WEC Mexiko: Hattrick für Porsche

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Porsche macht einen großen Schritt in Richtung WM-Titel: Bei den 6 Stunden von Mexiko-Stadt dominierten die 919 Hybrid nach Belieben und ließen Toyota nicht den Hauch einer Chance.

Die TS050 Hybrid wurden schnell abgeschlagen und sogar überrundet. Auf Teamorder konnte das Porsche LMP Team diesmal verzichten, weil der Porsche #1 (Jani/Lotterer/Tandy) eine Durchfahrtsstrafe erhielt. So gewannen Timo Bernhard, Earl Bamber und Brendon Hartley zum dritten Mal in Folge.

Die LMP1-Story ist schnell erzählt: Beide Porsche 919 Hybrid setzten sich von Beginn an der Spitze ab. Brendon Hartley fuhr einen kleinen Vorsprung auf Nick Tandy heraus. Die Entscheidung fiel nach zwei Stunden beim zweiten Boxenstopp (die LMP1-Boliden konnten im Autodromo Hermanos Rodriguez eine volle Stunde fahren):

Der Porsche #1 bekam eine Durchfahrtsstrafe für zu schnelles Fahren in der Boxengasse aufgebrummt. Damit war ein Abstand von etwa 20 Sekunden zementiert, die Porsche-Werksfahrer mussten nur noch das Ergebnis bis ins Ziel bringen.

Baseball sorgt für Unterbrechung

Toyota hatte nie auch nur den Hauch einer Chance. Der TS050 Hybrid #7 (Conway/Kobayashi/Lopez) erwies sich wie schon in den Trainingssitzungen als das stärkere Auto, konnte aber nie das Tempo der Porsche mitgehen. Toyota fehlte schlicht der Speed – pro Runde waren die Porsche 919 Hybrid eine halbe bis ganze Sekunde schneller. Da halfen auch Dreifachstints auf einem Reifensatz nicht weiter.

Der angesagte Regen blieb Mexiko-Stadt während der Rennzeit zwischen 12 und 18 Uhr fern, obschon in der letzten Stunde schwere Regenschauer rund um die Strecke niedergingen. Zwei FCY-Phasen in der fünften Stunde änderten ebenfalls nicht viel.

Kurios war der Grund für die erste: Ein Baseball hatte sich auf die Strecke verirrt. Die zweite Full Course Yellow wurde für ein Trümmerteil auf der Fahrbahn eine gute Stunde vor Schluss ausgerufen.

Schlappe für LMP2-Tabellenführer

Für Jackie Chans DC Racing Team hielt das 6-Stunden-Rennen von Mexiko-Stadt ein Desaster parat. Nach 1:20 Stunden musste der DC-Oreca #38 (Tung/Jarvis/Laurent) mit einem Kupplungsdefekt an die Box zurückgeschoben werden. Die Reparatur kostete acht Runden und warf den Boliden aussichtslos zurück.

Da kein anderer LMP2 in größere Probleme geriet, blieb nur der neunte Platz. DC Racing kann sich diese Schlappe leisten, doch der Vorsprung ist stark geschrumpft, da die ärgsten Verfolger, der Rebellion-Oreca #31 (Canal/Prost/Senna), das Rennen gewinnen konnte.

Nach einem anfänglichen Kampf mit dem G-Drive-Oreca #26 (Russinow/Thiriet/Lynn) übernahm Rebellion die Führung und fuhr sich ein Polster von etwa 30 Sekunden heraus. Dieses Polster hielt die Schweizer Mannschaft für die nächsten Stunden.

Erst mit der ersten FCY änderte sich Bild: Jetzt war plötzlich der Manor-Oreca #24 (Graves/Hanley/Vergne) an der Spitze. Rebellion hatte aber richtig taktiert und konnte beim letzten Boxenstopp auf den Reifenwechsel verzichten.

Im letzten Stint hatte Bruno Senna dadurch einen Vorsprung von 15 Sekunden auf Ben Hanley, der den Abstand sukzessive abknabberte. Fünf Minuten vor Schluss fiel die Entscheidung, als Hanley sich im Stadion drehte. Dadurch rückte der Alpine #36 (Lapierre/Menezes/Negrao) auf den zweiten Platz vor, Manor blieb Rang drei.

Dieser lieferte sich in der dritten Stunde ein knallhartes Duell mit dem G-Drive-Oreca #26, in dem Menezes mehrfach die Strecke verließ. Für G-Drive reichte es diesmal nur zum vierten Platz gefolgt vom Rebellion-Oreca #13 (Beche/Heinemeier Hansson/Piquet).

Zu schnelles Fahren unter Gelb kostet Ferrari GTE-Pro-Sieg

Zwei Fahrzeuge diktierten das Tempo in der GTE Pro: Der AF-Corse-Ferrari #71 (Rigon/Bird) und der Aston Martin #95 (Thiim/Sörensen) wechselten sich während des Rennens immer wieder an der Spitze ab. Der Abstand blieb meist innerhalb von zehn Sekunden.

Zwar bekämpften sich die beiden Fahrzeuge nur selten direkt, waren aber das ganze Rennen über fast unzertrennlich. Die Entscheidung fiel 45 Minuten vor Schluss: Der Ferrari erhielt eine Zehn-Sekunden-Strafe für zu schnelles Fahren in der zweiten Full Course Yellow. Zwar sah Davide Rigon die Zielflagge als Erster, der Sieg ging aber an Aston Martin Racing.

Im Kampf um die dritte Position lag mehr Würze: Zu Beginn hielten sich die beiden Ford GT auf den Plätzen drei und vier auf. Diese Phalanx wurde nach zwei Stunden aufgebrochen, als sich der AF-Corse-Ferrari #51 (Calado/Pier Guidi) am Ganassi-Ford #67 (Priaulx/Tincknell) vorbeischob. James Calado machte nun Jagd auf Olivier Pla im Ganassi-Ford #66 (Mücke/Pla).

Nach zweieinhalb Stunden kam es zum Aufeinandertreffen: Pla überrundete gerade ein GTE-Am-Fahrzeug, Calado schnappte sich den Boliden auf der anderen Seite. In Häkkinen/Schumacher-Manier versuchte der Brite, auch gleich noch den Ford mit zu überholen.

Pla lenkte aber ins Stadion ein, weil er nicht damit rechnete. Er wurde neben die Strecke geschickt und knallte Calado beim Zurückfahren auf die Piste heftig in die Seite. Beim Ford GT brach die Aufhängung vorne rechts, der Ferrari fiel auf Rang sechs zurück.

James Calado war außer sich: „Das war völlig absurd. Ich war innen und er lenkt in mich ein und will mich dann von der Strecke schieben. Unglaublich!“ Pla wurde von den Rennkommissaren schuldig gesprochen und erhielt eine doppelte Durchfahrtsstrafe. Diese spielten aber keine Rolle mehr, da der Reparaturstopp den Boliden schon hoffnungslos zurückgeworfen hatte.

Porsche-Sieg in der GTE Am

Dankend in die Bresche sprang der Porsche #91 (Lietz/Makowiecki), der sich den letzten Podiumsplatz in der GT-Klasse für Werksteams holte. In der Meisterschaft macht er trotzdem nur drei Punkte gut, weil Andy Priaulx und Harry Tincknell im Ganassi-Ford #67 auf die vierte Position fuhren.

Der Porsche #92 (Christensen/Estre) kam auf Rang fünf, nachdem Michael Christensen schon nach einer halben Stunde mit dem Clearwater-Ferrari #61 (Mok/Sawa/Griffin) von Weng Sun Mok zusammengestoßen war und sich rausdrehte. Ein kapitaler Fehler des Amateurs, der eine Tür offen ließ und dann reinzog.

In der GTE Am diktierten der Proton-Porsche #77 (Ried/Cairoli/Dienst) und der Aston Martin #98 (Dalla Lana/Lamy/Lauda) das Geschehen. Der Porsche schien die Oberhand schon gewonnen zu haben, da setzte es gegen den Aston Martin eine Durchfahrtsstrafe. Das war die endgültige Entscheidung. Für den Aston Martin reichte es zu Platz zwei vor dem Spirit-of-Race-Ferrari #54 (Flohr/Castellacci/Molina).

Die Langstrecken-Weltmeisterschaft 2017 wird am 16. September mit den 6 Stunden von Austin auf dem Circuit of the Americas fortgesetzt.

© Motorsport-Total.com

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