Ein Lehrmeister und sein Lehrling – eine Beziehung, die nie einfach war.
So schwer jedoch, wie sie sich zwischen Richard Schönborn und Boris Becker erweist, ist sie nur selten. Grund dafür ist, dass Schönborn heftig gegen Becker ausgeteilt hat – und das in einem offenen Brief.
Auf dem Gipfel seines Zorns bezichtigt er ihn gar des Größenwahnsinns.
„Selbstkontrolle verloren“
„Die Millionen, der dauernde Kontakt mit den Größen dieser Welt, das High-Society-Leben, die Huldigungen, das allgemeine Überbewerten Deiner Person und vieles mehr hat Dich dazu gemacht, was Du heute bist“, schrieb der einstige Trainer, der Becker mit zehn Jahren zum DTB holte, in der Welt. „Du hast Dich nie richtig eingeschätzt, Du bist abgehoben, bist größenwahnsinnig geworden, hast die Selbstkontrolle und realistische Selbsteinschätzung verloren.“
Besonders empört und aufgebracht ist Schönborn über Beckers Art, mit seinen Wurzeln umzugehen: „Und nun erlaubst Du Dir, öffentlich zu behaupten, dass Du in Deiner Jugendzeit keine Unterstützung, kein Training hattest? Wodurch bist Du dann mit 17 Jahren Wimbledonsieger geworden? Hat der liebe Gott Dich von heute auf morgen gesegnet?“
Ex-Trainer nicht besucht
Als Ausweis für einen schlechten Charakter sieht Schönborn auch den Umstand, dass Becker seinen damaligen Trainer Boris Breskvar während dessen Leidenszeit in seiner Heimat nicht aufgesucht habe.
„Hast Du ein einziges Mal Deinen hervorragenden Trainer und Menschen Boris Breskvar während seiner schweren Erkrankung in seiner Heimat besucht?“, fragte der 84-Jährige ein weiteres Mal rhetorisch. „Hast Du ihm finanziell geholfen, als es ihm sowohl gesundheitlich als auch finanziell dreckig ging? Warst Du bei seiner Bestattung?“
„Eine Frechheit“
Hintergrund seiner Aussagen ist indes nicht die ARD-Dokumentation „Boris Becker – Der Spieler“. Diese habe er nicht einmal gesehen.
„Boris hat schon oft gesagt, dass er nicht genügend gefördert wurde“, sagte Schönborn. „Das ist eine Frechheit! Damit muss Schluss sein! Das ist eine Beleidigung für ein ganzes Trainer- und Betreuerteam, das ihn gefördert hat. Boris ist doch nicht mit einem Fallschirm ins Wimbledon-Finale geflogen.“
Als Schlusspunkt setzte Schönborn die Behauptung, dass Becker nicht der Erfinder der Becker-Hecht-Rolle sei: „Das Springen nach dem Ball und das schließende Abrollen war eine Koordinations-Übung, die wir mit allen Jugendlichen gemacht haben. Es passt zu Boris, dass er auch das nicht zugeben mag. Für Boris ist Becker immer der Größte!“