Marc-Uwe Kling: „Quality Land“ (Dunkle Edition): Ein bisschen „Westworld“ – leider ohne Cowboys

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Darum geht es in „Quality Land“:

In „Quality Land“ bestimmen Computer das Leben der Bewohner. Selbstfahrende Autos wissen automatisch, wo es hingehen soll, der Algorithmus wählt den passenden Partner aus und eine Drohne liefert ohne Bestellung, was man haben möchte. Kein Mensch ist mehr gezwungen, schwierige Entscheidungen zu treffen – denn in „Quality Land“ lautet die Antwort auf alle Fragen: o.k. Eigentlich klingt das nach einem bequemen Leben, doch Protagonist Peter leidet unter dem System. Mehr und mehr erkennt er die Gefahren des Überwachungsstaates und die Entmenschlichung dieser durchdigitalisierten und -ökonomisierten Welt.

Wer spricht?

Der Autor höchstpersönlich: Marc-Uwe Kling wurde bekannt durch seine Bestseller-„Känguru“-Trilogie und ist ein witziger und charmanter Erzähler. Bei der Live-Lesung im Berliner Tempodrom begeisterte er die Zuhörer. Das Hörbuch ist ein ungekürzter Mitschnitt, der bei acht Stunden Dauer zu langatmig wird. Etwas Abwechslung hätte der Audio-Version gut getan – zum Beispiel durch andere Stimmen bei den satirischen Werbeblöcken aus der Zukunft.

Warum lohnt sich das Hörbuch?

Der Autor liefert eine erschreckend realistische Version der Zukunft. Was passiert, wenn selbstfahrende Autos und die Altgorithmen der Partnerdatenbank wirklich unser Leben bestimmen? Kling verzichtet auf überzeichnete Zukunftsvisionen. Der Leser kann sich jederzeit vorstellen, dass diese Dystopie Wirklichkeit wird. Das macht den Stoff spannend. Statt sich verbissen daran abzuarbeiten, baut der Autor seine Handlung klug als Satire auf.

Was nervt?

Platte Gags! Wenn das selbstfahrende Auto sich „in seiner Freizeit am liebsten volllaufen lässt“ erinnert das an das Bühnenprogramm von Mario Barth. Der soliden Geschichten fehlt es außerdem an Action. Ein paar außer Kontrolle geratene Cowboys aus „Westworld“ hätten gut getan.

Beste Stelle:

Als Peter frustriert zuhause sitzt und die Paket-Drohne eines monopolistischen Versandhändlers  ihn überrascht: mit einem Sixpack-Bier, das er gar nicht bestellt hatte und von dem er gar nicht wusste, dass er ihn wollte. Das hört sich zunächst nach einem perfekten Feierabend an, doch Peter durschaut die Geste: „Die Leute, die den Code schreiben lassen, wollen, dass wir glücklich sind, denn Frustration ist unproduktiv.“

Für wen lohnt sich das Hörbuch?

Für Fans von Marc-Uwe Kling und Digitalisierungspessimisten. Wer von Smartphone, Facebook und Co. genervt ist, findet hier genügend Gründe, warum das neumodische Zeug nichts taugt.

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