Machen wir uns nichts vor: Man kann noch so laut fluchen und schimpfen, spätestens ab Folge drei so einer Container- oder Lager- oder Sommerhaus-Chose knickt man ein, mag man dann doch jemanden ein bisschen, empfindet vielleicht Mitleid, lacht womöglich über irgendeinen flachen Gag – gegen diese perfideste Spielart des Stockholm-Syndroms ist man kaum gefeit. Bisher jedenfalls, denn bei diesem darbenden Dutzend bleibt das Herz kalt wie Eis.
Mal ehrlich: Für wen soll man in diesem Container voller Klapskallis allen Ernstes auch nur ein Mützchen voll Empathie empfinden? So ziemlich für niemanden. Das muss ich „ehrlich gesagt sagen“. Eine schier unglaubliche Szene jagt die nächste, so krude und windschief, man rechnet jeden Moment mit Schwester Ratchet und ihrem Lockruf der Medikamentenausgabe.
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Vor dem Warenautomaten stehen fünf Gestelle und unterhalten sich darüber, wie und wann sie sich Liebeskugeln eingeführt haben. Mumu-Milo stolzierte mit dem Klicker-Klacker im Unterboden einst durch Sacre Coeur, andere haben von den Dingern noch nie gehört. Nimmt man denn eine oder alle beide? Klimpern die da drin? Ist das geil? Um den Schmerz über das Gesehene irgendwie zu lindern, kneift man sich am besten mehrfach in den Unterarm. Oder schaut sich nochmal das Ergebnis vom Spiel des HSV an.
Derweil müssen die trüben Tanten zu einer Art Spiel antreten. Wieder muss etwas kaputtgekloppt werden, wie schon am Vortag, als Jens, der auch im Trainingsanzug aussieht wie ein verzärtelter Lord aus einem Hanni&Nanni-Buch, und Steffen, dessen Gesicht immer mehr zerläuft, einen Betonklotz zerhämmern mussten. Was einem tatsächlich noch einmal minutenlang gezeigt wird, eine Art Directors Cut des Grauens. Wer plant so etwas? Wer entscheidet das? Wer sagt da in irgendeiner „Kreativ“runde: Hey, wie wäre es, wenn wir sie mit einem Hammer einen Klumpen Beton kaputtschlagen lassen? Super, und die Mädels gleich hinterher. Die dürfen wenigstens zwei Autos zerlegen und sehen dabei aus die jungen Jacob Sisters, die ein altes Video der Einstürzenden Neubauten nachspielen.
Sarah Kern entlädt bei „Promi Big Brother“ eine Art Denglisch-Tourette
Promi BB-Tag 2Auf der anderen Seite des Elendsäquators sitzt das kaputte Kleeblatt Zachi, Willy, Dominik und Eloy in der Sofaecke des Luxusbereichs, ein mental abgedunkeltes Herrenquartett, das die Ankunft einer Schüssel voller Brötchen bejubelt wie die Mondlandung und Eloys Rührei, das nicht viel anders aussieht als die Schimpansenkotze, die Sarah in der Kühlschrankschublade angerührt hatte, zu einer Delikatesse hochjazzt. Zum Nachtisch erzählt der Boygroup-Pensionär dann noch das Märchen vom Riesenskrotum, versucht den monströsen Sack mit zwei südamerikanischen Vasen nachzustellen, was den Rest der Bande zur Entspannung in den Jacuzzi treibt.
Gleichwohl darin ertränken würde man sich am liebsten, als Sarah Kern eine Art Denglisch-Tourette in die von Neonlicht erhellte Wohnbaracke entlädt. Angesprochen auf ihren Wohnsitz in der Karibik, kommt es endgültig zur Kernschmelze: Auf St. Barth, there are only Promis. The Place to be, es gibt da nur stars, only beautiful people. Brad Pitt. Alle Ice Cubes dieser Welt. Jeder hat seine Crowd, alle sind da in ihrer Crib, aber das ist eben das Peacevolle. Make a photo but nobody would do it. Keiner zeigt mit dem Finger auf Sean Connery in the Shop und Uma Thurman? I didn’t recognize her. WTF. ROFL. Hashtag nicht erkannt.
Milo mit dem Henna-Tattoo: „Promi“
honorare16hDer Rest der Crazyness als kompaktes Morgenbriefing: Ein von Steffen nachlässig weggeworfener Holzscheit entzündet beinah die Trennwand zum Luxusbereich. Claudia erzählt von einem alkoholisierten (was sonst) Flug nach London, der für sie in den Armen von vier mit Maschinengewehren bewaffneten Bobbys endete, irgendwie wird ein nichtnachvollziehbares Kurzzeit-Mobbing gegen Sarah Dingens vom Zaun gebrochen und Jens spachtelt Milo ein Henna-Tattoo auf die Stirn, die Aufschrift „Promi“ prangt jetzt dort, wo einst der Pony von Madame Moiré war. Die Reaktion der anderen Insassen, ganz ernsthaft: Von hier sieht’s gut aus. Hashtag alle irre.
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