Konzertante Beerdigung: Bauhaus-Stück an Berliner Volksbühne uraufgeführt

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Auch die Berliner Volksbühne kommt im Jubiläumstrubel 100 Jahre nach Gründung des Bauhauses nicht um eine Beschäftigung mit der berühmten Archtitektur- und Designschule herum.

Für das einst auch wegen seiner Skandale geliebte Theater hat der Hamburger Regisseur und Sänger Schorsch Kamerun das Stück «Bauhaus – ein rettendes Requiem» realisiert. Zur Uraufführung am Donnerstagabend gab es jede Menge fragende Blicke, zuckende Schultern und einige Lacher im Publikum, am Ende aber auch starken Applaus und vereinzelte Jubelrufe.

Angekündigt war ein «angriffslustiges Abschiedsfest in Form einer großen, konzertanten Beerdigung», das den allgegenwärtigen Hype um das Bauhaus im Jubiläumsjahr etwas bändigen sollte. Kamerun verwandelte dafür die Volksbühne in ein All-Areas-Theater. Das Publikum wird durch Foyers, Zuschauerraum und Bühnenbereich hin und her gelotst, überall sind Spielorte angesiedelt, die Ränge bleiben bis kurz vor Schluss abgedeckt und somit nicht besetzbar. Theater als Spaziergang, die Prozession der angestrebten Beerdigung.

Das Ensemble spielt vieles parallel, auch Musikeinlagen überkreuzen sich. Die mit Kopfhörern ausgestatteten Zuschauer verfolgen dies entweder direkt oder über die zahlreichen Monitore und Leinwände. Dort werden Orte und Szenen gemixt. Ein Handlungsstrang ist dabei schwer auszumachen, viele Rollen und Stränge bleiben in ihrer Bedeutung eher unklar.

Das Bauhaus packt das Bühnenbild von Katja Eichbaum in weiße Partyzelte, deren Quadrate die oft mit dem Bauhaus verbundene Gradlinigkeit aufgreifen. Viele Gesang- und Textpassagen übernimmt Autor und Regisseur Kamerun gleich selbst, etwa wenn er mit Zitaten aus einer Bundestagsdebatte zum Bauhaus-Jahr die mitunter grotesk übersteigerten Erwartungen deutlich macht.

In einer anderen Szene wird über das Bauhaus-Theater Oskar Schlemmers diskutiert, das sich auch in einigen der Kostüme von Gloria Brillowka wiederfindet. Das Bauhaus sortiere, heißt es in dem Dialog. Dann werden verschiedene Gegenstände auf einem Tisch in eine Ordnung gebracht. So sei Bauhaus, auch wenn nichts Wesentliches verändert sei: «Es liegt derselbe Kram auf dem Tisch.»

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