Hannovers Höhenflug im Handball: Selbst Breitenreiter gratuliert

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Beim Blick auf die Tabelle wird den Partycrashern von Hannover-Burgdorf fast ein bisschen schwindelig. Die aufmüpfigen Niedersachsen haben mit ihrem Coup von Kiel den nächsten großen Favoriten geschockt und mit nunmehr 6:0-Punkten völlig überraschend die Tabellenführung der Handball-Bundesliga übernommen.

„Das war ein richtig geiles Spiel. Wir haben noch nie in Kiel etwas mitnehmen können und deswegen werden wir diesen Sieg jetzt auch genießen“, sagte der mit 11 Treffern (bei 14 Versuchen) überragende Kai Häfner nach dem 31:29 beim Rekordmeister und sprach von einem „sensationellen Start, den man so bei dem Programm nicht erwarten konnte“.

Wohl wahr: Geschlagene acht Monate und vier Tage hatte Hannover kein Ligaspiel mehr gewonnen, ehe zum Saisonauftakt Vizemeister Flensburg (32:29) entzaubert wurde. Am Donnerstagabend vermasselten die Recken nun Kiels Trainer Alfred Gislason die Party zum 58. Geburtstag.

Neben dem neuen Spitzenreiter Hannover (6:0 Punkte) bleiben die Füchse Berlin (4:0) das zweite ungeschlagene Bundesliga-Team. Die Hauptstädter siegten angeführt von Nationalspieler Steffen Fäth (zehn Tore) und dank eines starken Schlussspurtes 30:26 (13:13) beim SC Magdeburg (Die Tabelle der Handball Bundesliga).

Andre Breitenreiter gratuliert

Der Isländer Gislason ärgerte sich nach der ersten Saison-Niederlage über einige strittige Schiedsrichter-Entscheidungen, würdigte die Spielweise der „Recken“ aber als „sehr schlau und taktisch clever“. Für den THW war es die erste Liga-Heimpleite im Kalenderjahr 2017 – die Überraschung sorgte auch bei Andre Breitenreiter, Coach der Bundesliga-Fußballer von Hannover 96, für Jubel. „Ich habe Benjamin Chatton gestern noch eine Nachricht geschrieben und die Mannschaft beglückwünscht“, sagte Breitenreiter am Freitag.

Auf Kieler Seite herrschte dagegen Enttäuschung. „Wir waren in der Abwehr einfach nicht präsent“, sagte Christian Zeitz: „Wenn du hinten keine Tore verhinderst, kannst du vorne so viele Tore machen, wie du willst, aber es reicht nicht.“

Hannovers wundersame Wandlung kommt indes nicht von ungefähr. Nach der katastrophalen Rückrunde der Vorsaison mit 16 Spielen ohne Sieg zog TSV-Geschäftsführer Chatton im Sommer die Reißleine und installierte mit dem international renommierten Trainer Carlos Ortega erstmals einen Spanier auf der Kommandobrücke des Klubs.

„Er hat eine klare Idee, wie man Handball spielt, und versucht, sie zu vermitteln“, sagt Chatton.

Häfner überragt

Dies gelingt bislang vorzüglich. Zusammen mit Co-Trainer Iker Romero, Ex-Weltmeister und langjähriger Bundesliga-Spieler der Füchse Berlin, brachte Ortega den Spaß am Handball in die niedersächsische Landeshauptstadt zurück und verordnete dem Team eine zupackende Defensive.

Vorne läuft aktuell vor allem der neue Kapitän Häfner zur Höchstform auf. Der 28-Jährige hat nach drei Spielen schon 23 Tore auf seinem Konto. Nur Robert Weber vom SC Magdeburg hat öfter getroffen – Allerdings mit einem Spiel mehr. 

Zwar ist das aktuelle Tabellenbild nur eine Momentaufnahme. Doch mit Blick auf die kommenden Aufgaben scheint es durchaus möglich, dass sich Hannover erst einmal oben festsetzt. Am Sonntag geht es zunächst zur TuS N-Lübbecke, dann gastiert der SC Magdeburg bei den Niedersachsen. Kiel steht bei der MT Melsungen dagegen vor der nächsten kniffeligen Aufgabe.

Löwen rehabilitieren sich

Die Rhein-Neckar Löwen gewannen nur vier Tage nach der Niederlage bei Vizemeister SG Flensburg-Handewitt mit 37:22 (20:11) gegen den TSV GWD Minden.

Die Löwen schlossen dank des zweiten Saisonsieges nach Punkten zu Kiel, Berlin, Flensburg und fünf weiteren Mannschaften auf. Bester Werfer war Spielmacher Andy Schmid mit neun Treffern.

Aufsteiger TV Hüttenberg holte beim 23:23 (10:13) bei der HSG Wetzlar nach drei Niederlagen zum Auftakt dank einer starken Schlussviertelstunde den ersten Punkt.

Die Spiele im Stenogramm:

HSG Wetzlar – TV Hüttenberg 23:23 (13:10)
Tore: Björnsen (5/4), Cavor (4), Ferraz (3), Mirkulovski (3), Kohlbacher (2), Kneer (2), Kvist (2), Holst (1/1) für Wetzlar – Lipovina (5), Sklenvak (4), Wernig (4/2), Rompf (4), Zörb (1), Fernandes (1), Johannsson (1), Mappes (1), Hofmann (1), Lambrecht (1) für Hüttenberg
Zuschauer: 4421 (ausverkauft)

Rhein-Neckar Löwen – TSV GWD Minden 37:22 (20:11)
Tore: Schmid (9/6), Tollbring (8), Larsen (4), Groetzki (4), Reinkind (3), Pekeler (2), Rnic (2), Radivojevic (2), Baena Gonzalez (2), Taleski (1) für Rhein-Neckar – Doder (4), Cederholm (4), Bilbija (4), Rambo (3/2), Korte (2), Svitlica (2), Staar (1/1), Gullerud (1) Michalczik (1) für Minden
Zuschauer: 4639

THW Kiel – TSV Hannover-Burgdorf 29:31 (14:16)
Tore: Ekberg (7/3), Weinhold (6), Nilsson (4), Bilyk (3), Zeitz (2), Frend Ofors (2), Wiencek (2), Dahmke (2), Zarabec (1) für Kiel – Häfner (11), Mortensen (6/5), Olsen (6), Pevnov (3), Patrail (2), Böhm (1), Brozovic (1), Kastening (1) für Hannover
Zuschauer: 10.285

SC Magdeburg – Füchse Berlin 26:30 (13:13)
Tore: Weber (7/2), Christiansen (5), Musche (4), Musa (3), O’Sullivan (3), Bezjak (2), Damgaard (2) für Magdeburg – Fäth (10), Zachrisson (6), Struck (4), Nenadic (4/1), Schmidt (2), Wiede (1), Gojun (1), Kopljar (1), Plaza Jimenez (1) für Berlin
Zuschauer: 6472

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