Debatte um den Comedian: Die Freiheit von Dieter Nuhr ist auch unsere Freiheit

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„Reaktionärer Dummschwätzer“. „Wissenschatsleugner“. „Gesinnungsgenosse der AfD“. Und, richtig fies: „alter weißer Mann“. Bei dem so schlimm Gescholtenen handelt es sich um keinen gefährlichen, weit nach rechts ausholenden Politiker à la Hans-Georg Maaßen oder Björn Höcke. Gemeint ist der doch eher harmlos daherkommende Comedian Dieter Nuhr. Der hatte sich am vergangenen Donnerstag mit ein paar in seiner ARD-Show „Nuhr im Ersten“ geäußerten Witzchen den Zorn zahlreicher Fernsehzuschauer zugezogen.

Nicht zum ersten Mal. Schon in der Vergangenheit eckte der Niederrheiner an. Als „humoristischen Arm der Pegida-Bewegung“ bezeichnete ihn der Kabarettist Volker Pispers einmal.

Witze über Greta Thunberg?

nuhr-thunberg 17.45Was genauso blödsinnig ist wie die obigen auf Twitter getätigten Beschimpfungen von Fernsehzuschauern. Dieter Nuhr ist weder „rechts“ noch leugnet er die Erkenntnisse der Wissenschaft oder den Klimawandel. Er nimmt sich lediglich die Freiheit, sich über Dinge lustig zu machen. Im aktuellen Fall war es Greta Thunberg und die Klimabewegung. Warum sollten sie auch von Humor ausgenommen sein?

Nun muss man weiß Gott kein Fan sein von Dieter Nuhr und seinem Humor, der häufig nach unten austritt und Sachverhalte oft unzulässig vereinfacht. Doch auch wer über seine Witze nicht lachen kann, sollte froh sein, dass es einen wie ihn gibt, der auch mal für den Mainstream unpopuläre Positionen und Sichtweisen einnimmt. 

Dieter Nuhr ist die beste Waffe gegen das rechte Opfernarrativ

Denn dass der Comedian diese Gags reißen darf und damit auch noch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gesendet wird – das ist das beste Argument gegen das rechte Opfernarrativ, das regelmäßig ein Verschwinden der Meinungsfreiheit beklagt und die Bundesrepublik als eine „DDR 2.0“ bezeichnet. Als einen Staat, in dem man nur noch sagen dürfe, was politisch opportun ist.

Was natürlich grober Unfug ist. Gefährlicher dazu. In Deutschland herrscht Meinungsfreiheit. Die gilt selbstverständlich auch für Dieter Nuhr. Wer Dieter Nuhr mundtot machen will und die ARD für die Übertragung kritisiert, untergräbt genau diese Freiheit.

Teil des Meinungspluralismus

Die Alternative wäre ein Land, in dem nur noch gesellschaftlich gewünschter Humor stattfindet. Das hatten wir in in diesem Lande bereits. Eine Neuauflage kann niemand wünschen. Deswegen sollten wir uns freuen, dass ein Comedian wie Dieter Nuhr teil des öffentlichen Meinungspluralismus‘ ist.

Mögen muss man ihn deswegen nicht. Doch wer Nuhr nicht sehen will, hat eine ganz einfache Möglichkeit: Er schaltet den Fernseher aus. Auch das ist Freiheit.

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