auf“, sagt er.
Die DTM-Piloten müssen sich daher auf etwas völlig Neues einstellen. Die ihnen bekannten Bremspunkte haben sich komplett verschoben, und damit auch das Gefühl. Hockenheim kennen die Piloten fast alle in- und auswendig, doch als nächstes steht mit Zolder eine Strecke an, auf der die DTM seit 2002 nicht mehr zu Gast war.
Zwar wohnt Robin Frijns nur 20 Minuten von der Strecke entfernt, im DTM-Auto ist von den aktuellen Piloten dort aber noch niemand unterwegs gewesen. „Das könnte die Dinge durchmischen“, glaubt Müller. Zumindest hat das den Vorteil, dass die Piloten ihre Bremspunkte mit den neuen Turboautos nicht erst umstellen müssen.
Regen als zusätzliche Würze
In Hockenheim am Wochenende kam gemeinerweise noch der Regen ins Spiel – oder zum Glück, je nach Betrachtungsweise. Denn die Herausforderung mit den Turbomotoren war dadurch noch einmal ungleich höher. „Das war völliges Neuland“, sagt Wittmann, der die Zeit im Auto jedoch genoss: „Geil! Es hat mega Spaß gemacht“, sagt der BMW-Pilot.
Regen kannten die Fahrer zuvor mit den Fahrzeugen überhaupt nicht, und es galt sich gleich im Qualifying damit zurechtzufinden. Dem einen gelang das besser als dem anderen, wie fast 1,3 Sekunden Abstand von Platz eins zu Rang vier belegen. „Es ist jetzt wirklich eine Challenge mit 100 PS mehr“, sagt Wittmann. „Du kannst im Nassen jetzt nicht mehr mit Vollgas aus der Haarnadel Gas geben. Du musst wirklich sanft aufs Gas gehen und hast selbst im zweiten Gang noch durchdrehende Räder. Du musst das als Fahrer echt managen. Und das macht Spaß!“
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„Du kannst jetzt nicht einfach voll drauf gehen und das Beste hoffen“, ergänzt der Sieger vom Samstagsrennen. „Unser Auto dreht jetzt halt auch im zweiten Gang noch durch. Einerseits ist da natürlich die Fahrzeugabstimmung gefragt – andererseits aber auch der Gasfuß eines jeden Fahrers.“
Auf den kommt es aber auch im Trockenen an. Denn wer jetzt am besten damit umgeht, der hat auch in Sachen Reifenmanagement die besten Chancen. Weil die Leistung so stark einsetzt, kann man auch die Reifen schnell verheizen – das hat Rene Rast mit seiner Zweistoppstrategie am Sonntag auch geholfen, weil er mit frischen Pneus deutlich schneller war als der Rest. Auch das ist eine Erkenntnis, die man aus Hockenheim mitnimmt. „Alles ist neu für uns“, sagt Rast. „Aber mir gefällt das.“
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