Was im Trubel um Nico Müllers Sieg und die zahlreichen Zwischenfälle beim Sonntagsrennen in Misano unterging: Das gefühlte Audi-A-Team Abt beendete durch den Triumph des Schweizers eine Durststrecke von 28 sieglosen Rennen, nachdem die internen Rivalen von Rosberg-Audi durch Rene Rast zuletzt von Sieg zu Sieg gefahren waren.
„Wir haben sehr hart dafür gekämpft, und das eigentlich viel zu lange“, sagt Müller, der mit seinem zweiten Sieg nach dem Norisring 2016 die Durststrecke der Truppe beendete, die Audi als Privatteam 2004 zum Werkseinstieg verholfen hatte. „Wir waren schon einige Male nahe dran. Dass es nun hier in Misano geklappt hat, ist einfach toll. Die Jungs haben sich das echt verdient.“
Der bisher letzte Abt-Sieg: Spielberg 2017. Damals kämpfte DTM-Haudegen Mattias Ekström seinen Rosberg-Audi-Kollegen Jamie Green nieder und sah schon wie der sichere Champion aus, ehe ihm Rast beim Finale in Hockenheim doch noch die Krone wegschnappte.
Fahrer haben ihre Schwächen ausgemerzt
Seitdem läuft es für die einstige Erfolgsmannschaft nicht mehr nach Wunsch. Lag es am Fahrerduo Müller und Robin Frijns, der in die großen Fußstapfen Ekström treten musste? „Wir sind happy mit unseren beiden Fahrern“, meinte Abt-Sportdirektor Thomas Biermaier vor der Saison im Gespräch mit ‚Motorsport-Total.com‘.
„Wir wissen aber auch, woran wir arbeiten müssen. Nico war 2018 sehr gut im Qualifying, hatte aber Potenzial im Rennen. Und Robin hatte Potenzial im Qualifying, ist aber sehr gute Rennen gefahren.“
Das scheint man umgesetzt zu haben: Frijns startete in Misano erstmals in seiner DTM-Karriere aus der ersten Reihe, während sich Müller in Misano vor allem im Rennen als bärenstark erwies. „Wir wussten, dass wir im Qualifying wahrscheinlich nicht die richtige Waffe haben, um um die Pole zu kämpfen, wussten aber, dass unser Auto im Rennen stark sein würde“, spielt der Schweizer auf den guten Longrun im Freien Training an.
Abt-Audi-Duo: Beinahe-Kollision beim Start
„Das gab uns Hoffnung, dass wir von Platz vier aus um den Sieg kämpfen können. Und so war es auch.“ Schon beim Start von Platz vier schoss Müller nach vorne und reihte sich als Zweiter hinter seinem Abt-Teamkollegen Frijns ein – mit der richtigen Dosis aus Kontrolle und Risiko.
„Ich wollte in die Lücke innen neben Robin stoßen und versuchen, die Führung zu erobern“, beschreibt er die heikle Situation, die beinahe zu einer Kollision mit seinem Teamkollegen geführt hätte. „Wenn du eine Lücke siehst, dann musst du reinfahren. Die war da und wurde immer kleiner und so musste ich aufs Gras ausweichen, aber wir hatten beide genug Platz zum Überleben. Ich wollte nicht alles riskieren.“
Nachdem Rast in der achten Runde das Abt-Duo überholte und die Führung an sich riss, ging auch Müller an Frijns vorbei, der mit abbauenden Reifen kämpfte und am Ende nach einer Kollision mit Markenkollege Loic Duval nur auf Platz sieben kam. „Ich war schneller und konnte ihn überholen“, beschreibt Müller das kampflose Manöver. Als Leader Rast in Runde 14 mit einem Reifenschaden an die Box humpelte, war der Weg frei für den Schweizer.
Müller bereits Dritter in der Meisterschaft
„Im ersten Stint war Rene superstark, aber im zweiten Stint auf frischen Reifen hat sich mein Auto toll angefühlt“, sagt Müller. „Ich konnte mir die Reifen gut einteilen, trotzdem gute Zeiten fahren und habe es so nach Hause gebracht.“
Nach Platz fünf am Samstag liegt Müller nun in der Meisterschaft 17 Punkte hinter Leader Rast bereits auf dem dritten Platz – acht Zähler vor BMW-Ass Marco Wittmann. Ob sich die gute Ausgangslage nun auf seine Herangehensweise auswirken wird? „Nein, überhaupt nicht“, antwortet er. „Wir versuchen an jedem Wochenende unser Bestes. Man kann schnell Punkte verlieren – oder eine Menge gewinnen.“
Schon in Nürnberg will er wieder zuschlagen: „Ich freue mich auf den Norisring, eine Strecke, die ich liebe. Da wollen wir eneut um den Sieg zu kämpfen. Wenn es aber ein Tag wie gestern wird und wir uns nicht hundertprozentig aussortiert fühlen, dann werden wir Schadensbegrenzung betreiben und Punkte mitnehmen.“
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