Dominik Klein ballte beide Hände zur Faust und winkte freudestrahlend den Zuschauern in der Kölner Lanxess Arena zu. Auf den ersten Blick wirkte es so, als hätte der Handball-Star mit dem HBC Nantes tatsächlich seinen vierten Titel in der Champions League gewonnen. Doch das Gegenteil war der Fall – und Klein schien es in diesem emotionalen Moment vollkommen egal zu sein.
Der 34-Jährige, der zum Ende der Saison seine Karriere beenden wird, genoss seinen letzten Auftritt auf der ganz großen Bühne in vollen Zügen. Das 27:32 (13:16) im rein französischen Endspiel der Königsklasse gegen Montpellier HB geriet unmittelbar nach Ende der Partie zur Nebensache für den Linksaußen.
Ich gehe mit einem Lächeln, das war ein absolutes Highlight“, sagte Klein im Sky-Interview. „Es gibt nichts Schöneres, als noch mal so ein Wochenende zu verbringen. Meine innere Zufriedenheit liegt bei einhundert Prozent. Ich freue mich wirklich sehr.“
Klein verpasst Karrierekrönung
Der 34-Jährige hatte nach seinen drei Erfolgen im Trikot des THW Kiel mit dem Außenseiter an der Überraschung gekratzt – es wäre die Krönung seiner Karriere gewesen. Für den Titel fehlte am Ende jedoch die Effektivität im Angriff.
Der Rechtshänder kam bei seiner sechsten Finalteilnahme hochmotiviert auf das Feld und steuerte drei Treffer bei. Aufseiten Montpelliers erzielten Ludovic Fabregas und Diego Simonet jeweils sechs Tore.
Klein hatte bereits den Einzug seiner Mannschaft in das Final Four in der Lanxess Arena als „historisch“ bezeichnet. Am Samstag hatten die Violetten von der Loire dank einer starken Leistung im Halbfinale gegen Paris St. Germain mit Uwe Gensheimer den perfekten Rahmen geschaffen, um Klein einen letzten Höhepunkt zu schenken.
Wahnsinns-Leistung vom Torhüter
Vor 19.250 Zuschauern investierten beide Mannschaften unheimlich viel. Klein feuerte mehrfach nicht nur den eigenen, gänzlich lilafarbenen Block, sondern das gesamte Publikum an. Nantes hatte die neutralen Zuschauer im Rücken, scheiterte im Angriff jedoch immer wieder am starken französischen Weltmeister-Torhüter Vincent Gerard.
Als Klein sein erstes Tor von außen erzielte und auf zwei Tore verkürzte, bebte die Halle. Nantes kam angepeitscht von der eigenen Blaskapelle dank eines Blitzstarts nach der Pause heran und holte den zwischenzeitlichen Drei-Tore-Rückstand auf.
In der Folge brachte sich das Klein-Team trotz einer leidenschaftlichen Deckungsarbeit selbst um den Lohn. Montpelliers Ersatzmann Nikola Portner entschärfte zwei Siebenmeter, Nantes‘ Fehlerquote im Angriff blieb hoch. Zu hoch, um nach dem ersten Titel in der Königsklasse zu greifen.
Die Mannschaft des langjährigen Montpellier-Trainers Patrice Canayer stemmte damit 15 Jahre nach dem ersten Erfolg in der Königsklasse zum zweiten Mal die begehrte Trophäe in die Höhe und bleibt damit das einzige französische Team, das die Champions League gewonnen hat.
Gensheimer bester Torschütze
Der in der Champions League weiter erfolglose Gensheimer tröstete sich in der Neuauflage des Vorjahresfinals gegen den mazedonischen Titelverteidiger Vardar Skopje mit dem dritten Platz.
Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft steuerte zum 29:28 (14:15) im „kleinen Finale“ vier Tore bei. Mit insgesamt 92 Treffern gewann er zum dritten Mal in seiner Laufbahn den Titel des besten Torschützen der Königsklasse.