Die Formel 1 will sich ab 2021 gesundschrumpfen, das ist die Quintessenz des neuen Reglements.
Ein Passus im Regelwerk läuft dieser Idee aber deutlich zuwider: Bis zu 25 Rennen könnten bald im Kalender stehen. Der am Anschlag operierende PS-Zirkus ächzt. Auch unter Klimagesichtspunkten – die Formel 1 will Mitte November eine Umweltkampagne präsentieren – wirft der Wille zu weiterer Expansion Fragen auf.
„25 Rennen wären Hardcore, eigentlich sind 21 schon Hardcore“, sagte Weltmeister Lewis Hamilton am Rande des Großen Preises der USA. Aus Sicht des Mercedes-Piloten ist die Saison „schon jetzt ein bisschen lang“.
Carey beschwichtigt: Nicht zwingend 25 Rennen
Die Zahl 25 geistert zwar schon durch das Fahrerlager, seit der US-Unterhaltungskonzern Liberty Media Anfang 2017 die Rennserie übernommen hat. Nun aber steht sie erstmals Schwarz auf Weiß in der Agenda.
„Das soll nicht bedeuten, dass wir so viele Rennen anstreben, wir wollen einfach ein wenig mehr Spielraum haben“, erklärte Formel-1-Boss Chase Carey in Austin.
Vettel wünscht sich 16 Rennen
Doch man muss nur auf die nackten Zahlen schauen, um zu verstehen, wohin die Reise wohl gehen wird. „16 Rennen“, wie sie sich Ferrari-Pilot Sebastian Vettel wünscht, „damit wir Fahrer die Freiheit haben, auch mal etwas anderes zu machen“, gab es zuletzt im Jahr 2003.
Die Marke von 20 Grands Prix fiel erstmals 2012, in dieser Saison sind es 21, 2020 wird der (vorläufige) Rekord von 22 WM-Läufen aufgestellt.
Für DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck ist das zu viel. „Bei 18-20 Rennen sollte Schluss sein. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Macht man 25, ist der Wunsch oder das Bedürfnis, jedes einzelne Rennen mitzuverfolgen, nicht mehr so groß“, sagte der ehemalige F1-Pilot bei SPORT1.
Deutschland-GP fliegt aus Rennkalender
Vietnams Hauptstadt Hanoi stößt dann dazu, das niederländische Zandvoort kehrt nach 35 Jahren zurück. Der Große Preis von Deutschland fliegt dafür aus dem Kalender, eine baldige Rückkehr ist angestrebt.
Wahrscheinlich aber wird die US-Metropole Miami der nächste Formel-1-Schauplatz. Mitte Oktober erst schloss Liberty Media einen Vorvertrag, um ab 2021 rund um die Football-Arena der Miami Dolphins ein Rennen durchführen zu können.
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Buenos Aires und das südafrikanische Kyalami sind immer wieder im Gespräch für ein Comeback. Ein zweiter Lauf im Wachstumsmarkt China würde vor allem den Automobilherstellern zusagen.
„Ich denke, wir sind im Moment nicht alle von dieser Idee überzeugt“, sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto einigermaßen diplomatisch und weist auf den zusätzlichen finanziellen Aufwand hin.
Stuck sieht das ähnlich: „Weniger ist in dem Fall mehr, weil dadurch die Spannung höher gehalten wird. Außerdem kostet jedes Rennen auch Geld!“
Entlasungsplan für Fahrer und Teams
Nicht nur die Fahrer, sondern alle Mitglieder des globalen Wanderzirkus Formel 1 wären von der Belastung durch zusätzliche Rennen betroffen.
Carey und Co. wissen das und haben bereits einen Entlastungsplan aufgestellt: Der Donnerstag als bisheriger Medientag wird ab 2021 im Freitag aufgehen, der bislang komplett für das erste und zweite freie Training reserviert ist.
Theoretisch spart man so einen Tag pro Rennwochenende ein, die Arbeit für alle Beteiligten wird aber noch komprimierter.
McLaren-Geschäftsführer Zak Brown schlug deswegen einen Kompromiss vor: „Eine Rotation bestimmter Rennen, um den Sport zu fördern, ohne das System übermäßig zu belasten.“ Fraglich ist allerdings, ob das für viele Streckenbetreiber attraktiv wäre.