Angesichts des Herstellerschwunds in der LMP1-Klasse der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) müssen die Regelhüter neue Wege für den Reglement-Zyklus ab 2020 suchen. Die Ära der bisherigen Le-Mans-Prototypen mit umfangreicher Hybridtechnologie scheint in zwei Jahren endgültig zu Ende zu gehen. Statt LMP1 könnte es womöglich eine neue Topklasse auf Basis sogenannter „Hypercars“ – also Supersportwagen mit Hybridtechnik – geben.
„Wenn man sieht, wie viele Supersportwagen es momentan gibt, die nicht im Renneinsatz sind, dann sollten wir darüber nachdenken, wie die LMP1 in Zukunft aussehen soll“, sagte FIA-Präsident Jean Todt kürzlich angesichts der schwierigen Situation in der WEC-Topkategorie. In den vergangenen Wochen hat es mehrere Meetings gegeben, in denen von der Zukunft der Szene ab 2020 ein immer klareres Bild gezeichnet wurde. Mit am Tisch saßen zahlreiche Hersteller, aber auch private Rennfahrzeug-Firmen.
Toyota ist am heutigen Tag sogar einen Schritt weiter gegangen. Im Rahmen des Tokyo Auto Salon 2018 präsentierte man das „GR Super Sport Concept“. Das Fahrzeug mit futuristischer, aber doch Toyota-Supra-ähnlicher Formgebung wird von einem 2,4-Liter-V6-Biturbo und einem Hybrid angetrieben, die ihren Ursprung aus dem LMP1-Auto TS050 haben. Das Fahrzeug hat 1.000 PS Systemleistung. „Es ist der erste Schritt unseres Weges, aus Rennfahrzeugen wirkliche Sportwagen zu machen“, sagt Gazoo-Racing-Boss Shigeki Tomoyama.
Toyota hat das Konzeptfahrzeug, das in ähnlicher Form ab 2020 in der WEC und in Le Mans fahren könnte, bereits auf der Rennstrecke in Fuji getestet. Ein klares Signal in Richtung Zukunft auf der Langstrecke. Wie ‚Motorsport-Total.com‘ erfahren hat, werden die Ideen für den Einsatz von Supersportwagen in Le Mans an vielen Stellen sehr gut aufgenommen. Beim vergangenen Meeting in Paris saßen unter anderem auch Ferrari, Aston Martin, Ford, Honda, Renault, McLaren und Porsche mit am Tisch.
Um privaten Teams Chancen im neuen Wettbewerb der Supersportler zu ermöglichen, soll es im Reglement enge Grenzen geben. Alle Fahrzeuge sollen in ein spezielles Performance-Fenster gebracht werden, ohne auf eine Balance-of-Performance (BoP) setzen zu müssen. Die Vorgaben in den Bereichen Aerodynamik und Antriebsleistung werden sehr strikt sein. Es ist von maximalen Abweichungen in Höhe von zwei Prozent die Rede. So könnten auch Glickenhaus, Pagani oder Koenigsegg sowie private Projekte von beispielsweise Oreca, ByKolles, Rebellion oder Oak (Ligier) mitmischen.
Die Eckdaten des Reglements 2020 wollen FIA, WEC und Le-Mans-Veranstalter ACO im Juni dieses Jahres im Rahmen des 24-Stunden-Rennens an der Sarthe präsentieren.
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