WEC Nürburgring 2017: Porsche feiert nächsten Sieg

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Porsche hat nach 2015 und 2016 den dritten Sieg in Folge beim 6-Stunden-Rennen der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) auf dem Nürburgring gefeiert. Die LMP1-Werksmannschaft aus Weissach konnte mit einem Doppelerfolg in der Eifel einen wichtigen Schritt in Richtung Titelverteidigung machen. Die Le-Mans-Sieger Timo Bernhard, Earl Bamber und Brendon Hartley (Startnummer 2) überquerten die Ziellinie 1,6 Sekunden vor dem Schwesterauto mit Neel Jani, Andre Lotterer und Nick Tandy.

„Das war eine tolle Arbeit vom Team. Beide Autos hätten gewinnen können. Unsere Teamkollegen hätten den Erfolg genauso verdient gehabt wie wir. Die Führung wechselte immer wieder zwischen unseren Autos. Es war wirklich eng“, sagt Timo Bernhard, der bei seinem Heimspiel erneut auf die höchste Stufe des Podiums klettern durfte. „Meine Kiwi-Teamkollegen nennen mich ‚Ring-König‘. Ich selbst mag das nicht so gern, aber ich gönne ihnen den Spaß.“

Toyota hat das Pech nach dem ereignisreichen und enttäuschenden Rennen in Le Mans immer noch auf seiner Seite. In der Einführungsrunde hinter dem Safety-Car erlitten die Japaner einen herben Rückschlag. Am TS050 von Sebastien Buemi, Anthony Davidson und Kazuki Nakajima streikte die Benzinpumpe. Der Austausch des Bauteils warf die Mannschaft um satte fünf Runden zurück. Das Rennen für die in der WM besser platzierte Toyota-Crew #8 war verloren, bevor es richtig begonnen hatte.

Das Schwesterauto konnte unterdessen die Pole-Position zu Beginn in die Führung umsetzen. Kamui Kobayashi wehrte im ersten Stint über 32 Runden die Angriffe von Andre Lotterer und Timo Bernhard ab. Auch Jose Maria Lopez konnte den Toyota konnte den TS050 mit der Startnummer 7 eine Weile in Front halten, aber nach knapp 80 Minuten gingen Brendon Hartley und Neel Jani vorbei. Es zeigte sich das, was zuvor erwartet worden war: Porsche konnte über die Distanz ein besseres Tempo halten.

Mehrfacher Wechsel der Porsches an der Spitze

Abschütteln ließ sich Toyota jedoch erst, als die Probleme mit der Reifenhaltbarkeit immer größer wurden. Das war der Fall, als sich kurz vor Rennmitte erste Wolkenlücken bildeten und die kurzen sonnigen Abschnitte für einen Anstieg der Streckentemperatur sorgten. Die beiden führenden Porsches hatten schnell fast eine Minute Vorsprung herausgefahren und wechselten sich anschließend in der Führungsarbeit ab – wenn auch nicht immer mit freiwilligen Positionswechseln.

Dass auf dem Weg zum möglichen Gewinn der Fahrer-WM das in der Gesamtwertung erheblich besser platzierte Auto der amtierenden Le-Mans-Champions bevorzugt würde, war klar. Aber nach gut vier Stunden hätte es fast beide 919 aus dem Rennen gerissen. Earl Bamber und Nick Tandy zogen im Paarflug ihre Kreise, als sich auf der Zufahrt zur Veedol-Schikane Tor Graves mit dem Manor-Oreca drehte. Ein 919 links, einer rechts ganz knapp am Hindernis vorbei. Tandy wählte dabei die schnellere Linie und übernahm die Spitze wieder.

In der letzten Rennstunde behielt Andre Lotterer die Führung zunächst nicht nur, sondern er setzte sich auch entschlossen von Le-Mans-Champion Timo Bernhard ab. Sollte Porsche tatsächlich die Startnummer 1 zum Sieg fahren lassen? Nein, der Gewinn beider Titel in der Saison 2017, die womöglich die vorerst letzte für Porsche in der WEC sein könnte, ist den Stuttgartern zu wichtig. Beim letzten Splash-und-Dash-Stopp benötigte die Startnummer 1 satte 20 Sekunden länger als das spätere Siegerauto. So etwas geht auch unauffälliger …

LMP2-Klasse: Schon wieder „Mighty 38“ siegreich

Hinter den beiden Porsche 919 kam der Toyota #7 mit einem Rückstand von gut einer Minute ins Ziel. Das Schwesterauto schaffte es trotz der achtminütigen Reparatur zu Beginn noch auf Gesamtrang vier. ByKolles, das einzige private LMP1-Team in der WEC, hatte ähnliche Probleme wie an den Vortagen. Mit einem äußerst schwierig zu fahrenden CLM P1/01 kamen Dominik Kraihamer, Oliver Webb und Marco Bonanomi nur auf Gesamtrang 14.

In der LMP2-Klasse feierten Oliver Jarvis, Thomas Laurent und Ho-Pin Tung nach ihrem großen Le-Mans-Triumph den nächsten Sieg. Das Trio im Oreca-Gibson von Jackie-Chan-DC profitierte im anfangs engen Kampf vom starken Amateur in seinen Reihen. Ex-Kart-Weltmeister Laurent, der in diesem Jahr von der FIA noch als Silber-Pilot eingestuft ist, war erheblich schneller als die Gentleman-Fahrer Julien Canal (#31) und David Heinemeier Hansson (#13) in den Rebellions sowie Matt Rao im Alpine #36.

„Es war ein tolles Rennen. Es ging einfach nur darum, sich aus allen Scharmützeln herauszuhalten. Thomas und Ho-Pin sind großartig gefahren“, freut sich Jarvis über seinen zweiten LMP2-Erfolg in Serie. Hinter dem siegreichen DC-Auto #38 , dem Rebellion #31, dem Alpine #36 und dem Rebellion #13 platzierten sich der zweite Jackie-Chan-Oreca und as Auto von G-Drive, das zu Beginn eine dreiminütige Strafe hatte absitzen müssen. Simon Trummer erreichte im Manor #25 Rang sieben.

GTE-Pro: Ferrari bezwingt Porsche im Rennen

Der Kampf der GTE-Hersteller brachte auch am Nürburgring viel Freude. Beim Start warf Michael Christensen den von Pole gestarteten Porsche zu tief in die erste Ecke. Es profitierte zunächst der Aston Martin von Thiim/Sörensen, später kamen jedoch die wahren Stärken der Autos über die Distanz zum Vorschein. Plötzlich waren nur noch Porsche und Ferrari siegfähig. Vor allem die Italiener konnten mächtig aufdrehen um mit dem Auto #51 (Calado/Pier Guidi) letztlich gewinnen.

„Wir haben im Qualifying bewusst Reifen gespart, weil uns immer klar war, dass diese Strecke viel Gummi frisst. Das hat sich ganz offensichtlich gelohnt, Wir konnten von dieser Strategie eindeutig profitieren und nach der großen Enttäuschung in Le Mans endlich siegen“, freut sich James Calado, der seinen 488 GTE vor den beiden Porsche 911 RSR von Lietz/Makowiecki (#91) und Christensen/Estre (#92) ins Ziel brachte. Der zweite AF-Corse-Ferrari stand mehrfach wegen Getriebeproblemen in der Garage und war chancenlos.

Nicki Thiim und Marco Sörensen brachten ihren Aston Martin Vantage auf Platz vier ins Ziel, dahinter erlebten die beiden Ford GT von Priaulx/Tincknell und Mücke/Pla nicht das Heimspiel, das sich der Hersteller mit großem Produktionsstandort in Köln erhofft hatte. Die Le-Mans-Klassensieger Jonny Adam, Darren Turner und Daniel Serra (Aston Martin) boten großartige Zweikämpfe im Wettbewerb, hatten mit der Entscheidung um den Sieg aber nie etwas zu tun.

Die großen Porsche-Festspiele auf dem Nürburgring machte der Sieg des Proton-911ers in der GTE-Am-Kategorie perfekt. Nach drei Podestplätzen in Serie konnten Christian Ried, Matteo Cairoli und Marvin Dienst ihren ersten Saisonerfolg feiern. Das Trio setzte sich in einem interessanten Kampf gegen Molina/Flohr/Castellacci (Ferrari) und Lamy/Dalla Lana/Lauda (Aston Martin) durch. Die Saison 2017 der WEC wird am ersten Wochenende im September in Mexiko fortgesetzt.

© Motorsport-Total.com

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