Warum Mercedes sich noch immer vor Vettel fürchtet

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Das gab es bei Mercedes wahrscheinlich sehr lange nicht mehr: Lewis Hamilton ging in Sepang von der Pole ins Rennen und wusste bereits am Start, dass er keine Siegchance haben und womöglich nicht einmal auf dem Podest stehen würde.

„In den Simulationen haben sie mir gezeigt, dass ich nur Vierter oder Fünfter werden würde. Ich wusste schon Bescheid“, sagte der zweitplatzierte Hamilton nach dem Rennen.

Hätte sein Teamkollege Valtteri Bottas nicht einige Runden Daniel Ricciardo und später Sebastian Vettel ausgebremst, wäre der WM-Spitzenreiter wohl tatsächlich am Podest vorbeigeschrammt.

„Wir hatten an diesem Wochenende noch mehr Probleme, als es von außen ausgesehen hat. Das ist einfach nicht akzeptabel für ein Team wie Mercedes“, redete Hamilton Klartext.

Vettel kann aus eigener Kraft Weltmeister werden

Der Brite weiß, dass 34 Punkte Vorsprung auf Vettel in der Gesamtwertung komfortabler klingen als sie eigentlich sind. Bei fünf ausstehenden Rennen kann Vettel immer noch aus eigener Kraft den WM-Titel gewinnen.

Mit den wiederstarkten Red Bull hat Mercedes zwei weitere Probleme in Form von Max Verstappen und Daniel Ricciardo erhalten, die sich zwischen Vettel und Hamilton schieben könnten. 

„Für uns sind die letzten Rennen wie fünf Pokalfinals. Wir fahren nur noch um Siege“, sagte ein gut gelaunter Teamchef Christian Horner nach dem zweiten Saisonsieg für Red Bull.

Schlechte Stimmung bei Mercedes

Deutlich schlechter war die Stimmung bei Mercedes – obwohl man den Vorsprung sowohl in der Fahrer- als auch der Teamwertung ausgebaut hatte.

„Ich bin wirklich niedergeschlagen“, sagte Mercedes Motorsportchef Toto Wolff und ergänzte bei Sky: „Wenn Max bis zum Ende gepusht hätte, dann wären wir vielleicht eine halbe Minute hinter ihm gelandet. Wie kann es sein, dass ein Auto, das auf manchen Strecken so schnell ist, so viel verliert, weil es die Reifen überhitzt?“

Mit dieser Frage beschäftigen sich in den nächsten Tagen zahlreiche Leute in der Mercedes-Fabrik in Brackley. Viel Zeit für eine Antwort darauf bleibt ihnen allerdings nicht, denn bereits am Sonntag steht mit dem Großen Preis von Japan das nächste Rennen an.

„Jetzt müssen wir genau so eine Aktion starten wie nach Monaco, um zu verstehen, warum der Reifen manchmal im Fenster ist und manchmal nicht. Und warum uns die Temperaturen solche Schwierigkeiten bereiten.“

Krisensitzung nach dem Rennen

Beim Großen Preis von Monaco Ende Mai hatten Bottas und Hamilton nur die Plätze vier sowie sieben belegt und die Alarmglocken bei den Silberpfeilen schrillen lassen. Damals suchte das Team zehn Tage lang nach dem Fehler. So viel Zeit bleibt ihnen diesmal nicht.

Allerdings wurde bereits reichlich Vorarbeit in Malaysia geleistet. So wurde das übliche Ingenieurs-Debriefing nach dem Rennen zu einer Marathon-Sitzung.

Glaubt man Hamilton, hat sich das gelohnt: „Das war eines der besten Debriefings, die ich je hatte“ und fügte hinzu: „Meine und die Aussagen Valtteris waren heute ein Volltreffer. Wir haben mit dem Finger auf gewisse Probleme gezeigt. Dinge, von denen man nicht einmal wusste, dass sie dieses Wochenende passiert sind.“ 

Ursachen für das schlechte Abschneiden

Für viele Experten kam das schwache Abschneiden von Mercedes besonders überraschend. Malaysia zählt nicht zu den langsamen Kurven, auf denen das Auto oft Probleme hat. Doch die Streckencharakteristik ist laut Wolff in Sachen Abtrieb sehr ähnlich zu Singapur, Monaco und Ungarn.

Hinzu kamen die hohen Temperaturen, weshalb die Reifen aus dem Temperaturfenster rutschten. Als im Qualifying Wolken aufzogen und die Temperatur um fünf Grad Celsius sank, schwanden auch die Probleme.

Mercedes ist aber zuversichtlich, dass ähnliche Probleme in Suzuka nicht auftreten. „Dort sollte das Auto komplett anders laufen“, sagte Wolff, schob aber direkt hinterher: „Man kann aber nichts mehr sagen zu den Simulationen, weil es kommt dann doch immer wieder anders.“

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