Mit den Ergebnissen der ersten Testwoche konnte man bei Mercedes alles andere als zufrieden sein.
Zwar reichte es für Valtteri Bottas und Lewis Hamilton in der Wochenabrechnung letztendlich noch zur sechst- und siebtbesten Zeit, dennoch war der Rückstand, den die Silberpfeile zeitweise auf die Konkurrenz hatten, mehr als deutlich.
Um diesen knapp drei Wochen vor dem Saisonauftakt in Melbourne zu verringern, hatte Mercedes daher für die zweite Testwoche ein großes Aerodynamik-Paket angekündigt – und das Team hielt, was es versprach. (Rennkalender der Formel 1)
Modifikationen an der Nase, dem Flügel und dem Unterboden sollen das Dienstfahrzeug von Weltmeister Hamilton und Teamkollege Bottas fahrbarer machen. Beide hatten nach der ersten Woche noch über zu wenig Abtrieb an der Vorderachse geklagt.
Mercedes testet fünf weitere Tage im Windkanal
Fünf weitere Tage habe man im Windkanal verbracht, sagte ein Teamsprecher gegenüber Auto Motor und Sport, wobei man „jede aerodynamische Oberfläche“ verändert habe. Zudem erklärte er, dass man in der ersten Woche eine Fahrzeugversion eingesetzt habe, die nicht der entspreche, die beim Saisonauftakt zum Einsatz kommen soll.
Auffallend sind vor allem die vielen neuen Luftleitbleche, die dem W10 eben jenes verbesserte Fahrgefühl geben sollen, dass die Piloten noch in der Vorwoche gefordert hatten. Neugestaltete Endplatten am Frontflügel, deren Oberkanten am hinteren Ende rechteckig eingeschnitten sind, sollen den Luftstrom noch gezielter als bislang um die Vorderräder herumleiten.
Hinzu kommen seitliche Luftleitbleche an der Frontpartie des Fahrzeugs, welche nun direkt an der deutlich wulstigeren Fahrzeugnase ansetzen. Dadurch soll eine bessere Anströmung der gesamten Konstruktion geschaffen werden, welche in der Konsequenz für das bessere Handling des Autos sorgen sollen. Des weiteren sind nun kleine Luftleitbleche seitlich der sogenannten S-Schacht-Öffnung an der Fahrzeugnase zu erkennen, die den Luftstrom glätten und somit gezielter nach hinten ableiten sollen.
Aerodynamische Neuerungen sollen für besseren Abtrieb sorgen
Doch nicht nur an der Frontpartie des W10 lassen sich aerodynamische Neuerungen erkennen. An den Außenkanten des Unterbodens finden sich nun sechs kleine, unterschiedlich angeordnete Finnen, mittels derer die anströmende Luft effizienter nach außen und um die Hinterräder herumgeleitet werden soll.
Und auch der T-Flügel am Heck des Autos blieb vom Update nicht verschont. Zwei Flügelprofile sollen dafür sorgen, dass der dahinter liegende Heckflügel noch besser angeströmt wird. Außerdem soll er dem Boliden noch etwas zusätzlichen Abtrieb verleihen.
Dazu wurden die Seitenkästen zu jeder Seite der Motorhaube verschmälert und auch die Kühleröffnung nahe des Cockpits wurde noch einmal umgestaltet.
Modifikationen bislang ohne den gewünschten Erfolg
Inwieweit all diese Modifikationen jedoch tatsächlich eine grundlegende Verbesserung darstellen, darf zumindest nach der ersten Testfahrt am Dienstag in Frage gestellt werden. Denn bereits nach der Mittagspause kehrten die Silberpfeile wieder zur ursprünglichen Frontpartie zurück.
Mehr als zwei Sekunden betrug schlussendlich der Rückstand von Hamilton und Bottas auf den Tagesschnellsten Lando Norris im McLaren. Jedoch stellte dieser seine Zeit auf der weichsten Reifenmischung auf, während man bei Mercedes – wie schon in den vergangenen Jahren – mit viel Benzin und härteren Reifen unterwegs war.
Mut machen dürfte zudem die Prognose von Pirelli, wonach die weiche Reifenmischung im Vergleich zur mittleren Variante einen Vorteil von 1,2 Sekunden ausmachen soll. Daher lässt sich nach den bisherigen Tests auch noch keine wirklich aussagekräftige Prognose stellen.
Ferrari die „Messlatte“ für Wolff
Feststeht jedoch zumindest, dass Ferrari auch in dieser Saison wieder härtester Widersacher von Mercedes sein dürfte. „Im Moment ist Ferrari die Messlatte, an der wir uns alle orientieren“, zog Motorsportchef Toto Wolff daher bereits bei RTL ein erstes Fazit. „Realistischerweise sieht es so aus, dass Ferrari eine halbe Sekunde vorne liegt.“
Diese halbe Sekunde gilt es für Mercedes, bis zum Saisonstart in zweieinhalb Wochen aufzuholen. Wie der W10 dann allerdings aussieht, bleibt die große Frage.