Patrick Wiencek – Der WM-Held mit den zwei Gesichtern

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Er klammert, schiebt, schubst, zerrt und brüllt.

Er beschreibt sich als „ruhigen Vertreter“.

Passt nicht? Passt doch! Willkommen in der Welt des Patrick Wiencek.

Denn während Wiencek abseits des Handballfeldes ein fürsorglicher Familienmensch und toller Freund ist, wird er auf dem Handball-Feld zu Deutschlands emotionalem Leader. (Halbfinale der Handball-WM: Deutschland – Norwegen ab 20.30 Uhr im LIVETICKER)

„Bamm-Bamm“ Wiencek

Bam-Bam ist das Herzstück der deutschen Abwehr, die bei der WM auch der Trumpf im Halbfinale gegen Norwegen ist. Doch warum eigentlich „Bam-Bam“ – oder alternativ „Bamm-Bamm“?

Zum einen kommt der Name von Bamm-Bamm Geröllheimer, Sohn von Barney Geröllheimer aus der TV-Serie „Familie Feuerstein“. Silvio Heinevetter soll ihn einst wegen optischer Ähnlichkeiten so getauft haben.

Zum anderen wegen seiner Spielweise, wegen seines Körpereinsatzes und seiner massigen Statur.

WM-Abwehr mit Wiencek und Pekeler begeistert

Gegen Wiencek und das deutsche Abwehrbollwerk zu spielen, macht keinen Spaß. „Ich wöllte nicht gegen die spielen“, sagte Teamkollege Steffen Fäth lachend (Spielplan der Handball-WM 2019).

Dass Deutschland die beste Abwehr der Welt stellt (O-Ton Bob Hanning), ist besonders der Verdienst von Wiencek und Hendrik Pekeler. Immer wieder fallen die Begriffe „sensationell“ und „Wahnsinn“.

Der gebürtige Duisburger und Pekeler kennen sich vom THW Kiel und sind eingespielt. Zudem „leben wir davon, dass wir emotional spielen, dass wir versuchen, die Zuschauer mitzunehmen“, so Wiencek.

Nach gelungenen Aktionen animiert er immer wieder das deutsche Publikum. Denn „wenn man einen guten Block macht, verhindert man meistens ein Tor, da kann man auch mal jubeln.“

Wiencek: Bei Blocks und Steals vorne dabei

Wiencek hat die drittmeisten Steals des Turniers, bei den Blocks steht er sogar ganz vorne.

Zudem verrichtet er viel Arbeit, die nicht in Statistiken auftaucht, und bringt dem Team damit Energie. „Die Abwehr ist mit das Wichtigste im Handball-Spiel. Wenn man da eine gute Aktion hat, beflügelt das“, erklärte Wiencek, dessen kräftezehrenden Ringkämpfe aber auch Spuren hinterlassen. Die ersten Meter auf dem Weg zur Toilette am Morgen seien die schwersten.

„Er ist ein Vollprofi, der immer 100 Prozent geht“, schwärmte Bundestrainer Christian Prokop. Für Silvio Heinevetter ist Wiencek „ein richtiger Teamplayer“, der die „dreckige Arbeit“ mache und auf beiden Seiten des Feldes „unfassbar wichtig“ sei.

Team im Fokus

Wiencek selbst bleibt derweil bescheiden.

„Jeder, der spielt, will seine Leistung bringen. Ich glaube nicht jeder hat nochmal die Möglichkeit, eine Heim-WM zu spielen. Da will man natürlich noch mehr reinlegen“, sagte Wiencek auf die Frage, ob er aktuell die besten Leistungen seiner Karriere zeige – und legte den Fokus aufs Team.

„Momentan spielen wir alle gut. Die Abwehr steht auch gut. Von daher bin ich zufrieden“, so Wiencek: „Aber wichtig ist, dass wir die Spiele gewinnen. Da wird nicht auf jeden einzelnen geachtet. Hauptsache, die Leistung allgemein stimmt.“

Diese leisen Töne passen eben zum „ruhigen Vertreter“ Wiencek, von dem die Mitspieler in höchsten Tönen schwärmen.

Nur Wolff nervt Papa Wiencek

Denn sobald die letzte Sirene ertönt ist, schaltet Wiencek mehrere Gänge runter. „Er ist einer der feinsten Kerle hier bei uns“, sagte Finn Lemke in der ARD. Andreas Wolff zitierte seinen Kieler Kollegen Nikola Bilyk, als er von einem „urlieben Menschen“ sprach.

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„Ich kenne wenige, die eine derart ausgeprägte soziale Ader haben“, sagte Wolff. Wiencek sei „unser Papa“. „Ich bin wohlfühlend und habe immer ein Ohr für andere. Ich kümmere mich um viele Sachen“, erklärte Wiencek, woher der Spitzname komme.

Heinevetter beschrieb ihn als „Typ zum Knuddeln.“ Nur einer kann Wiencek offenbar abseits des Feldes aus der Fassung bringen.

Auf die Frage, wie man Wiencek denn ärgern könne, antwortete Hendrik Pekeler: „Setze Andreas Wolff neben ihn.“

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