Jules Gounon hat es geschafft: Nachdem der Corvette-Pilot bereits im Vorjahr bis zum Saisonfinale um den Fahrertitel im GT Masters gekämpft hatte, sicherte er sich diesen dank eines Start-Ziel-Siegs in Hockenheim in seiner zweiten Saison in der „Liga der Supersportwagen“. „Ich bin sehr glücklich über den Titelgewinn. Es ist mein erster überhaupt im Motorsport“, freute sich der Franzose. „Ich hatte nach meinem Unfall beim Finale im vergangenen Jahr mit Hockenheim noch eine Rechnung offen, daher ist es toll, dass ich es hier geschafft habe.“
Der Franzose hat die Motorsportgene von seinem Vater Jean-Marc geerbt. Dieser schaffte als Pilot sogar den Sprung in die Formel 1. Dennoch wollte Gounon Senior seinen Filius nicht zu früh in ein Cockpit setzen. „Es war vor allem eine Geldfrage“, so Jean-Marc Gounon. Erst mit 15 Jahren bekam Jules zu Weihnachten ein Kart und begann danach als echter Spätstarter, erste Rennen zu bestreiten. Anschließend sammelte er in französischen Formelserien und im Porsche Carrera Cup Frankreich erste Erfahrungen im professionellen Motorsport.
Durch langjährige Kontakte zu Callaway Competition brachte Jean-Marc Gounon seinen Sohn schließlich kurz vor dem letztjährigen Saisonstart des GT Masters in Oschersleben zu dem Corvette-Team. Mit seinen Erfolgen im GT Masters machte Gounon in der Motorsportwelt auf sich aufmerksam. Ende Juli wurde er von Audi für seinen ersten Werkseinsatz überhaupt verpflichtet und gewann auf Anhieb mit den GT Masters-Kollegen Markus Winkelhock und Christopher Haase für das Team Sainteloc das 24-Stunden-Rennen in Spa. Gounon ist großer Radsportfan und dreht zwischen seinen Renneinsätzen immer wieder Touren mit seinem Rennrad. Dabei bewältigt er auch berüchtigte Abschnitte der Tour de France, wie in diesem Sommer den legendären Mont Ventoux mit 1.600 Höhenmetern auf rund 20 Kilometern.
2017 war für Gounon erst die zweite Saison im GT Masters. Bereits im Vorjahr kämpfte er mit Teamkollege Daniel Keilwitz bis zum letzten Saisonrennen in Hockenheim um den Titel, ehe ein Unfall den Träumen ein Ende setzte. Für dieses Jahr war das Ziel daher klar: „Der Titel soll her“, so Gounon zu Saisonbeginn. Doch bereits beim ersten Saisonrennen in Oschersleben gab es einen Rückschlag: Nach einer Kollision landete der Franzose im Kiesbett: null Punkte. Doch Gounon und Keilwitz – in diesem Jahr erneut Partner – ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Mit Platz zwei im zweiten Rennen sammelten sie erste wertvolle Punkte. Mit dem ersten Saisonsieg auf dem Red Bull Ring übernahm die Corvette mit der Startnummer 77 erstmals die Tabellenführung – und gab diese danach nicht mehr her.
Dank beeindruckender Konstanz baute Gounon seinen Vorsprung zwischenzeitlich bis auf 43 Punkte aus. Auch als Partner Keilwitz wegen eines Beinbruchs drei Rennwochenenden aussetzen musste, ließ sich Gounon nicht aus der Ruhe bringen. Ganz im Gegenteil: Gleich im ersten Rennen mit Ersatzmann Renger van der Zande holte er in Zandvoort seinen zweiten Saisonsieg. Zwar verringerten die Titelrivalen bei den folgenden Läufen auf dem Nürburgring – wo Keilwitz von Albert Costa vertreten wurde – und auf dem Sachsenring den Vorsprung vor dem Saisonfinale auf 15 Zähler, doch Gounon und der zurückgekehrte Keilwitz holten in Hockenheim mit einem Start-Ziel-Sieg die für den Titelgewinn des Franzosen benötigten Punkte.
„Der Titelgewinn ist wirklich unglaublich“, so Gounon, der nach Dino Lunardi im Jahr 2011 als zweiter Franzose das GT Masters gewann. „Das Tolle ist, dass ich jetzt mit genau der Corvette den Titel gewonnen habe, mit der ich 2016 hier in Hockenheim den Unfall hatte. Denn Callaway hat das Auto wieder aufgebaut. Das ist eine ganz besondere Geschichte. Ein Schlüssel für den Erfolg war der Zusammenhalt im Team, wir sind wie eine Familie. Auch in schwierigen Situationen haben wir immer zusammengehalten. Der zweite wichtige Faktor war unsere Konstanz, denn wir haben regelmäßig wichtige Punkte eingefahren.“ Neben dem Gesamtsieg holte sich Gounon zudem den Titel in der Junioren-Wertung für Fahrer unter 25 Jahre.
Ernst Wöhr, Teamchef von Callaway Competition, ist voll des Lobes für seinen Schützling: „Der Titel bedeutet uns sehr viel. Noch nie war die Leistungsdichte im GT Masters so hoch wie in diesem Jahr. Hier zu gewinnen ist das Beste, was im GT-Sport möglich ist. Ich habe Jules vor der vergangenen Saison kennengelernt und wir haben einen Test vereinbart. Dort hat er sofort überzeugt. Er ist unglaublich. Er fährt seine zweite Saison bei uns, aber er wird immer noch von Rennen zu Rennen besser. Seine Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen. Ich bin mir sicher, dass er noch eine große Zukunft vor sich hat.“
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