Bühne frei für den weltberühmten Karneval am Zuckerhut: In Rio de Janeiro haben am Freitagabend (Ortszeit) trotz heftiger Gewitter die Paraden der Sambaschulen begonnen.
Die Regenschauer hatten am Abend kurz vor Beginn der Umzüge Teile der Paradestraße Sambodromo unter Wasser gesetzt – dennoch zog dann die erste Sambaschule mit leichter Verspätung an den allerdings halbleeren Zuschauertribünen vorbei. Trotz der Nässe bewegten sich die Tänzer in ihren schillernden Kostümen gewohnt elegant über den Asphalt, wenngleich auch etwas vorsichtiger. «Ich bin lieber auf Nummer sicher gegangen und habe etwas weniger gegeben», sagte eine Sambaschönheit nach ihrem Auftritt in zentimeterhohen Stöckelschuhen und weißem Bikinikostüm im Fernsehen.
Vier Abende in Folge zeigen fast 30 Schulen zu mitreißenden Trommelklängen ihre Kostüme und ihr tänzerisches Können. Wenige Stunden vor dem Auftakt hatte es noch bange Minuten gegeben: Die Feuerwehr untersuchte den Sambódromo am Vormittag auf Geheiß der Justiz auf Sicherheitsmängel und hätte bei Bedenken das Spektakel zum Kippen bringen können. Gut eine Stunde vor dem geplanten Beginn gab dann auch das zuständige Gericht grünes Licht.
Für Kritik unter den Sambaschulen sorgte Bürgermeister Marcelo Crivella wegen einer drastischen Kürzung der finanziellen Unterstützung. Eine der Schulen entwarf daraufhin eine teufelsähnliche Karikatur, die Crivella ähnlich sah. Auf Einwände der Stadtregierung hin wollte sie die Figur nochmal umgestalten.
Die besten Sambaschulen werden sich erst am Sonntag und Montag dem Publikum im Sambódromo zeigen. Eine Jury wird dann kommende Woche die sechs Schulen küren, die mit ihren Liedern, Kostümen und Choreographien am meisten überzeugten. Diese dürfen am Samstag (9. März) noch einmal auftreten. «Jedes Jahr bin ich so nervös wie bei der ersten Parade», beschrieb eine Tänzerin der Sambaschule Rocinha die Gefühle, die sie vor dem Auftritt durchlebt, der Zeitung «Meia Hora». «Wir wollen immer das Beste».
Die Stadtverwaltung Rio rechnet für den gesamten Karneval mit sieben Millionen Besuchern aus dem In- und Ausland. Einwohner der Metropole und Touristen sind seit Tagen im Karnevalsfieber. Zahlreiche Samba- und Tanzgruppen, die sogenannten Blocos, sorgten bereits im «Vorkarneval» trotz drückender Hitze für Hochstimmung. Die Behörden erhöhten die Sicherheitsvorkehrungen.
Auch in zahlreichen anderen Städten wie São Paulo oder Salvador wird gefeiert. Der Karneval ist traditionell unpolitisch. 2018 aber hielten sich einige Schulen angesichts von Korruptionsskandalen, anhaltender Wirtschaftsflaute und wachsender Gewalt mit kritischen Tönen nicht zurück.